Lebensgefährlich verletzt? Erste Hilfe für Polizeihunde in SHS

Schloß Holte-Stukenbrock. Ein Mann hat die Scheibe eines Autos eingeschlagen und durchsucht es nach Beute. Ein Polizist und sein Diensthund werden Zeugen der Szene. Der Polizist warnt den Täter, seinen Hund von der Leine zu lassen. Der Täter kriegt es mit der Angst zu tun und nimmt Reißaus. Doch er kommt nicht weit. Der Hund ist schneller und packt nach wenigen Metern zu. Die Szene ist nur gestellt, und deshalb wehrt sich der Täter nicht. Im Alltag könnte es auch für den Diensthund gefährlich werden. Der Täter würde vielleicht treten, um sich schlagen. Mit einem Messer oder einem Gegenstand. Um Verletzungen des Hundes sofort versorgen zu können, gibt es jetzt ein Erste-Hilfe-Set für Polizeihunde. &bdquo;Es ist auch ein Zeichen der Wertschätzung“, sagt Ralf Kamp. Er ist leitender Diensthundekoordinator in der Polizeischule (LAFP) Stukenbrock-Senne. Dort werden die Diensthunde für ganz NRW ausgebildet. Er hat das Notfallpaket zusammen mit Wissenschaftlern und Tierärzten entwickelt und gestern vorgestellt. Seit einem Dreivierteljahr ist es im Einsatz, vorwiegend noch in der Aus- und Fortbildung, aber zukünftig sollen alle Diensthundeführer damit ausgestattet werden. Ein Diensthund sei nicht nur ein Einsatzmittel. &bdquo;Er ist viel mehr für mich. Er ist Teil der Familie, ich verbringe sehr viel Zeit mit ihm“, sagt Ralf Kamp. &bdquo;Diensthunde verdienen die gleiche medizinische Versorgung wie Zweibeiner.“ Und das ist mit dem neuen Erste-Hilfe-Set möglich. Die enthaltenen Verbandsmaterialien sind genau auf die Hundeanatomie abgestimmt. Wiederbelebung und Luftröhrenschnitt Damit können Polizisten auch Schuss- und Stichverletzungen im Brust- und Rückenbereich der Hunde behandeln, verletzte Gliedmaßen abbinden, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung vornehmen und sogar einen Luftröhrenschnitt setzen. &bdquo;Spürhunde schnüffeln und stöbern überall herum“, sagt Ralf Kamp. Dabei können sie zum Beispiel von Wespen ins Maul gestochen werden – dann ist schnelle Hilfe erforderlich, ansonsten könnte der Hund ersticken. Mit dem Set allein ist es aber nicht getan. In Aus- und Fortbildungen lernen die Diensthundeführer in der Polizeischule Stukenbrock-Senne auch den professionellen Umgang mit den Erste-Hilfe-Materialien. Dafür hat sich die Polizei einen speziellen Hundedummy angeschafft. Fündig wurde Ralf Kamp in den USA. &bdquo;In ganz Europa gibt es keinen Anbieter.“ K9-Hero heißt das Modell. Das ist nicht irgendein Schießbuden-Stoffhund. In ihm steckt ein Herz-Kreislauf- und ein Venen-System, eine naturgetreue Nachbildung sämtlicher lebenswichtiger Organe. Sogar der Puls lässt sich an Hero fühlen. In einer Übungssequenz zeigen Ralf Kamp und Daniel Witting wie man dem Dummy eine Entlastungskanüle setzt, um das Tier nach Verletzungen an der Lunge zu entgasen. Wie eine Herzdruckmassage bei einem Hund funktioniert – mit Hals überstrecken und Mund-zu-Schnauze-Beatmung. In Deutschland hat nur noch die Bundeswehr so einen Dummy, deshalb beteiligen sich auch angehende Veterinärmediziner an der Ausbildung in der Polizeischule. Notfälle bisher nur selten So fortgebildet und ausgestattet, gewinnen Mensch und Hund im Falle einer Verletzung wertvolle Zeit bis zur Behandlung durch einen Tierarzt. Der könne gerade nachts und auf dem Land nicht immer rechtzeitig zur Stelle sein. &bdquo;Es geht darum, die erste Stunde zu überbrücken“, sagt Ralf Kamp. Verletzungen der etwa 300 Diensthunde in NRW kommen vereinzelt vor, Notfälle nur selten. Gebraucht wurden die Erste-Hilfe-Sets noch nicht. &bdquo;Das ist aber nur eine Frage der Zeit“, sagt Ralf Kamp. &bdquo;Im Ernstfall will ich nicht einfach neben meinem Hund stehen und mich von ihm verabschieden müssen.“

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