Kreis Gütersloh/Schloß Holte-Stukenbrock. Der Verein Achtung für Tiere will Volksfeste von Ponykarussells befreien. In Absprache mit dem Deutschen Tierschutzbund - dem Dachverband des Vereins - wurden jetzt fünf Bürgerantrage aufgesetzt, berichtet Vorsitzende Astrid Reinke. In der nächsten Woche sollen die Anträge in Gütersloh, Verl, Rietberg, Schloss Holte und Rheda-Wiedenbrück eingehen.
„Kein Tier läuft freiwillig stundenlang im Kreis, nicht einmal minutenlang. Pferde sind keine Güterwaggons. Sie sind empfindsame und gefährliche Fluchttiere", begründet sie die Anträge und verweist auf die jüngst gefeierte Pollhans-Kirmes samt Ponykarussell.
Dort seien Ponys mit dem Kopf voran oder neben dem Hinterteil des Vorpferdes gegangenen, so Reinke. Eine Führperson habe einen großen, ausgebundenen Schecken immer wieder mit dem Trensengebiss im Maul gerissen und ihm mit erhobenem Finger gedroht. "Das Pferd war unruhig, versuchte die Person zu beißen."
Plötzlich soll es einen Tumult gegeben haben
Reinke warnt vor der Gefahr, die Ponykarussells für Mensch und Tier darstellen. Ein Pony sei ausgeschlagen und von dem eng hinter und neben ihm gehenden Tier bedrängt worden. Ein Schimmel habe deutlich hörbar genschaubt und versucht, mit dem Kopf zu schlagen. " Es schien Angst zu haben. Plötzlich gab es Tumult. Der Schimmel stieg, das Kind oben drauf kippte herunter, wurde von jemandem gegriffen und weinte lange laut." Das Pferd habe noch einen Menschen mit sich gezogen, sei dann aber doch festgehalten und entfernt worden.
"Pferde, die bedrängt werden, können Menschen verletzen oder töten", ist sich die Tierärztin sicher. „Wenn Erwachsene von einem Pferdehuf getroffen werden - wer fängt dann die Kinder auf?" Dass der Kreis Gütersloh sich nicht einmal mit dem einfachen Wechsel der Gehrichtung für die Ponys durchgesetzt habe, offenbare Hilflosigkeit von Amtstierärzten. Diese seien auch die meiste Zeit nicht am Ponykarussell.
Bürgeranträge an die Städte Gütersloh, Verl, Rietberg, Schloss Holte und Rheda-Wiedenbrück sind in Arbeit", kündigt Reinke an.
Schon im vergangenen Jahr war das Ponykarussell auf Pollhans von Tierrechtlern kritisiert worden, woraufhin das Thema auch im Ordnungsausschuss behandelt wurde. Damals berichtete Ordnungsamtsleiter Egon Henkenjohann, dass der Betreiber der Westernreitbahn, die Herforder Firma Kaiser nicht nur über sämtliche tierschutzrechtlichen Erlaubnisse zum Betrieb einer Reitbahn verfügt, sondern dass die Firma sowohl am Betriebssitz in Herford als auch an den Veranstaltungsorten veterinärmedizinisch überprüft werde.
Ponys waren aufmerksam und ausgeglichen
In Schloß Holte-Stukenbrock habe er, Egon Henkenjohann, sich gemeinsam mit Amtstierärztin Sabine Beckmann, dem Vorsitzenden des Ordnungsausschusses, Stefan Burckardt und dem Marktmeister Klaus Lüke die Ponys, die Reitbahn, die mobilen Stallungen und die Grünflächen, auf denen die Tiere ihren Auslauf haben, angesehen.
Er berichtete weiter, dass die Firma Kaiser zwölf Ponys mitführe, von denen sich drei bis fünf im Einsatz befänden. Laut Gesetz darf jedes Pony vier Stunden im Einsatz sein. Das Unternehmen Kaiser wechselt die Reittiere nach zwei bis zweieinhalb Stunden aus. Die Tierärztin stellte 2018 fest, dass die Ponys, auch ein 27 Jahre alter Wallach, in "sehr gutem Ernährungs- und Pflegezustand waren". Sie waren aufmerksam und ausgeglichen.