Ungewöhnlich: Junges Paar im Kreis Gütersloh hat Mini-Zoo im Garten

Schloß Holte-Stukenbrock. Henriette traut sich nur zaghaft ans Gitter. Obwohl dort eine leckere Walnuss lockt. Zu dieser Jahreszeit ist es der Papageiendame wohl ein bisschen kühl draußen, zudem wartet ein Journalist mit seiner Kamera darauf, dass Henriette näher kommt und er sie schön in Szene setzen kann. Bei Fremden sind Papageien sowieso erst einmal skeptisch und gehen auf Distanz. Aras sind große, farbenprächtige Papageien, deren Heimat in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas liegt. Viele Arten dieser Vögel sind in ihrem Bestand stark gefährdet. Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) hat zusammen mit weiteren Partnern die Aras deshalb zum Zootier des Jahres gewählt. Ziel der Kampagne ist es, Aufmerksamkeit auf verschiedene bedrohte Ara-Arten zu lenken und die Erhaltungszuchtbemühungen der Zoos sowie die Schutzprojekte in den Ursprungsländern zu unterstützen. Vor allem morgens und abends ist das Geschrei groß Rund 42.000 Tier- und Pflanzenarten sind in dem Washingtoner Artenschutzabkommen &bdquo;CITES“ erfasst. Es soll ein umfassendes Kontrollsystem für den internationalen Handel mit geschützten wildlebenden Tieren und Pflanzen gewährleisten. Henriettes Besitzerin Verena Tanger kennt sich damit aus. Sie kümmert sich nicht nur mit ihrem Partner Jan Keuchel um die Tiere im eigenen Haus und Garten, sie arbeitet zudem seit 18 Jahren im Tiergarten Homann an der Kaunitzer Straße. Bei Verena Tanger haben Hunde, Chinchillas, Zwerghamster, Landschildkröten und vor allem Vögel wie Sittiche, Kanarienvögel, Kardinäle, Kookaburra, Kakadus, Hühner und eben jene vier Aras ein Zuhause gefunden. Gelbbrustaras wie Henriette gehören nicht zu den gefährdeten Papageienarten. Dennoch: Wer sich ein Wildtier zulegen will, sollte es bei einem zertifizierten Züchter mit Herkunftsnachweis kaufen, sagt Verena Tanger – und vorher mit den Nachbarn sprechen. &bdquo;Aras können richtig laut sein“, sagt sie. Vor allem morgens und abends sei das Geschrei groß. Lesen Sie auch:Gütersloher trotzt Schottergärten mit besonderem Garten-Paradies Zwei Stunden braucht das Paar aus dem Kreis Gütersloh pro Tag für die Versorgung Zudem sollte ausreichend Platz vorhanden sein. Bei Verena Tanger leben die Aras, je zwei vergesellschaftet, überwiegend in einer großen Garten-Voliere, in der die imposanten Tiere auch fliegen können. Daran angeschlossen ist ein Rückzugsgehege, in dem es auch im Winter schön warm ist. Mindestens 10 Grad Celsius benötigen die Tropenvögel. Die Voliere wird jetzt im Winter auf Vordermann gebracht, mit frischen Ästen, auf denen die Vögel klettern können; mit Spielsachen zum Beschäftigen und einer Schaukel. Sommertags dürfen sie auch auf die Terrasse. Die haben Verena Tanger und Jan Keuchel, die zudem seit ein paar Monaten einen Hundefriseursalon betreiben, extra mit einem großen Netz überspannt und so im Prinzip eine zweite Voliere geschaffen. Menschen, die dort sitzen, fühlen sich ein wenig wie im Innern eines Tierparkgeheges. Etwa zwei Stunden täglich wenden die beiden Tierliebhaber auf, um ihren Minizoo zu versorgen. Aras kriegen überwiegend Obst mit einem Anteil Nüssen. Walnüsse fressen sie besonders gern. Keine Aras im Safariland Stukenbrock Im Safariland Stukenbrock leben keine Aras. Dennoch unterstützt der Wildlife-Zoo am Mittweg indirekt über seine Mitgliedschaft – und Mitgliedsbeitrag – in der Deutschen Tierparkgesellschaft. Darüber ist er auch an der Wahl zum Zootier des Jahres beteiligt und stimmt mit ab. Mit der Aktion soll der Fokus gerade auf Tiere gelegt werden, die nicht so häufig in der Öffentlichkeit stehen wie Pandas, Eisbären, Koalas oder Orang-Utans. Nur durch ein großes Netzwerk seien Aufzuchtprogramme und Auswilderungen möglich, sagt der Zoologische Leiter des Safarilandes, Markus Köchling. Dass es um zahlreiche Wildtierarten weltweit ziemlich schlecht stehe, sei vielen Menschen gar nicht bewusst, glaubt er. Er war in den vergangenen Monaten mal wieder in Costa Rica und sagt: &bdquo;Es ist im Dschungel richtig leise geworden.“ Zoos seien wie eine Arche Noah, weil sie mit Zuchtprogrammen Reservepopulationen stabilisieren und aufbauen. Neben dem Erhalt ist auch die Auswilderung wichtig. Die Gelder der aktuellen &bdquo;Zootier des Jahres“-Kampagne werden verwendet, um verstärkt Schutzmaßnahmen für Rotohraras in Bolivien sowie für Kleine und Große Soldatenaras in Ecuador umzusetzen. Es geht um den Schutz von Lebensraum, das Angebot von geeigneten Nistkästen und die Reduktion der Wilderei durch den verstärkten Einsatz von Wildhütern und Öffentlichkeitsarbeit.

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