Was vom Wahltag in Schloß Holte-Stukenbrock übrig bleibt

Schloß Holte-Stukenbrock. In Schloß Holte-Stukenbrock hat das Auszählen der Stimmen am Wahlabend im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden im Wahlkreis am längsten gedauert. Das lag in erster Linie an der Briefwahl. Das will die Stadt in Zukunft verbessern. Beim Blick auf die absoluten Zahlen wird deutlich, wie stark die CDU eingebrochen ist. Zwei weitere Parteien haben ebenfalls Stimmen eingebüßt. Absolute Zahlen In den absoluten Zahlen wird das Ausmaß des CDU-Debakels in SHS noch deutlicher. 1.220 Stimmen hat die Union gegenüber der Bundestagswahl 2017 verloren. Fast jeder fünfte CDU-Wähler hat sich diesmal anders entschieden. Zweiter großer Verlierer ist Die Linke, die mehr als die Hälfte ihrer Wähler, in Summe 450, verloren hat. Die AfD hat 64 Stimmen eingebüßt, zudem Kleinstparteien wie Piraten (-14), NPD (-15) und ÖDP (-15). Die FDP hat prozentual leicht verloren, aber 17 Stimmen mehr erhalten als vor vier Jahren. Klarer Gewinner sind in absoluten Zahlen die Grünen (+994) und die SPD (+604). Aber auch die Satirepartei &bdquo;Die Partei" (+80) und die Tierschutzpartei (+87) haben deutlich mehr Stimmen erhalten. Stärkste Kleinstpartei ist Die Basis, die sämtliche Coronaschutzmaßnahmen ablehnt. 258 Menschen haben sie gewählt. Briefwahl Die Stadt hatte im Vorfeld schon mit mehr Briefwählern gerechnet als bei den vorangegangenen Wahlen und einen vierten Wahlbezirk eingerichtet. Dass es am Ende so viele Briefwähler waren, hat die Verwaltung trotzdem überrascht und organisatorisch auch an Grenzen geführt. 7.247 Bürger haben per Brief abgestimmt, das entspricht 45 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Briefwahlbezirke hatten daher bis zu 1.800 Wahlzettel zu bearbeiten. Während es in anderen, zum Beispiel WB 11 – Grundschule Stukenbrock/Holter Straße, nur 445 Zettel gab. Die Briefwahlbezirke wurden daher mit zwei zusätzlichen Wahlhelfern aufgestockt. Dennoch waren zwei Bezirke die spätesten im gesamten Wahlkreis. Um die Briefwahlteams zu entlasten, will die Verwaltung die Briefwahlbezirke für die nächste Wahl auf mindestens sechs erhöhen. Helga Klein, Leiterin des Hauptamtes, rechnet damit, dass der Trend zur Briefwahl auch bei entspannterer Corona-Lage bleibt. Maskenverweigerer In keinem der SHS-Wahllokale – auch nicht im gesamten Kreis Gütersloh – musste die Polizei wegen Maskenverweigerern eingreifen. Es habe zwar vereinzelt Diskussionen gegeben, weil Masken vergessen worden waren, aber keine Eskalationen. In den Wahllokalen lagen Masken für die Wähler bereit. In einem Fall wollte eine Person ohne Maske, aber mit Befreiungsattest an der Auszählung als Zuschauer teilnehmen. Das ist grundsätzlich erlaubt, die Auszählungen sind öffentlich. Nach Rücksprache mit dem Wahlkreisleiter, dem Ordnungsamt und den Wahlhelfern durfte die Person am geöffneten Fenster die Auszählung mitverfolgen. Wahlplakate Im vergangenen Jahr hatten zwei Bürger Einspruch gegen die Wahl gelegt, weil sie der Auffassung waren, dass Wahlplakate und -aufsteller zu nah an den Wahllokalen hingen und standen und die Wähler auf den letzten Metern noch beeinflusst hätten. Der Einspruch wurde damals abgewiesen. Dennoch ging die Verwaltung nun auf Nummer sicher und ließ Wahlwerbung nur im weiteren Umfeld zu. &bdquo;Das hat gut geklappt", sagt Beigeordneter Olaf Junker, &bdquo;alle haben sich daran gehalten." Überraschungen In zwei SHS-Wahlbezirken hat die SPD die CDU überholt. Im Grauthoffgebiet, wo in früheren Jahren bei Kommunalwahlen SPD-Kandidaten auch schon mal den Wahlkreis gewannen, verlor die CDU bei den Zweitstimmen im Vergleich zu 2017 etwa 9 Prozent, die SPD gewann 2 Prozent und holte den Wahlbezirk 3 mit 27,4 Prozent knapp vor der CDU. Ähnlich entschieden sich die Wähler im Wahlbezirk 8, zu dem Teile des Tenge-Gebietes und des Bütervenns gehören. Dort verlor die CDU 10 Prozent. SPD, Grüne und AfD legten zu. Enttäuscht wurde die CDU auch in Stukenbrock-Senne, wo eigentlich traditionell die Schwarzen gewählt wurden – zuweilen mit 70 Prozent. 57 Prozent der Zweitstimmen gingen 2013 an die CDU, 2017 waren es 42,6, dieses Mal 31,5. SPD und Grüne verbesserten ihr Ergebnis um 3 bzw. 4 Prozent, die anderem Parteien haben etwas verloren. Kandidaten zum Wahlausgang Christian Haase: Der CDU-Kandidat erreichte 40,09 Prozent, sein persönlich schlechtestes Ergebnis nach 50,01 Prozent 2013 und 44,29 Prozent bei der Wahl 2017. &bdquo;Ich sehe das gar nicht so negativ", sagte am Wahlabend der wiedergewählte CDU-Bundestagsabgeordnete. &bdquo;Bei meiner Arbeit und im Wahlkreis läuft es deutlich besser als auf Bundesebene." Er sieht zwei Gründe für das schlechten Abschneiden auf Bundesebene: eine lange Personaldebatte und dass sich in der Post-Merkel-Ära viele CDU-Wähler von der Partei abwenden. Uli Kros: Der SPD-Kandidat (ohne Listenabsicherung) sagt, &bdquo;ich hätte mir meine Bemühungen gerne damit gekrönt, dass ich direkt in den Bundestag einziehe. Man muss sehen, ob mir das nun mit den Zweitstimmen noch gelingt", sagte er weiter. Die Befürchtung sei allerdings, dass er sein Ziel knapp verfehle. &bdquo;Es ist insgesamt ein Abend, an dem wir uns darüber freuen können, dass die SPD zu einer Stärke zurückgefunden hat, die man ihr vor ein paar Monaten überhaupt noch nicht zugetraut." Nik Riesmeier: &bdquo;Im Kreis Höxter haben die Grünen Zugewinne gemacht. Und ich freue mich über das historisch beste Ergebnis der Grünen auf Bundesebene. Aber wir sind anders angetreten – mit dem Ziel, die Führung zu erreichen. Natürlich bin ich daher auch ein bisschen bedrückt. Für mich persönlich wird es wohl nicht für den Bundestag reichen." Tanja Kuffner: &bdquo;Das ist ein Wahnsinnsergebnis für mich, das beste Einzelergebnis für die FDP seit langem im Kreis Höxter. Und für die FDP freue ich mich auch über das tolle Ergebnis. Auch gerade bei den jungen Menschen konnten wir punkten und die sind unsere Zukunft. Was mich allerdings zutiefst schockiert, ist das hohe Wahlergebnis der AfD im Wahlkreis." Klaus Lange (AfD): &bdquo;Der Einsatz hat sich gelohnt. Die errungenen Prozentpunkte sind ein Zeichen dafür, dass unsere Kampagne bei den Bürgern ankam. Sie zeigen mir auch, dass unser Programm in den Gesprächen überzeugen konnte. Im Wahlkreis bei den Erststimmen bei den Grünen zu stehen, zaubert mir Freude ins Gesicht. Ein riesiger persönlicher Erfolg."

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