Jugendliche finden Kommunalpolitik "mega spannend“

Schloß Holte-Stukenbrock. Sie sorgen für viel Aufmerksamkeit, stehen für die fünf Ortsteile und werden von den meisten Bürgern als Bereicherung empfunden. Die Neue Westfälische möchte in unregelmäßigen Abständen Menschen der Stadt an die Tischgruppe der Alltagsmenschen am Rathaus bitten, um mit ihnen über Themen zu sprechen, die sie bewegen. Diesmal sind Jennifer Kleinemas und Franka Fockel vom Jugendparlament (Jupa) der Einladung gefolgt. Schon von weitem ist die Gruppe zu sehen. Der Pollhans-Bürgermeister als Symbol für Schloß Holte, der Dunkelhäutige für Sende, die Närrin für Stukenbrock, die Erntedank-Bäuerin für Liemke und der Heidewanderer für Stukenbrock-Senne. Ein Selfie mit dieser Gruppe der offensichtlich durchweg älteren Menschen im Hintergrund? &bdquo;Diesen Impuls hat niemand aus unserer Generation“, betonen die Vorsitzende des Jupa und ihre Stellvertreterin. Obwohl die Gruppe nur einen Katzensprung vom Gymnasium entfernt seht. Beide fühlen sich, als sie dort am Tisch sitzen, in ihrem Eindruck bestätigt, &bdquo;dass die Bevölkerung von Schloß Holte-Stukenbrock im Durchschnitt wohl eher älter ist“. Ob das tatsächlich so ist, können sie zwar nicht sagen, &bdquo;die Wahrnehmung, wenn man durch die Stadt geht, ist aber so“. Und das sei auch kaum verwunderlich, finden die beiden 17-Jährigen, denn &bdquo;für Ältere wird hier viel mehr getan als für die Jugendlichen“. Sie selbst engagieren sich mit großem Eifer im Jugendparlament und freuen sich über alle Maßen, endlich wählen zu dürfen. &bdquo;Bei uns wird zu Hause regelmäßig diskutiert“ Dass diese Vorfreude bei vielen ihrer Altersgenossen längst nicht so euphorisch ist, nehmen sie in ihrem Umkreis wahr. &bdquo;Viele wissen noch nicht einmal, dass sie mit 16 wählen dürfen“, sagt Franka Fockel und rollt verständnislos mit den Augen. Argumente wie &bdquo;ich habe von Politik keine Ahnung“, die hören sie immer wieder und können kaum verstehen, woher dieses Desinteresse kommt. &bdquo;Bei uns wird zu Hause regelmäßig diskutiert.“ Gerade die Kommunalpolitik, schwärmt Franka Fockel und es sprudelt förmlich aus ihr heraus, &bdquo;ist doch so mega spannend, man kann doch so viel machen und sich für ein besseres, nachhaltigeres SHS einsetzen“. Jennifer Kleinemas fasst es so zusammen: &bdquo;Beschwer dich nicht, sondern verändere.“ Sich für eine Partei zu entscheiden, das sei allerdings gar nicht so einfach. Die Wahlprogramme haben sie sich angeschaut. &bdquo;Die Abwägung ist schwierig, ich hätte gerne einen Mix“, sagt Jennifer Kleinemas. Eine deutliche Tendenz haben die Gymnasiastinnen dennoch. &bdquo;Wie die das alles schaffen, das fragen wir uns manchmal, also Hut ab“ Vorteil sei sicher, dass sie durch ihr Engagement im Jupa die meisten politisch Aktiven persönlich kennengelernt haben. &bdquo;Darunter sind viele super engagierte Menschen“, sagt Franka Fockel und zollt denen, die sich neben dem Beruf in ihrer Freizeit für das Wohl der Gemeinschaft einsetzen, großen Respekt. &bdquo;Wie die das alles schaffen, das fragen wir uns manchmal, also Hut ab.“ Mit ihren Mitstreitern im Jupa haben die 17-Jährigen während der Sommerferien mit den Bürgermeisterkandidaten und einigen Parteimitgliedern Videos gedreht. Jeweils mit den gleichen Fragen. Eine Partei hat sich nicht gemeldet, eine andere das Video aus Zeitgründen selbst gedreht. Sieben Minuten lang sollten sie jeweils sein, einige wurden dann doch länger. Na ja, sagen Franka Fockel und Jennifer Kleinemas und zucken mit den Schultern, &bdquo;Politiker reden ja gerne mehr“. Die Videos werden in Kürze im Gymnasium gezeigt und auf der Jupa-Seite www.jupa-shs.de zu sehen sein. Die Vorsitzenden betonen ausdrücklich, &bdquo;dass sie nicht nur für Jugendliche gedacht sind, sondern für alle, die sich noch unsicher sind, wen sie wählen sollen“. Sich so zu informieren, das sei doch &bdquo;eine gute Geschichte für alle Bürger“, findet Jennifer Kleinemas. Franka Fockel weist außerdem auf einen vom Jupa erstellten Kommunal-O-Maten hin. &bdquo;Auch dazu wird es demnächst noch genauere Informationen geben“, kündigt Jennifer Kleinemas an. "Das war schon richtig deprimierend" Kurz vor den Kommunalwahlen am 13. September wird das Jupa außerdem Junior-Wahlen an beiden weiterführenden Schulen ab Klasse 7 organisieren. &bdquo;Unser Hauptziel ist es, junge Menschen zu animieren“, betont Jennifer Kleinemas. Deshalb möchte das Jupa vor den Wahlen auch noch eine Podiumsdiskussion realisieren. &bdquo;Höchstwahrscheinlich aber online im Live-Stream“, denn alles andere zu planen, das sei in Zeiten von Corona wirklich &bdquo;extrem schwierig und anstrengend“, berichtet Jennifer Kleinemas von stetig wechselnden Anforderungen während der Pandemie. Viel Arbeit hatte der Jupa-Vorstand in die Vorarbeit für den &bdquo;Sommer gegen Rechts“ gesteckt. Nichts davon konnte stattfinden. Auch das geplante Speed-Dating nicht. &bdquo;Das war schon richtig deprimierend, aber die Gesundheit geht nun einmal vor.“ Zurück zu den Alltagsmenschen und zur demographischen Entwicklung, die tatsächlich, und nicht nur in SHS, in Richtung der älter werdenden Bevölkerung deutet. Zum Studium, da wollen Jennifer Kleinemas und Franka Fockel auf jeden Fall in eine andere Stadt ziehen. Aber vielleicht werden sie irgendwann wiederkommen und sich dann selbst kommunalpolitisch aktiv einbringen. Vorstellen können sie sich das. Zunächst aber werden sie vor der Kommunalwahl &bdquo;noch ganz viel diskutieren und Argumente austauschen“. Und noch etwas: &bdquo;Eine absolute Mehrheit wäre wirklich blöd, da kommt doch gar keine wirkliche Diskussion zustande.“

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