Schutzimpfung gegen Corona ist jetzt in Stukenbrock gestartet

Schloß Holte-Stukenbrock. Ein entspanntes Weihnachtsfest, das hat es für Bernd Zilger in diesem Jahr nicht gegeben. Statt besinnliche Stunden im kleinen Kreise der Familie zu verleben, hat Zilger am Telefon gehangen, Mails geschrieben, organisiert und auf Entscheidungen reagiert, die von einem auf den anderen Tag schon wieder hinfällig gewesen sind. Am 18. Dezember hatte der Leiter des Caritas-Seniorencentrums St. Johannes in Stukenbrock vom Impfzentrum Gütersloh die Nachricht erhalten, dass Bewohner und Mitarbeiter, die das möchten, am ersten Weihnachtstag die Corona-Schutzimpfung erhalten sollen. Was folgte war ein Hin und Her. Am Mittwoch schließlich konnte doch geimpft werden. Die Alteneinrichtung in Stukenbrock ist damit nach Versmold die zweite im Kreis Gütersloh. &bdquo;Wenn man es nicht machen lässt, dann darf man sich hinterher auch nicht beschweren" Für Bewohnerin Adelheid Mertens, die seit vier Jahren im Seniorencentrum lebt und dort Beiratsmitglied ist, stand außer Frage, sich impfen zu lassen. &bdquo;Jetzt bin ich beruhigter", sagte die 77-Jährige nach dem kleinen Piks. &bdquo;Wenn man es nicht machen lässt, dann darf man sich hinterher auch nicht beschweren." 86 der insgesamt 121 Bewohner stimmten der freiwilligen Coronaschutzimpfung ebenfalls zu, von den Mitarbeitern der Einrichtung waren es 46 von 120. Betriebsarzt Alfred Stroband, der lange leitender Arzt des Betriebsärztlichen Zentrums in Bielefeld-Bethel war, und seine Frau Silvia, die drei Jahrzehnte das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe leitete, hatten sich bereiterklärt, die Impfungen unentgeltlich durchzuführen. Beide sind pensioniert und kennen die Stukenbrocker Einrichtung gut. &bdquo;Wir wollten ihnen nicht zumuten, in den Keller zu kommen" Martina Goldbeck, Leiterin der Tagespflege und examinierte Krankenschwester, half bei der sensiblen Aufarbeitung des Impfstoffes im dafür hergerichteten Gymnastik- und Therapieraum im Keller. Bereichsleiter Florian Osterloh und Karin Wagner begleiteten Alfred Stroband bei den Impfungen. Die sind in den jeweiligen Zimmern der Bewohner durchgeführt worden. &bdquo;Wir wollten ihnen nicht zumuten, in den Keller zu kommen", betonte Bernd Zilger. Die Mitarbeiter wurden im Anschluss in den derzeit geschlossenen Räumen der Tagespflege geimpft. Anette Moriba hatte sich spontan bereit erklärt, die dort Geimpften in der jeweils 30-minütigen Ausruhphase mit Kaffee und Kuchen zu versorgen. Auch den Mietern des &bdquo;Wohnens im Alter" sei die Impfung angeboten worden, berichtete Bernd Zilger. 12 von 18 hätten davon Gebrauch gemacht. Für Alfred Stroband war es &bdquo;ein richtig gutes Gefühl, jetzt zu impfen". Das mache Mut, sagte der 68-Jährige. Stroband spricht sich gegen eine Impfpflicht aus, &bdquo;denn das ist eine höchstpersönliche Entscheidung". Er selbst ist aber absoluter Befürworter. Tochter und Schwiegersohn arbeiten im Universitätsklinikum Heidelberg. &bdquo;Dort wird mittlerweile begonnen, die Intensivstationen freizuhalten." Zilger spricht von zum Teil &bdquo;undurchsichtigen Aussagen" Auch Bernd Zilger sieht die Corona-Schutzimpfungen als große Chance. Er weiß aber, dass viele Gerüchte im Umlauf sind und hätte sich deshalb von Seiten des Bundes und der Länder eine bessere Aufklärungspolitik gewünscht. Gewünscht hätte er sich auch, dass die Kommunikation rund um den Impftermin im Caritas-Seniorencentrum direkt mit dem Impfzentrum in Gütersloh hätte laufen können. So aber musste sich Zilger auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung auseinandersetzen und mit differierenden Aussagen von Bund und Land. Zilger spricht von zum Teil &bdquo;undurchsichtigen Aussagen". Für die zunächst geplante Impfung am 25. Dezember mussten Einverständniserklärungen, Aufklärungsblätter und Anamnesebögen bis zum 22. Dezember zurück sein. Eine sportliche Aufgabe. Und dann kam heraus, dass gar nicht genügend Impfdosen vorhanden waren. Kurz darauf wurde die doppelte Menge angekündigt, dann wieder nicht. Schließlich sollte der Impfstoff am 29. Dezember gegen 10.30 Uhr in Stukenbrock ankommen. &bdquo;Er kam dann schon um 8.30 Uhr." Und zwar in Kühlboxen und viel mehr als bestellt. Also kam ein Wagen der Kreisfeuerwehr Gütersloh und nahm den Überschuss wieder mit – außerdem einen Karton mit Impfzubehör, der eigentlich für eine Senioreneinrichtung im Rheinland bestimmt war. Die kleinen Fläschchen müssen bei 2 bis 8 Grad gelagert werden Im Seniorencentrum ist eigens ein Medikamenten-Kühlschrank bereitgestellt worden, in einem geheimen Raum. Denn man wisse ja nie, sagt Zilger. Die kleinen Fläschchen müssen bei 2 bis 8 Grad gelagert werden und sind fünf Tage haltbar. Sollten sich spontan noch Bewohner oder Mitarbeiter entscheiden, dann können sie am Donnerstag geimpft werden. Die zweite Impfe erfolgt 21 Tage später. Wann es ein zweites ähnliches Angebot gibt, &bdquo;wissen wir nicht", bestätigt Pflegedienstleiterin Pia Pieper. Auch insgesamt seien noch viele Fragen offen. Sicher ist, dass die strengen Hygienemaßnahmen im Seniorencentrum aufrechterhalten bleiben. Und Bernd Zilger, der ist froh, dass alles gut verlaufen ist und sein Kopf nach all der Anspannung in den vergangenen Tagen nicht mehr ganz so doll schmerzt. Dazu tragen sicher auch die vielen positiven Rückmeldungen der Angehörigen bei. &bdquo;Solch ein Lob", sagt Bernd Zilger, &bdquo;tut ja auch mal gut." Bisher fast verschont geblieben Einige Alteneinrichtungen kämpfen derzeit mit etlichen Corona-Fällen. Das Caritas-Seniorencentrum St. Johannes ist bislang weitestgehend verschont geblieben. Im Frühjahr hatte sich bei einem Schnelltest vor einer Kontrolluntersuchung ergeben, dass eine Bewohnerin positiv war. Die Frau hatte allerdings keinen Kontakt mit anderen Bewohnern. Mitarbeiter und auch das Reinigungspersonal wurden getestet und nachgetestet. Die Ergebnisse fielen sämtlich negativ aus. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht, betont Bernd Zilger. Ihm ist es wichtig zu sagen, &bdquo;dass alle Alten- und Pflegeeinrichtungen hervorragende Arbeit leisten".

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