Männer aus dem Kreis Gütersloh gestehen Gewaltexzess vor dem Bielefelder Landgericht

Schloß Holte-Stukenbrock. In der Nacht auf den 26. Mai (Vatertag) des vergangenen Jahres hatten vier Männer aus Schloß Holte-Stukenbrock im Alter von 18 bis 20 Jahren an den Sammelteichen brutal auf einen stark alkoholisierten 46-Jährigen eingeschlagen und getreten. Den schwerverletzten Mann hatten sie schließlich seinem Schicksal überlassen. Vor dem Landgericht räumten die Täter den Gewaltexzess nun weitgehend ein. Zu leugnen gab es auch nicht viel – ist das Geschehen doch zu weiten Teilen per Handy-Video von den Anwesenden festgehalten worden. Bereits zuvor waren Noah L., Olaf T., Laurin J. und Leander F. (Namen aller Betroffenen geändert) unangenehm aufgefallen. Sie hatten den Abend des 25. Mai gemeinsam mit weiteren Leuten trinkenderweise im Bereich des Bahnhofs zugebracht. Als die auch nach eigenen Angaben laute und pöbelnde Gruppe von der Polizei einen Platzverweis ausgesprochen bekam, zog sie weiter an die Sammelteiche. Dort trafen sie auf den sturzbetrunkenen Simon I. (46), der mit einem nicht minder alkoholisierten Begleiter auf einer Bank saß. Der 18-jährige Leander F. sprach den Mann auf einen mehrere Wochen zurückliegenden Vorfall an. Simon I. sei, so erklärte Verteidiger Ulrich Schmücker nun vor Gericht namens seines Mandanten, ebenfalls anwesend gewesen, als einer seiner Bekannten die Familie von Leander F. bedroht habe. Aus Angst um sich und insbesondere seine Mutter habe F. den Mann zur Rede stellen wollen. Handy-Aufnahmen dienen als Beweismittel Im Folgenden, dies ist durch Handy-Aufnahmen bestens belegt, schlug und trat insbesondere Leander F. auf Simon I. ein. Dabei wurde er zunächst noch verbal von Noah L. bestärkt, der das Geschehen auch filmte. Aber auch die übrigen Angeklagten beteiligten sich an dem Geschehen. Zwischenzeitlich setzte F. den bereits sichtbar verletzten I. auf eine Bank, prügelte dann aber weiter auf ihn ein. Zuvor schrie er sein Gegenüber mehrfach an: &bdquo;Niemand bringt mich um, niemand bringt mich um!“ Schließlich saß der merklich benommene I. auf dem Boden des Stegs, als ihm Noah L. mit Wucht ins Gesicht trat. Simon I. prallte mit dem Kopf gegen eine Strebe des Stegs und blieb regungslos liegen. Auf den Handyaufnahmen der Anwesenden, die Staatsanwalt Veit Walter als nur &bdquo;schwer zu ertragen“ bezeichnete, mischten sich nun ernste Sorge in Form von Ausrufen wie &bdquo;Oh mein Gott, der stirbt“ mit Sätzen wie &bdquo;Er muss schwimmen, er muss schwimmen.“ Als Simon I. wieder die Augen öffnete, zerrten die Angeklagten den vollkommen hilflosen Mann auf eine Bank und entfernten sich vom Tatort. Auf den Aufnahmen ist noch zu hören, dass einer der Beteiligten einem anderen der Anwesenden zuruft: &bdquo;Alter, was ist los? Ich feier das.“ Angeklagter lädt den Film in seinem Snapchat-Profil hoch In der Verhandlung vor der IV. Großen Strafkammer des Landgerichts räumten die vier Angeklagten das Geschehen nun weitestgehend ein. Alle beteuerten, dass ihnen die ganze Sache unheimlich leid tue und dass es niemals zu dieser Tat gekommen wäre, wenn sie nicht derart betrunken gewesen wären. Viel zu leugnen gab es nicht, sprachen die Bilder der Handy-Kameras doch für sich. Eines der Videos stammte von Laurin J., der einräumte, den Film zunächst noch in seinem Snapchat-Profil hochgeladen, diesen dort später aber wieder gelöscht zu haben. Nachdem die Polizei die Angeklagten als Täter ermittelt hatte, waren diese zwischenzeitlich in Untersuchungshaft genommen, die Haftbefehle jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Eine dieser Auflagen lautete, dass die jungen Männer auf keinen Fall vor der Hauptverhandlung Kontakt zu Simon I. aufnehmen sollten. Daher reagierte der Vorsitzende Richter Carsten Glashörster deutlich verärgert, als Georg Schulze, der Verteidiger von Olaf T., erklärte, dass er sich gemeinsam mit seinem Mandanten und Simon I. in den Räumen einer Schloß Holter Anwaltskanzlei getroffen habe. Dort habe sich Olaf T. bei I. entschuldigt und diesem im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs 1.500 Euro Schmerzensgeld zugesagt. Richter Glashörster unterbrach die Sitzung sodann kurzzeitig, um nach einer Weile mitzuteilen, dass die Kammer tatsächlich darüber nachgedacht habe, den Haftbefehl gegen T. wieder in Vollzug zu setzen. Davon sah das Gericht dann jedoch ab. Allerdings gab Glashörster den Angeklagten mit auf den Weg, dass von nun an bei einer Kontaktaufnahme mit I. der jeweilige Haftbefehl sofort wieder in Vollzug gesetzt werde. Der Prozess wird am 23. Januar fortgesetzt.

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