"Jeden akzeptieren, wie er ist"

Schloß Holte-Stukenbrock. Fragen, die sie immer schon einmal loswerden wollten, stellen Schloß Holte-Stukenbrocker anderen Bürgern der Stadt. Diesmal möchte der ehemalige Chorleiter Peter Schlingmann so einiges vom Vorsitzenden der Kolpingfamilie St. Ursula, Werner Scheips, erfahren.Du gehörst zur St.-Ursula-Gemeinde Schloß Holte und bist hier in zwei Ämtern ehrenamtlich tätig. Du bist 1. Vorsitzender der Kolpingfamilie St. Ursula und stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Was bedeutet Dir die ehrenamtliche Arbeit, die doch viel freie Zeit kostet?WERNER SCHEIPS: Zeit ist immer relativ. Wenn man etwas gerne macht, versucht man auch, sich die Zeit dafür zu nehmen. In die Kolpingfamilie bin ich schon als Teenager eingetreten und habe immer mit Begeisterung an Gruppenstunden, Fahrten und anderen Veranstaltungen teilgenommen. So kam ich auch zur ehrenamtlichen Arbeit - als Gruppenleiter, bei den Ferienfreizeiten als Mitarbeiter im Leitungsteam, und dann auch als verantwortlicher Leiter sowie als Helfer bei vielen Veranstaltungen. Mir macht es Spaß nicht nur zu reden, sondern auch konkret mitzuhelfen und Verantwortung zu übernehmen. Als Mitglied im Kirchenvorstand, der für die finanzielle Seite unserer Kirchengemeinde Verantwortung übernimmt, trage ich im Gremium Entscheidungen zum Wohle der St.-Ursula-Gemeinde mit, auch wenn sie vielleicht nicht immer bei allen in der Gemeinde auf Zustimmung treffen.Im Jahre 1994 wurdest Du zum Vorsitzenden der Kolpingfamilie gewählt. Erzähl' mir und den Lesern doch etwas über Deine Mitgliedschaft und Deine Arbeit als Vorsitzender.SCHEIPS: Wie bereits erwähnt, bin ich seit vielen Jahren aktiv in unserer Kolpingsfamilie. Als damals mein Vorgänger Johannes Siek nicht mehr als Vorsitzender kandidierte, habe ich mich bereit erklärt, die Geschicke und das Leben in unserer Kolpingfamilie mitzugestalten. Die Zusage habe ich aber auch nur getroffen, weil ich wusste, dass mir tatkräftige Mitarbeiter im Vorstand zur Verfügung stehen, die mich auch bis zum heutigen Tage unterstützen. So lastet die ganze Arbeit nicht nur auf meinen Schultern, sondern ich kann Arbeit auch weitergeben, mit dem Wissen, dass das Programm auch ohne meine Mitwirkung nicht darunter leidet. Denn allein kann man nicht alles schaffen, was meiner Meinung auch nicht der Sache dienlich wäre.Der Name Kolpingfamilie ist schon etwas Besonderes. Warum bezeichnet sich dieser kirchlich gebundene Verein als Familie und die Mitglieder als Kolpingbrüder und Kolpingschwestern?SCHEIPS: Familie heißt Jung und Alt zusammen, und dies ist sicherlich mit ein Grund dafür, dass ich bei Kolping Mitglied geworden bin. Bei uns in der Kolpingfamilie gibt es ein Programm, wo für jeden etwas geboten wird. So können Kinder genauso wie Senioren bei uns mitmachen. Und wie es in einer Familie gilt, gibt es auch bei uns Brüder und Schwestern. Das sogenannte "Du" ist nicht nur bei uns in Schloß Holte üblich, sondern überall dort, wo sich Kolpinger in Deutschland und auf der ganzen Welt treffen - man duzt sich einfach und sieht das als selbstverständlich an. Wenn ich so irgendwo auf einen anderen "Kolpinger" treffe, weiß ich, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Man versteht sich einfach.Adolf Kolping, der Gesellenvater, wie er auch genannt wird (1813-1865), engagierte sich unter anderem für soziale Gerechtigkeit und für Bildung und Erziehung vor allem der Jugend. Welche Ziele und Schwerpunkte gibt es heute in der Arbeit einer Kolpingfamilie?SCHEIPS: Als Adolf Kolping 1849 den Gesellenverein gründete, wollte er den Gesellen ein Zuhause und einen Halt geben, wie es in einer Familie üblich ist. Er hatte damals schon Ideen und Visionen, die heute noch genauso wertvoll sind. So entstanden sehr schnell viele Kolpingfamilien im ganzen Land und darüber hinaus. Waren zu Beginn nur Gesellen Mitglieder in dem Verband, sind heute alle dort zu Hause und willkommen, die sich mit den christlichen Werten und den Grundlagen, Zielen und Aufgaben der Kolpingfamilie identifizieren können. Ziele und Schwerpunkte sind vielfältig, und die Kolpingfamilien versuchen sich bei Entwicklungsarbeit, Jugendarbeit, Familienarbeit, oder auch in Politik, Bildung und, und, und.Vor kurzem fand im und rund um das Liemker Pfarrheim das traditionelle Heidefest mit Vogelschießen statt. Welche Höhepunkte hat das Jahresprogramm noch zu bieten?SCHEIPS: Wie in jedem Jahr gehört sicherlich unser Stand auf dem Pollhansmarkt sowie auf dem Weihnachtsmarkt zu unseren intensivsten Programmpunkten. Hier helfen immer viele Hände ehrenamtlich mit. Mit dem Erlös aus den beiden Ständen unterstützen wir dann unterschiedlichste Projekte, ob es Entwicklungsprojekte, Renovierungen von Pfarrheim oder Kirche oder andere soziale Projekte sind. Mein persönlicher Höhepunkt, sowie auch von einigen anderen Mitgliedern aus unserer Kolpingfamilie ist sicherlich der Kolpingtag vom 18. bis 20. September in Köln. Unter dem Motto "Mut tut gut" werden wir mit weiteren 15.000 Kolpingern in der und um die LANXESS-Arena und in ganz Köln bei einem abwechslungsreichen Programm zusammen singen, beten, feiern.Wie sieht es in der Kolpingfamilie von St. Ursula mit Nachwuchs aus? Finden auch junge Leute den Weg zu Euch? Wie geht es in dieser Beziehung anderen Kolping-Vereinen in Stadt und Land?SCHEIPS: Wie bei fast allen anderen Vereinen wird es auch bei uns nicht gerade leichter, an Nachwuchs zu gelangen. Dadurch, dass viele Kinder und Jugendliche bis in den Nachmittag hinein von der Schule eingebunden sind und auch die Präsenz von Internet und Co., wird es immer schwieriger, bei der jüngeren Generation das Interesse an Kolping zu erwecken. Für regelmäßige Gruppenstunden, so wie es vor einigen Jahren noch war, sind kaum Kids und Jugendliche noch zu begeistern. Da die Stärke des Verbandes aber ein Verein ist, der für alle Generationen etwas zu bieten hat, haben wir zum Beispiel über die Aufnahme von Familien in unseren Kreis gute Chancen, Kinder und Jugendliche in die Kolpingfamilie mit einzubinden und hoffentlich auch zu begeistern. Leider gibt es aber auch Kolpingfamilien in der näheren und weiteren Umgebung, die drohen zu überaltern und so in Zukunft auch sicherlich um ihre Existenz bangen müssen.Ich erinnere mich, dass es in der Vergangenheit immer wieder Aktionen von Kolping für Projekte in der Dritten Welt gab. Ist für dieses Jahr in dieser Richtung noch etwas geplant?SCHEIPS: Eine eigene Veranstaltung in dieser Richtung ist in diesem Jahr nicht mehr geplant. Auf Bezirksebene übernimmt ja immer eine Kolpingsfamilie die Patenschaft für den Verein Entwicklungshilfe. Hier werden Projekte zur Selbsthilfe in unserem Partnerland Mexiko unterstützt, und seit 2009 wurde die Zusammenarbeit in Mittelamerika auf die Länder Costa Rica, Dominikanische Republik, Honduras und Nicaragua ausgeweitet. Alle 17 Kolpingfamilien in unserem Bezirk Wiedenbrück unterstützen diesen Verein mit unterschiedlichsten Aktionen und Veranstaltungen das ganze Jahr über. Für uns war das Jahr 2004/2005, in dem wir die Trägerschaft für den Verein hatten, unter anderem der Startschuss für unseren Stand auf dem Pollhansmarkt.Werner, wenn Du drei Wünsche frei hättest, was würdest Du Dir wünschen?SCHEIPS: Gute Frage - was wünscht man sich, wenn man Arbeit, immer etwas zu essen und eine Bleibe hat und es einem gesundheitlich auch ganz gut geht. Nun, wenn ich zurzeit so die Nachrichten höre oder sehe, wünsche ich mir, dass wir nie direkt mit einem Krieg konfrontiert werden und nie in so eine Situation geraten, wie es jetzt die Abertausende Flüchtlinge erleben müssen. Ich wünsche mir, dass die Menschen, auch in unserem Lande, es lernen toleranter miteinander umzugehen, jeden so zu akzeptieren wie er ist, und auch einmal bereit sind, etwas zu geben und nicht immer nur zu nehmen. Gesundheit ist sicherlich das, was sich jeder wünscht und was sich niemand auf der Welt erkaufen kann, also wäre das natürlich auch ein guter Wunsch von mir.ZULETZT ERSCHIENENWäschefachfrau Marlies Beckel, Theo Peters, langjähriger Geschäftsführer des FC Stukenbrock, Gerd Hano, ehemaliger Vorsitzender der Kolpingfamilie St. Ursula, der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von St. Heinrich Sende, Philipp Ashton, die Vorsitzenden der katholischen Frauengemeinschaft Sende, Therese Bohnensteffen, Lars Pankoke, Vorsitzender von Schwarz-Weiß Sende, Günter Weitekemper vom SCW Liemke, Gerd Müller von "Unser Dorf Stukenbrock-Senne", der Leiter der Fußballabteilung des PSV Stukenbrock-Senne, Ulf Gansauge, Adrian Manciu, Musiker mit Traumschifferfahrung, Volker Baak, einem der Gründungsväter des Holter Meeting, Tätowierer Sascha Krist, Autowerkstattbetreiber Sebastian Gellrich, Sportfood-Shop-Betreiber Gökhan Yilmaz, Integrationsbeauftragter Metin Eser, der Grieche Giorgos Tsichlakis, VfB-Fußballer Christian Voike, Steinmetz und Hobbyradler Uwe Jauer, Elektromeister Willi Olmer, Motologin Melanie Grumbach, Susanne Schmidt, Leiterin einer privaten Musikschule, Ex-Schützenkönigin Christiane Weege, Fahnenschwenker-Trainerin Maike Bülter, Ex-Schützenkaiserin Veronika Esser, Schornsteinfeger Günter Sykosch, Hobby-Imker Franz Pohl, Brieftaubenfreund Hans-Josef Teutrine sowie der ehemalige Chorleiter Peter Schlingmann.

Meistgelesen