"Ausgemachter Schwachsinn": Stukenbrock wird zum Versuchsfeld

Schloß Holte-Stukenbrock. Der Ortskern Stukenbrock wird zum Experimentierkasten. Die Bokelfenner Straße soll direkt an der Kirche auf einem Teilstück für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Übergangsweise. Die Stadtverwaltung und das Planungsbüro werben für diesen Verkehrsversuch, die Lokalpolitiker bleiben skeptisch, stimmen aber zu. Allein Michael Brechmann (CDU) lehnt das Vorhaben strikt ab. Er sieht nicht nur ein Verkehrschaos im Berufsverkehr auf die Bürger zukommen, er spricht von &bdquo;Mord und Totschlag". Für ihn ist die Idee &bdquo;ausgemachter Schwachsinn". Die jetzige Verkehrssituation an der Kirche in Stukenbrock ist für viele ein tägliches Ärgernis. Schon lange fordern Bürger und Politiker, dass dort etwas geschehen müsse. &bdquo;Es gibt immer wieder Beschwerden", sagt Stadtentwickler Werner Thorwesten. Nun liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, der schon bei Bekanntwerden vor der ersten Beratung im Fachausschuss für viel Unmut gesorgt hat. Thorwesten: &bdquo;Es gab viele Zuschriften, wenig Positives." Nur Fußgänger und Radfahrer dürfen noch durch Das Planungsbüro Röver aus Gütersloh schlägt vor, die Bokelfenner Straße von der Kreuzung an der Hauptstraße / Ecke &bdquo;Tor Deele" bis zur Einfahrt Buschkühle-Parkplatz für den motorisierten Verkehr zu sperren. Fußgänger und Radfahrer dürfen selbstverständlich durch. Etwa 20 Meter, die bewirken, dass die Kreuzung Holter Straße / Hauptstraße zur T-Kreuzung wird. Das soll den Verkehrsstau auf der Holter Straße – gerade für Linksabbieger in Richtung Bielefeld – beseitigen. Die Planer nehmen aber in Kauf, dass sich der Verkehr dann auf andere Straßen verteilt. Und das ist einer der beiden Hauptkritikpunkte der Lokalpolitiker. Unfall an der betroffenen Stelle &bdquo;Man kann sich leicht ausrechnen, auf welche drei Straße sich der Verkehr verteilt", sagt Michael Brechmann (CDU). Parteikollegin Astrid Zellermann ergänzt: &bdquo;Es kann doch nicht gewollt sein, dass sich der Verkehr in das Wohngebiet verlagert." Sie sagt insbesondere für Linksabbieger aus der Bokelfenner Straße auf die Hauptstraße (Höhe Haus Sonnet) schwierige Zeiten voraus. Dort habe sie selbst schon einen Unfall gehabt. Und genau diese Stelle sehen auch die übrigen Fraktionen als Gefahr an. Thorsten Baumgart (FDP) vergleicht die Situation mit der an der Flugplatzstraße. Planer Ralf Düspohl gibt allen Kritikern recht. Dennoch sei es richtig, so Düspohl, den Versuch zu starten. "Das ist nicht die Lösung, sondern ein Versuch" Er erklärt, dass es mehrere Überlegungen gibt, die Verkehrssituation an diesem Knotenpunkt zu verbessern. Die Sperrung des Teilstücks Bokelfenner Straße sei nur eine. Und sie sei notwendig, um Erfahrungswerte für eine spätere Entscheidung zu sammeln. &bdquo;Das ist nicht die Lösung, sondern ein Versuch", betont Planer Ralf Düspohl. Angesichts der anhaltenden Kritik der Politiker springt ihm Stadtentwickler Werner Thorwesten bei. &bdquo;Ich stimme nicht mit ab, aber ich würde dem Versuch eine Chance geben", sagt er. Und er lenkt den Blick auf die Entwicklung des Ortskerns. Die Bokelfenner Straße könne neben der Tor Deele auch zu einer Art Quartiersplatz werden. Probe-Zeitraum drei Monate? Das gefällt Bündnis 90 / Die Grünen, bei denen es über den Vorschlag anfangs keine Einigkeit gibt. Bruno Reinke hält den Versuch für &bdquo;nicht zielführend", kann sich mit dem Aspekt der Quartierentwicklung aber anfreunden. Sein Parteifreund Reinhard Tölke wirbt indes für den Plan. Eine Verbesserung müsse dringend her. &bdquo;Was wir da jetzt vorfinden, ist ja nicht gott-gewollt, das ist CDU-gewollt", sagt er zur bestehenden Verkehrssituation. Einig sind sich alle Lokalpolitiker darin, dass der Erprobungszeitraum – vorgeschlagen sind mindestens drei Monate – zu lang ist. Pascal Lideck, Verkehrsfachmann der Stadtverwaltung, erläutert, dass es mit einem &bdquo;Gewöhnungseffekt" aufschlussreichere Daten gebe. Deshalb sei ein kurzer Zeitraum von wenigen Tagen oder Wochen nicht sinnvoll. Der Fachausschuss einigt sich daraufhin mehrheitlich auf den Kompromiss von zwei Monaten. Zudem solle das Experiment nicht im Winter starten, sondern erst im Frühjahr, wenn die Tage länger werden und sich hoffentlich die Coronalage entspannt.

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