Schloß Holte-Stukenbrock

Patrizia Moresco kommt an in „Holte Schloß Stukenbrock“

Die Berliner Künstlerin besticht mit bissigen, doppelbödigem Humor, engagierter Beobachtungsgabe und schauspielerischer Darstellungskunst in der Veranstaltungsreihe „Glanzlichter“.

Mühelos wechselt Patrizia Moresco Rollen, Plätze und Themen und spießt den ganz normalen Wahnsinn in unserem Alltag auf. | © Sibylle Kemna

09.03.2020 | 09.03.2020, 16:56

Schloß Holte-Stukenbrock. Ein Feuerwerk an Comedy, Slapstick und Gesang zündet bei den „Glanzlichtern“ die in Berlin lebende Kabarettistin Patrizia Moresco. Die mehr als 120 Zuschauer in der Aula des Gymnasiums zieht sie mühelos mit ihrer sprühenden Energie in ihren Bann.

Sie hat gerade sieben Stunden im Auto von Berlin nach „Holte Schloß Stukenbrock“ gebraucht, hat Fieber und fühlt sich mies, aber das kann die Powerfrau mit italienischen Wurzeln nicht davon abhalten, witzig-spritzig ihr Programm „#Lach_mich“ darzubieten.

Man merkt, dass diese 62-Jährige nicht nur die Schauspielschule besucht hat und mit starker Ausdruckskraft in alle Rollen schlüpfen kann, auch verfügt sie über eine großartige Beobachtungsgabe, mit der sie die unterschiedlichsten Bereiche des Alltags und ihre Mitmenschen symbolisch aufspießt.

"Ich weiß, wann es knallt"

„Ich war in vier Beziehungen, ich weiß, wann es knallt“, beteuert die Komikerin und nennt unter anderem die Rechtsextremen im Bundestag. „Diese geistigen Brandstifter können wir uns nicht länger schönreden.“ Beim Autofahren knallt es dagegen selten, denn Moresco kann perfekt einparken. Männern, die Frauen reinwinken, könne man ja nachts im Bett auch mal die Richtung weisen: „Weiter rechts, eindrehen, Stopp.“

Dass auf Tampons Luxussteuer erhoben wird, aber nicht auf Kerosin, nimmt sie gerne aufs Korn, wie auch das selbstfahrende Auto, den Trend zum Meditieren, die Autokorrektur beim Smartphone und die Auswüchse des Internets von Influencern bis Hasskommentatoren. Glücklich ist sie dagegen über die vielseitigen Youtube-Videos, mit deren Hilfe man alles reparieren kann. Wie die Kids für ihre Zukunft auf die Straße gehen, findet sie beachtlich. Denn für die sei doch Hausarrest „endgeil“. Vorwürfe, die wollten doch nur den Unterricht verpassen, entkräftet sie mühelos: „Ich hab keinen Klimawandel gebraucht, um die Schule zu schwänzen.“ Die beiden warmen Sommer verdanken wir übrigens ihr – und den anderen Dieselfahrern, die dachten, sie tun etwas Gutes für die Umwelt, wenn sie einen Diesel erwerben.

Typisches Augenrollen

Mit ihrer unbeschreiblichen Mimik und Gestik, dem typischen Augenrollen, ihrer sympathischen Ausstrahlung und Schlagfertigkeit macht sie vor nichts halt, auch nicht vor sich selbst. Sie kritisiert, geistreich verpackt und voller Wortwitz, den ganz normalen Wahnsinn, der uns oft nicht bewusst wird.

So bleibt manchem der Lacher im Hals stecken, oder auf bissige Bilder, wie den „Seniorenteller“, mit dem sie beschreibt, dass das Auto mit künstlicher Intelligenz eher Alte als Junge auf den Haken nimmt, wird erst mal mit Bestürzung reagiert. Die freche Komödiantin bekommt viel Applaus für ihre kurzweilige, vielseitige Darbietung, zu der auch Lieder gehören.

INFORMATION


Das nächste Glanzlicht

In der städtischen Veranstaltungsreihe „Glanzlichter“ geht es bei dem nächsten Termin um die Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“. Der gleichnamige Film kam 2016 ins Kino, die Theaterfassung feierte 2017 am Wiener Akademietheater Premiere. In der Aula am Gymnasium gastiert das Tourneetheater Thespiskarren mit der Komödie am Donnerstag, 19. März, ab 20 Uhr. Darin geht es um die Geschichte der pensionierten Lehrerin Angelika Hartmann, die für sich und ihre Familie beschließt, einen Geflüchteten aufzunehmen. Karten für die Vorstellung gibt es unter anderem bei der Neuen Westfälischen am Holter Kirchplatz 21-23.