Ersthelfer wird noch am Unfallort auf A33 dreist bestohlen

Schloß Holte-Stukenbrock / Paderborn. Es ist eigentlich ein gelungener Abend. Mirco Welsing, Geschäftsführer der Paderborner Marketingagentur TMC, hat am Montagabend noch an einer Videoproduktion teilgenommen und macht sich kurz vor 22 Uhr auf den Weg nach Hause. Er wohnt in Schloß Holte-Stukenbrock, der schnellste Weg führt über die A 33. Doch dort steht hinter der Anschlussstelle Paderborn-Sennelager ein Lastwagen auf der Fahrbahn. Mirco Welsing ist der Erste, der anhält und den Notruf absetzt. 90 Minuten später kann er weiterfahren und bemerkt, dass seine Notebooktasche fehlt. Jemand muss sie aus dem Auto gestohlen haben, während Mirco Welsing Hilfe geleistet hat. Wie die Polizei mitteilt, geriet kurz vor 22 Uhr ein 50-jähriger Fahrer eines Viehtransporters, der in Richtung Bielefeld unterwegs war, mit seinem 18-Tonner an die Mittelschutzplanke der Autobahn. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatte ein Gegenstand das Rad des Viehtransporters beschädigt und den Lkw aus der Spur gebracht. Einige Lastwagen mit 90 Sachen durchgerauscht Mirco Welsing nahm von weitem eine riesige Staubwolke wahr. Als er anhielt, wusste er nicht, was für eine Situation er vorfinden würde. Er setzte den Notruf ab und eilte zum Führerhaus. Seiner ersten Einschätzung nach war der Fahrer nicht ernsthaft verletzt. Mittlerweile hielten weitere Helfer an, gemeinsam gelang es, den Fahrer durch die Beifahrertür aus dem Cockpit zu holen. Derweil blökten und rumpelten die Tiere auf der Ladefläche. Dass es zehn Rinder auf dem Weg zum Schlachter waren, erfuhr Mirco Welsing erst später. &bdquo;Wir waren so sechs bis acht Helfer", sagt der Unternehmer. Die umstehenden Autos leuchteten den Unfallort aus, ein Bulli betätigte seine Warnleuchte, &bdquo;trotzdem sind einige Lkw mit 90 Sachen einfach durchgerauscht", sagt Mirco Welsing. Er hat seine eigene Gesundheit riskiert, um anderen zu helfen. Und dann das: Nachdem er vor Ort seine Zeugenaussage getätigt hatte, machte er sich auf den Heimweg. Er war noch aufgewühlt, bemerkte aber, dass irgendetwas im Auto anders war. Die Tasche war weg. Er hatte sie zu Beginn der Fahrt in den Beifahrerfußraum gestellt und während der Ersten Hilfe natürlich dort liegen lassen. Das Auto war auch nicht abgeschlossen. Dann dämmerte ihm, welche Wertgegenstände jetzt weg sind: seine Brille, seine teure 360-Grad-Kamera, Schlüssel und der Transponder für das Schließsystem der Firma. Zudem die Autoschlüssel des Firmenwagens und sein Notebook. &bdquo;Ich dachte, die klauen in der Nacht den Firmenwagen", sagt er. Das ist zum Glück nicht geschehen und nun nicht mehr möglich. Auch die Firmenschlösser müssen nicht ausgetauscht werden, er konnte seinen persönlichen Transponder sperren lassen. "Vergleichbares ist mir noch nicht untergekommen" Die Wertsachen sind aber weg. Und es ist nicht auszuschließen, dass der Dieb die Passwörter des Notebooks knackt und so an Firmendaten herankommt. Wichtiges sei nicht lokal auf Geräten gespeichert, sondern auf dem Firmenserver. Aber auf seinem Notebook liegen auch persönliche Daten von aktuellen Bewerbern. Mirco Welsing geht von mindestens 4.000 Euro Schaden aus. An seinem Auto hat er in der Stresssituation mit all dem Qualm und Lärm niemanden gesehen. Vor seinem Wagen haben zwei weitere Autos geparkt, die vor ihm wieder gefahren sind. Auf der Polizeiwache in Schloß Holte-Stukenbrock hat Mirco Welsing noch in der Nacht Strafanzeige gestellt. Seine Geschichte macht auch die Beamten fassungslos. &bdquo;Vergleichbares ist mir noch nicht untergekommen", sagt Polizeisprecher Fabian Rickel. "Es fühlt sich dreckig an" Mirco Welsing ist nicht nur entsetzt. &bdquo;Es fühlt sich dreckig an", sagt er. Und dennoch: &bdquo;Trotzdem würde ich immer wieder anhalten. Ich bin oft auf der Autobahn unterwegs und will, dass mir andere auch helfen, wenn ich mal in Not geraten sollte." Seinen Vertragspartner Fujitsu hat er schnellstmöglich um ein Ersatznotebook gebeten. Als der Partner von diesem dreisten Diebstahl gehört hat, hat er das Ersatznotebook sogar kostenlos zur Verfügung gestellt.

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