Anton Hofreiter will den Nationalpark Senne

Schloß Holte-Stukenbrock. Die hiesigen Grünen sind glücklich, dass sie einen prominenten Wahlkampfhelfer nach Schloß Holte-Stukenbrock locken konnten. Der Co-Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, diskutiert mit Interessenten hauptsächlich über das Thema &bdquo;Nationalpark“. Mitten im Wald. Es kommen nicht nur Befürworter der Grünen. An den Fragen wird deutlich, dass auch Anhänger anderer politischer Lager vertreten sind. Anton Hofreiter ist überpünktlich. Eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Treffen steht er am Parkplatz am Mittweg und macht Small Talk mit den Anwesenden. Die Bemerkung, dass diese Pünktlichkeit für prominente Politiker im Wahlkampf unüblich sei, scheint er zunächst zu ignorieren. Er sieht sich den Fragesteller ohne eine Regung einen Augenblick an, stellt dann in den langen Haaren und dem Bart Ähnlichkeiten mit sich selbst fest und lässt sich zu einem kurzen &bdquo;immer“ hinreißen. Hofreiter kommt in Jeans und legerem Sakko, tauscht aber, bevor es losgeht, die schwarzen Halbschuhe gegen robuste Wanderstiefel. Die Schuhe habe er immer im Kofferraum, sagt er. Seine Gastgeber laden ihn häufig in die Natur ein. Dort ist der Diplom-Biologe in seinem Element. Die Senne kennt er noch nicht. Aber er war wegen des Tönnies-Skandals schon dreimal in Rheda-Wiedenbrück. Der grüne Bürgermeisterkandidat Philipp Ashton informiert Hofreiter darüber, dass der Kreis Gütersloh 150.000 Euro für eine Imagekampagne ausgibt, um das Ansehen des Kreises wieder aufzupolieren. &bdquo;Schmarrn“, entgegnet Hofreiter mit typisch reduzierter Mimik und lässt in seiner Aussprache keinen Zweifel daran, dass er aus München stammt. &bdquo;Die sollten lieber in Kontrollen investieren.“ Selfies mit Anton Hofreiter Etwa 20 Interessierte kommen. Einige nutzen die Gelegenheit, um Selfies mit dem Bundespolitiker zu schießen. Mit Abstand. Hofreiter bleibt im Hintergrund. Mit einem zaghaften Lächeln. Vom Treffpunkt geht es in einem kleinen Tross auf den Wanderweg ins Furlbachtal. Das sei mittlerweile zu einem Hundeklo verkommen, bemerkt ein Teilnehmer abwertend. Wie zum Beweis kreuzen etwa zehn Hundehalter Hofreiters Weg während seines einstündigen Besuchs in der Mittagszeit. Manche Hunde sind nicht angeleint, obwohl das im Naturschutzgebiet Pflicht ist. Am Ufer des Furlbachs bleibt Anton Hofreiter stehen. Der Tross wartet. Hofreiter schaut über den Bachlauf, als suche er etwas. Sein Blick trifft ein Schild auf der anderen Seite. Rot und weiß. Militärischer Sicherheitsbereich. &bdquo;Dort drüben ist schon der Truppenübungsplatz?“ Anton Hofreiter staunt. Unter einer dicken Buche legen die Grünen auf einem Klapptisch ihre Wahlbroschüren aus. Anton Hofreiter, Philipp Ashton, die Landesvorsitzende der Grünen, Mona Neubaur, und Grünen-Urgestein Reinhard Tölke treten an einen Stehtisch. Tölke ist dabei, weil er die Region viel länger kennt als Ashton. Und besser. Der Furlbach war sein Spielplatz. In dem Stamm der alten Buche, unter der er jetzt steht, hat er vor Jahrzehnten seine Liebe verewigt. Die Buche hat überdauert. Nicht ganz so alt sind die Debatten um die Schaffung eines Nationalparks. Obwohl die schwarz-gelbe Landesregierung den Nationalpark aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen hat, setzen sich die Grünen weiter dafür ein. Anton Hofreiter erklärt, warum: Schutz der Artenvielfalt. &bdquo;Wir müssen die sechste Aussterbekatastrophe verhindern.“ Er redet unaufgeregt, aber seine Argumente überzeugen. Es geht um Zusammenhänge in der Natur, von denen die Menschen noch viel zu wenig verstehen. "Was wäre die Alternative?" Ein Nationalpark würde die vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft, die Heide, zerstören, wendet ein Besucher ein. Hofreiter entgegnet, dass der Schutz auf verschiedenen Ebenen stattfinden kann. Auch in einem Nationalpark werden nicht alle Flächen einfach nur sich selbst überlassen. Auch ökonomisch seien Nationalparks ein Gewinn für die Region. Das zeigen die 16 deutschen Nationalparks. &bdquo;Wenn er ein, zwei Jahre läuft, sind alle dafür.“ Anders als von Kritikern oft dargestellt, soll der Truppenübungsplatz erst Nationalpark werden, wenn das Militär abgezogen ist. Als Folgenutzung. Der Zeitpunkt des Abzugs ist aber nicht abzusehen. &bdquo;Was wäre die Alternative?“, fragt ein Besucher. &bdquo;Wird dann alles bebaut?“ Das schließt Reinhard Tölke aus. &bdquo;Jedenfalls nicht sofort.“ Der Truppenübungsplatz ist geschütztes Fauna-und-Flora-Habitat. Den Grünen reicht das nicht aus.

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