Das Ende der Stromgiganten - etliche Mega-Masten verschwinden

Schloß Holte-Stukenbrock. Sie haben seit den 60er Jahren zum Landschaftsbild gehört – jetzt sind fast alle weg: 117 Strommasten einer 220-Kilovolt-Leitung werden derzeit über 25 Kilometer zwischen Paderborn und Bielefeld abgebaut. In und um Schloß Holte-Stukenbrock sind die Stahl-Kolosse schon nicht mehr zu sehen. Die bis zu 50 Meter hohen Türme und auch ihre Betonfundamente sind demontiert worden. Derzeit laufen die Arbeiten in Richtung Süden. Die Kolonnen sind in Schloß Neuhaus angekommen. Stehen bleibt entlang des Weges die 380-Kilovolt-Leitung mit noch größeren Masten. Für den Rückbau hat Netzbetreiber Tennet einen mittleren einstelligen Millionenbetrag veranschlagt. Stahlseile auf riesigen Kabeltrommeln &bdquo;Ohne Probleme" sei der Abbau bislang verlaufen, sagt Tennet-Projektleiter Michel Schneeberg mit der Routine eines Freileitungsmonteurs, den einst das Klettern in großen Höhen auf den Masten und ihren Armen keine Angst bereitet hat. Jetzt plant er den Auf- und Rückbau von Leitungen. Im Oktober begannen Mitarbeiter von Tennet und eines spanischen Subunternehmens mit den Arbeiten an der alten Trasse. Auf riesige Kabeltrommeln wurden die einst stromführenden Stahlseile aufgerollt, zum Teil über mehr als 15 Masten gleichzeitig, wie der aus Paderborn-Dahl stammende Hermann Buschmeier von der Tennet-Bauaufsicht erzählt. Bis Juli sollen die Arbeiten endgültig abgeschlossen und die kleinere Stromtrasse mit ihren Masten dann Geschichte sein. &bdquo;Vier Mann an den vier Ecken sind notwendig" Übrig bleibt in den meisten Fällen fast nichts. Wenn die drei spanischen Kolonnen mit insgesamt 25 Arbeitern loslegen, rollen sie zunächst die Stahlseile auf. Danach klettern sie auf halbe Masthöhe und lösen an allen vier Ecken die Verschraubungen. &bdquo;Vier Mann an den vier Ecken sind notwendig", sagt Projektleiter Schneeberg. Sind die Schrauben locker, zieht ein 100-Tonnen-Kran die obere Hälfte des Masts in die Höhe und legt ihn anschließend sanft ab. Auf der Erde werden die Stahl-Riesen dann zerlegt. &bdquo;Stahlseile und Stahlträger werden komplett verschrottet", sagt Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht aus der Konzernzentrale in Bayreuth. Unterschieden wird nach zwei verschiedene Masttypen, je nach Zugbelastung. Die eine Sorte, so genannte Abspannmasten, bringen rund 11,5 Tonnen Stahl auf die Waage, die Tragmasten noch 8,5 Tonnen. Am Schluss geht es dem jeweiligen Fundament an den Kragen. &bdquo;Je nach Standort sind es verschiedene Gründungsarten", sagt Projektleiter Schneeberg. Abbauarbeiten bei teilweise widrigen Wetterbedingungen Nicht immer sind es vollständig sichtbare Bodenplatten, mitunter auch Rammpfahl- oder Bohrpfahlfundamente. Beim Rückbau kommt ein Bagger mit Hydraulikwerkzeug zum Einsatz, der den Beton zerbröseln lässt, Pfahlfundamente könnten zum Teil mit Maschinen aus dem Boden gezogen werden. Die Eigentümer des Bodens sind laut Tennet beim Bau der Trasse einst einmalig entschädigt worden, eine Dienstbarkeit wurde ins Grundbuch eingetragen, das Grundstück blieb aber stets in ihrem Besitz. In Schloß Holte-Stukenbrock fanden die Abbauarbeiten bei teilweise widrigen Wetterbedingungen statt. Gestoppt wurde das Projekt vom Wetter aber nur für zehn Tage im Februar, &bdquo;als die Masten vereist waren", erinnert sich Schneeberg, dessen Büro in Lehrte bei Hannover angesiedelt ist. Ersatztrasse ist nicht vorgesehen Die Leitung werde nicht mehr benötigt, weil mit der Energiewende Stromflüsse heutzutage überwiegend von Nord(-Ost) nach Süd(-West) zu verzeichnen sind. Der Grund sei im Norden eine Überproduktion von küstennah erzeugtem Windstrom, der im verbrauchstarken Westen und im Süden gefragt sei. Da die 220-kV-Leitung aber auch dafür keine Rolle gespielt habe, könne sie nun zurückgebaut werden. Eine Ersatztrasse ist nicht vorgesehen, die 380-kV-Leitung übernimmt. Auch sie gehört Tennet, übrigens eine Tochter des gleichnamigen niederländischen Stromnetzbetreibers.

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