„Früher reine Männersache“: 19-Jährige aus Kreis Gütersloh macht besondere Ausbildung

Verl. Kühl ist es und regnerisch. Eine feine Nebelschicht liegt über dem Hof Dresselhaus. Roswitha, die Kuh mit der Nummer 66, ist als Nächste an der Reihe. Zielsicher steuert sie den Melkroboter an. Per Laser sucht der Roboter dort ihre Zitzen. &bdquo;Während des Melkvorgangs gibt es für die Tiere Kraftfutter“, berichtet Theresa Kammertöns, warum sich die Kühe liebend gerne maschinell Milch abzapfen lassen. Die 19-Jährige lässt sich zur Landwirtin ausbilden und ist damit eine von 17 Frauen im Kreis Gütersloh, die sich für diesen Beruf entschieden haben. In Deutschland liegt der Prozentsatz von Frauen in dieser Ausbildungssparte bei 21 Prozent. Allerdings mit steigender Tendenz: Im Jahr 2005 war der Anteil an Landwirtinnen nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft noch bei weniger als neun Prozent. Zahlen der Landwirtschaftskammer NRW in Münster sagen, dass es aktuell 354 weibliche Azubis im Beruf Landwirtin in ganz NRW gibt. Lesen Sie auch: Kuh mit Smartwatch: Gütersloher Landwirt gibt Einblick in fortschrittlichen Betrieb 19-Jährige aus Kreis Gütersloh erfüllt sich Kindheitstraum &bdquo;Schon ab der siebten Klasse war klar, was ich machen wollte“, erzählt Theresa Kammertöns, die regelmäßig auf dem Hof ihres Onkels Philipp Dresselhaus, dessen Betrieb in Bornholte an der Stadtgrenze zwischen Verl und Schloß Holte-Stukenbrock liegt, zu Gast war. Nach einem Praktikum an der Gesamtschule SHS verfestigte sich dieser Wunsch und zusätzlich während eines Jahrespraktikums in einem Varenseller Milchviehbetrieb. &bdquo;Einen Bürojob, den konnte ich mir gar nicht vorstellen“, sagt die 19-Jährige, &bdquo;es musste etwas draußen sein.“ Mittlerweile hat die Stukenbrockerin während ihrer Ausbildung in einem Bio-Schweinebetrieb in Werther Erfahrungen gesammelt und ist seit August 2024 bis Ende Juli 2025 auf dem Hof Dresselhaus. &bdquo;Weil ich vorher mein Fachabi gemacht habe, kann ich die Ausbildungszeit von drei auf zwei Jahre verkürzen“, erzählt die zierliche junge Frau. &bdquo;Früher war die Landwirtschaft reine Männersache“, bestätigt Philipp Dresselhaus. Die Arbeit sei schwer gewesen, &bdquo;vieles musste per Hand erledigt werden“. Heute laufe bereits eine Menge maschinell. Landwirt aus Kreis Gütersloh bestätigt aktuellen Trend &bdquo;Und wenn Hilfe benötigt wird, dann ist sie ja da“, betont der staatlich geprüfte Landwirt. Im Jahr 2017 hat er den Hof von seinem Vater Josef übernommen. Philipp Dresselhaus kann den Trend, dass es zunehmend mehr weibliche Azubis gibt, bestätigen. Fakt sei auch, dass viele Lehrlinge mittlerweile gar nicht mehr von einem eigenen Hof kämen. &bdquo;Die Dichte nimmt ab, viele kleinere Höfe schließen“, sagt Dresselhaus. Dennoch sei Landwirt ein Beruf mit Zukunft, &bdquo;denn gegessen wird immer“. Auch von den Kühen. Jede Einzelne fresse etwa 50 Kilo pro Tag, das seien in etwa 3,5 Prozent des Eigengewichtes, gibt Theresa Kammertöns ihr Wissen weiter, denn das Gewicht betrage durchschnittlich 700 Kilo. Die meisten Wiederkäuer sind schwarz-weiß gefleckt, drei von ihnen braun und eine braun-schwarz. Das hänge mit der Genetik zusammen, weiß Theresa Kammertöns. &bdquo;Im Prinzip ist es wie mit der Haarfarbe bei den Menschen.“ Kuh Roswitha, der die 19-Jährige den Namen gegeben hat, hat mittlerweile Platz im Melkroboter gemacht. Auf einem Display ist abzulesen, wie oft sie schon da war und wie viel Milch sie gegeben hat. Auch, welches Tier noch gar nicht da gewesen ist, erkennt der Computer. 19-Jährige aus Kreis Gütersloh hat konkrete Zukunftspläne Der Wecker von Theresa Kammertöns rappelt in Stukenbrock um 5.45 Uhr. &bdquo;Um sieben muss ich anfangen“, sagt sie. Mit dem Auto ist sie in zehn Minuten in Verl, im Sommer radelt sie zum Hof. Der Melkroboter ist die erste Station des Arbeitstages. Nach der Frühstückspause wird gefüttert und dann geschaut, was sonst auf dem Hof anfällt. Im Sommer sei das mit der Getreideernte naturgemäß mehr, bestätigt die angehende Landwirtin. Aktuell wird mehr Zeit in die Maschinenpflege und anstehende Reparaturen gesteckt. &bdquo;Alles wird gewaschen und eingewintert“, erzählt Theresa Kammertöns, von Arbeiten, die ihr leicht von der Hand gehen. Und wenn sie auf den großen Trecker steigt, dann wird der Sitz so passend eingestellt, dass sie mit den Füßen auf den Boden kommt und vorne drüber gucken kann. Lesen Sie auch: Hoher Schaden im Kreis Gütersloh – Landwirte beklagen Sabotage bei der Ernte Nach dem Ende ihrer Ausbildung möchte sie Agrarwirtschaft studieren und danach &bdquo;auf jeden Fall etwas mit Tierzucht machen“. Vorstellen kann sich Theresa Kammertöns, dann Landwirte zu beraten. In ihrer Freizeit ist die Tochter des neuen Leiters der Freiwilligen Feuerwehr Schloß Holte-Stukenbrock, Daniel Kammertöns, seit 2017 in der Jugendfeuerwehr aktiv und gehört seit ihrem 18. Lebensjahr der aktiven Wehr an. Elf Jahre lang hat sie zudem voltigiert. &bdquo;Dafür“, sagt sie, &bdquo;bleibt jetzt keine Zeit mehr.“ Dafür umso mehr für Roswitha und alle anderen Kühe auf dem Hof Dresselhaus.

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