Neue Gedenkstätte kostet 60 Millionen

Schloß Holte-Stukenbrock. Atemlos durch die Nacht: Die Machbarkeitsstudie für den Neubau der Stalag-Gedenkstätte wurde auf den letzten Drücker fertig und ist am späten Dienstagabend auf den letzten Drücker im NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft angekommen. Mit einer Zwischenstation im Kabinett, dem der Parlamentarische Staatssekretär Klaus Kaiser den Förderantrag und die 300 Seiten starke Machbarkeitsstudie vorstellte. Der Förderantrag musste mit Zustimmung des Kabinetts unbedingt vor Mitternacht zurück im Ministerium sein, um den Eingangsstempel des Dienstags zu bekommen, sonst wäre die gesetzte Frist abgelaufen gewesen. Durchatmen. Luft holen. Das Rennen um das 60-Millionen-Euro-Projekt geht weiter. Bereits in etwa drei Monaten wird feststehen, ob es verwirklicht wird. Entscheidend ist, dass eine Expertenrunde mit unabhängigen Fachleuten aus dem In- und Ausland das Projekt für gut befindet und die ersten drei Millionen Euro Fördergelder genehmigen. Das erfuhren am Dienstagabend die Mitglieder des Stadtrates von Barbara Rüschoff-Parzinger. Die Archäologin leitet die Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), die es geschafft hat, die detaillierte Machbarkeitsstudie innerhalb nur eines Jahres zu erstellen. &bdquo;Schloß Holte-Stukenbrock hält gerade den Großteil der Kulturabteilung des LWL auf Trab“, sagte Rüschoff-Parzinger, die vor dem Stadtrat einen spannenden 80-Minuten-Vortrag hielt. Das Stalag 326 war im Zweiten Weltkrieg das größte Lager für sowjetische Kriegsgefangene. 65.000 Menschen sollen gestorben sein. &bdquo;In Osteuropa“, erklärte Rüschoff-Parzinger, &bdquo;ist das Stalag fast jedem bekannt.“ Nach Kriegsende wurde das Stalag-Gelände zum Internierungslager der Briten, danach bis Anfang der 70er Jahre zum Sozialwerk für Vertriebene und Flüchtlinge, und nach 2015 wurden dort vorübergehend wieder Geflüchtete in einer Zeltstadt betreut. Ein vergleichbar genutztes Gelände soll es in ganz Deutschland nicht geben. Seit den 70er Jahren nutzt die Polizei das Gelände zur Ausbildung ihrer Nachwuchskräfte. Und das wird auch so bleiben, das hat sich Bürgermeister Hubert Erichlandwehr versichern lassen vor dem Hintergrund, dass die Polizei für die neue Gedenkstätte von internationalem Rang Fläche abgeben müsste – aber auch neue hinzubekommen würde. »Ich kann Ihnen eine enge Zusammenarbeit garantieren« Der heutige Eingang zur Polizeischule wird – so ist der Plan – der der Gedenkstätte. Dort soll ein Besucherzentrum entstehen mit zum Beispiel einer begehbaren Karte, auf der digital Informationen abgerufen werden können. Das Digitale spielt auch bei der weiteren Gestaltung der Gedenkstätte eine wichtige Rolle. Rechts und links der Straße, die schon seit Lagerzeiten wie mit dem Lineal gezogen über das Gelände führt. werden Stellen markiert, auf den früher Baracken gestanden haben. Auch dort können Besucher auf dem Tablet, das sie durch die Ausstellung führt, historisches Material abrufen: O-Töne von Kriegsgefangenen und Fotos zum Beispiel. Die noch aus Lagerzeiten erhaltenen Gebäude werden (bis auf die evangelische Kirche, die zu weit draußen liegt) in das Konzept eingebunden. Für den eigentlichen Neubau gibt es vier Gestaltungsvorschläge. Fest steht aber schon jetzt, dass 53 Prozent der Fläche für museale Zwecke genutzt werden sollen, der Rest dient der (Weiter)Bildung, Verwaltung und der Wissenschaft. Auch der Förderverein der Gedenkstätte, gegründet 1993 von Werner Busch, der ehrenamtlich die Basis geschaffen hat für eine Gedenkstätte von internationalem Rang, wird dort Büros erhalten. Zur zukünftigen Rolle des Fördervereins sagte im Rat die LWL-Kulturchefin: &bdquo;Ich kann Ihnen eine enge Zusammenarbeit garantieren.“ Eine Stiftung, in die Bund, Land, Kreis, Kommune und der LWL einzahlen würden, soll Betreiberin der Gedenkstätte werden. Die jährlichen Betriebskosten, an denen sich auch die Stadt SHS in nicht unzumutbarer Höhe beteiligen soll, werden mit 5,6 Millionen Euro beziffert. Eröffnet werden könnte das Museum 2025/26.

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