Schloß Holte-Stukenbrock/Kyjiw. Sven Barbaresko hat seine Bestimmung gefunden. Er fokussiert sich voll und ganz auf seine Unterstützung der Ukraine. Seinen Beruf in Deutschland hat er aufgegeben, jetzt bemüht er sich um ein Visum und eine Arbeitserlaubnis im Kriegsland.
Er schließt sich der Hilfsorganisation „United for Freedom“ an, für die er in der Vergangenheit schon zweimal in der Ukraine war und aktuell eine Weihnachtsaktion begleitet.
Momentan hält er sich in der Hauptstadt Kyjiw auf und rechnet mit massiven Angriffen Russlands. Wohl als Reaktion auf die Tötung des russischen Generals und dessen Adjutanten in Moskau. Schon bei seinen ersten beiden Reisen in die Ukraine hat Sven Barbaresko, der in SHS als Lokalpolitiker für die FDP bekannt ist, gefährliche Situationen erlebt, weil er mit der Hilfsorganisation nah an den Frontverlauf gefahren ist.
Mann aus dem Kreis Gütersloh: „Putin ist alles zuzutrauen“
Doch die Lebensgefahr nimmt er in Kauf, weil er überzeugt ist, dass die Ukraine jede Hilfe benötigt – sei es militärisch oder human –, um diesen Krieg zu gewinnen. „Putin ist alles zuzutrauen“, sagt der 43-Jährige im Telefonat mit der NW. „Wenn er die Ukraine bekommt, schreckt er auch nicht vor dem Baltikum oder Polen zurück. Er macht nicht Schluss.“
Die politische Debatte, mit welcher Art von Waffenlieferung Deutschland zur Kriegspartei werden könnte, hat sich Barbareskos Ansicht nach längst überholt. „Für Russland sind wir schon Kriegspartei.“ Laut Bundesnachrichtendienst führt Russland in Deutschland Cyberangriffe durch und streut Desinformationskampagnen.
Sven Barbaresko ist Ende 2023 auf „United for Freedom“ gestoßen, ein Projekt der kanadischen Non-Profit-Organisation „Planet of People“. Dort können Menschen zielgerichtet unter anderem für Artikel spenden, die das ukrainische Militär benötigt.
Weihnachtsgeld in Helme, Nachtsichtgeräte und Co. investiert
Barbaresko hat damals sein Weihnachtsgeld in Helme, Stromaggregate oder Nachtsichtgeräte investiert. Geldspenden genügten ihm irgendwann nicht mehr angesichts der verheerenden Nachrichten aus dem Kriegsland. Er schloss sich der Organisation als Fahrer und Verpacker an. Ende September kündigte er seinen Job, nahm seinen Resturlaub und fuhr erneut für einige Wochen in die Ukraine.
Wäre er jünger und fitter, hätte der ehemalige Bundeswehrsoldat vielleicht sogar angeboten, aktiv für die Freiheit der Ukraine zu kämpfen. „Ich weiß, was es bedeutet, unter russischer Obhut zu leben“, sagt er. Aufgewachsen ist er in der DDR.
Zurzeit packen die Helfer Geschenke für Kinder von Soldaten, die selbst keine Zeit dazu haben, weil sie an der Front kämpfen. Die Organisation hat zuvor den Bedarf abgefragt und dann mit Spendengeld Geschenke gekauft, Spender konnten sich auch direkt etwas von einer Amazon-Wishlist aussuchen. Barbaresko und die anderen Helfer verpacken die Geschenke und schicken sie den Soldaten. Die geben sie in ihrem Namen dann an die eigene Familie weiter. Kinder, deren Eltern an der Front gestorben sind, erhalten einen Teddy mit einer Tarnjacke, auf die der Name des verstorbenen Elternteils gestickt wird.
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Manchmal sind die Helfer stundenlang ohne Strom
Fast 1.100 Kinder hat die Organisation erfasst und bedacht. Fertig ist sie noch nicht. Es ist aber auch noch ein bisschen Zeit. Denn die orthodoxen Christen in der Ukraine feiern Weihnachten wegen des julianischen Kalenders erst am 7. Januar. Dringend benötigt werden in der Ukraine jetzt Stromspeicher und -erzeuger wie Powerstations, Aggregate oder Generatoren. „Manchmal sind wir stundenlang ohne Strom“, sagt Sven Barbaresko.
Das Weihnachtsfest will er in Deutschland bei seiner Familie verbringen. Die Meinungen zu seinem Entschluss, dauerhaft in der Ukraine zu helfen, gehen auseinander. Manche finden es gut, manche machen sich große Sorgen. Dass es mit dem US-Präsidenten Donald Trump einen schnellen Frieden geben wird, glaubt Barbaresko nicht. Die Hoffnung auf einen Sieg der Ukraine gibt er indes nicht auf.
Wer mehr über die Organisation wissen oder die Geschenkeaktion unterstützen will, kann sich per E-Mail an ihn wenden unter SvenB81@web.de oder auf der Internetseite (mit „a“ hinter dem „u“) uanitedforfreedom.com schauen.