Platz für 55 rollende Tiny-Houses in dieser Stadt im Kreis Gütersloh

Rietberg. Baurecht zum Aufstellen mobiler Tiny-Häuser für das Wohnen auf Zeit, gestapelte Mikro- und Mini-Häuser, dazu viele Gemeinschaftsflächen, der Erhalt der vorhandenen Gehölze und möglichst nur Rad- oder Fußverkehr: So in etwa lautet die Kurzform einer jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung und Planung vorgestellten Nutzungsidee für die Grünfläche westlich des in die Jahre gekommenen Rietberger Klimaparks. Das Denkmodell für den Klimapark selbst, also die Fläche östlich der Wegeverbindung zwischen Stennerlandstraße und Gallenweg, beinhaltet klimagerechte und -resistente Grünstrukturen und Gehölze, eine öffentliche Obstwiese, Klein- und Familiengärten, kleinteilige Sport- und Freizeitangebote sowie einen Naturlehrpfad für Kinder. Idee des kleinen kompakten Wohnens aufgegriffen "Es handelt sich nicht um einen fertigen Entwurf, sondern um eine mögliche Weiterentwicklung der Fläche", stellte Stadtplaner Roger Loh klar. "Wir haben hier die Idee des kleinen kompakten Wohnens aufgegriffen und daraus eine Art Strukturleitbild entworfen." Dabei sei es insbesondere darum gegangen, eine Wohnform für alle Lebensarten, Altersgruppen und unterschiedliche Lebenskonzepte zu schaffen. Lesen Sie auch: Erste Tiny-House-Siedlung im Kreis Gütersloh - noch mehr Baugebiete geplant? Ein Tiny-Haus hat Räder und muss daher straßenverkehrstauglich sein, mit maximalen Ausmaßen von 2,55 Meter Breite, 4 Meter Höhe, 12 Meter Länge und einem Gewicht von 3,5 Tonnen. Bauordnungsrechtlich gilt auch für ein solches Objekt ein Mindestabstand von drei Metern zur Grundstücksgrenze. "Ein Tiny-Haus benötigt also ein 110 bis 150 Quadratmeter großes Baugrundstück, das aber keinen Campingplatzcharakter bekommen darf", so Diplom-Ingenieur Loh. Platz für 29 Mikro- und Minihäuser sowie 55 Tiny-Häuser Für die ebenfalls angedachte kleine und kompakte Wohnform eines beweglichen Miko- oder Minihauses, das in der Regel eine Wohnfläche von 50 Quadratmetern aufweist, braucht es ein 230 bis 280 Quadratmeter großes Grundstück. Loh empfiehlt eine zweite Ebene mit Dachterrasse. Seinen Berechnungen nach bietet das etwa 11.850 große Areal westlich der Wegeverbindung entlang des Klimaparks genügend Platz für 29 Kleine-, Mikro und Minihäuser (ohne Räder) sowie 55 mobile Tiny-Häuser. Im Vergleich dazu könnten auf dem knapp 1,2 Hektar großen Areal rein rechnerisch 15 Einfamilienhäuser mit bis zu 550 Quadratmeter großen Grundstücken entstehen, 23 Doppelhausgrundstücke (bis zu 350 Quadratmeter) und 41 Reihenhaus-Grundstücke (bis zu 200 Quadratmeter). Die Förderung einer Quartiersgemeinschaft für den sozialen Zusammenhalt sowie die Bildung und Vernetzung von Nachbarschaften und Gemeinschaftsflächen spielt in dem Rahmenkonzept eine wichtige Rolle. Nach den vorgestellten Plänen könnten beispielsweise drei Häuser so positioniert werden, dass sie sich im Inneren eine Gemeinschaftsfläche teilen. Die Mobilität der "autoarmen" Bewohner soll mit Blick auf mehr Aufenthaltsqualität und die Schaffung eines Mobilitäts- und Versorgungspunktes auf den Fuß- und Radverkehr ausgerichtet werden. Bäume erhalten, Bachlauf integrieren und grüne Verbindung zur Stadt schaffen Ein weiterer Leitgedanke ist der Schutz und die Stärkung der erhaltenswerten Bäume, die Integration des Bachlaufs in die Freiflächengestaltung, die Schaffung einer grünen Verbindung zwischen dem Quartier und der Stadt, eine qualitätsvolle Schnittstelle zur Nachbarbebauung sowie die Nutzung von Synergien mit dem Klimaparkgelände. Roger Loh empfiehlt, frühzeitig ein abgestimmtes Energiekonzept, beispielsweise für eine gemeinsame zentrale und/oder dezentrale Energieversorgung durch Solarenergie, Geothermie oder Wärmepumpen zu erarbeiten und dafür einen Betreiber zu ermitteln. "Dieses Denkmodell bildet nicht die gängige Wohnform ab, in der der Bauherr das Grundstück kauft", erläuterte Loh und empfahl deshalb, schnell mit der potenziellen Planung und Entwicklung zu beginnen. Die Stadt komme nicht umhin, einen Bebauungsplan aufzustellen, und dann in die Vermarktung einzusteigen, "in welcher Form auch immer". Das Denkmodell biete eine "Superchance für Rietberg" Heinrich Isenbort und Dirk Austermann (CDU) zeigten sich etwas überrascht über die detaillierte Planung, obwohl die Politik hierfür noch gar keinen Grundsatzbeschluss gefasst hat. Ganz anders Gabi Siepen (Grüne), der das Tiny-Haus schon lange am Herzen liegt. "Wir wären die erste Kommune bundesweit, die einen Bauleitplan für solch ein Konzept zur Verfügung stellt und damit richtungsweisend". Auch aus Sicht von Josef Beermann (FWG) bietet das Denkmodell eine "Superchance für Rietberg". Gerd Muhle (SPD) sieht in der Tiny-Haus-Idee ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt und hat keinen Zweifel an der Nachfrage. Außerdem findet er es "charmant, endlich mal ein Baugebiet zu schaffen, aus dem das Auto rausgehalten wird". Konzept soll in den Fraktionen beraten werden Die Politik hat die Verwaltung einstimmig ermächtigt, an der vorgestellten Planung weiter zu arbeiten und auch die weiteren Prüfschritte, beispielsweise zum Thema Gemeinschaftsenergie, einzuleiten. Gleichzeitig soll das Konzept in den Fraktionen beraten und erst in der nachfolgenden Sitzung über die von der Verwaltung erarbeiteten nächsten Arbeitsschritte entschieden werden.

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