Abriss: Diese Rietberger Traditionsgaststätte muss Mehrfamilienhäusern weichen

Rietberg. Jahrzehntelang zählte es zu den beliebtesten Treffpunkten im Rietberger Land: Jetzt ist das Gasthaus von Ria Kreutzheide, die am Rosenmontag 2019 im Alter von 80 Jahren gestorben ist, Geschichte. Anfang Februar rückte der Abrissbagger an und zerlegten das Traditionshaus an der Westerwieher Straße Stück für Stück in seine Einzelteile. Zunächst fraßen sich die wuchtigen Greifzangen durch die 16 Fremdenzimmer und den großen Festsaal, Anfang dieser Woche schließlich nahmen sie sich das Haupthaus vor. Viele Westerwieher verfolgen die tagelangen Abrissarbeiten mit Wehmut, denn die engagierte und in Westerwiehe fest verwurzelte Wirtin, die für jeden stets ein offenes Ohr hatte, hat das gesellschaftliche Leben im Kükendorf über Jahrzehnte geprägt. Gesellschaftliches Leben im Kükendorf geprägt Ihr Gasthaus, das sie Mitte der 1960er Jahre von ihren Eltern übernommen hatte, bot über eine lange Zeit den perfekten Rahmen für die stets ausgelassenen Karnevalssitzungen der Westerwieher Jecken sowie für Hochzeiten, Geburtstage, Konzerte und andere Feierlichkeiten. Ihr Bruder Seppel Kreutzheide (80) baute sich in jungen Jahren direkt nebenan eine eigene, nach wie vor gut florierende Gastwirtschaft auf, mit Kegelbahnen, Fremdenzimmern und einem zusätzlichen Festsaal. Der Wandel der Zeit, mit einst &bdquo;sieben Kneipen und drei immer gut besuchten Festsälen”, wie ihn der heimische Liedermacher &bdquo;Stelte” (Norbert Steltenkamp) in einer eigens komponierten Ballade melancholisch besingt, ging indes auch an Westerwiehe nicht spurlos vorbei. Im Mai 2013 ersteigerte Alfons Külker, der im Dorf ein Elektrogeschäft betreibt, das Traditionshaus und das dazu gehörige 7.800 Quadratmeter große Grundstück für 333.000 Euro. Der vom Amtsgericht festgesetzte Verkehrswert der Zwangsversteigerung in Höhe von 270.000 Euro wurde damit deutlich übertroffen. Ria Kreutzheide durfte bleiben. Sie lebte bis zu ihrem Tode vor zwei Jahren in ihrem elterlichen Haus und schwang auch weiterhin so manches Mal den Zapfhahn. "Dort sind Mehrfamilienhäuser geplant" Zu seinen Plänen für das frei gewordene Areal möchte Alfons Külker auf Nachfrage der NW nichts sagen. &bdquo;Dort sind Mehrfamilienhäuser geplant”, weiß die CDU-Ortsverbandsvorsitzende Anja Rodenbeck, die damals selbst ein Gebot abgegeben hatte. Stadtsprecherin Nina Ackfeld bestätigt das. Eine Baugenehmigung sei bereits erteilt. &bdquo;Es handelt sich um ein so genanntes Geschäft der laufenden Verwaltung”, erklärt Ackfeld und verweist darauf, dass zurzeit auch in einigen gewachsenen Baugebieten Mehrfamilienhäuser entstünden, was (in einer verträglichen Art und Weise) gewünscht sei, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Ackfeld: &bdquo;Bürgermeister Andreas Sunder möchte transparent mit dem Thema umgehen und wird künftig im Ausschuss für Stadtentwicklung und Planung unter Mitteilungen und Anfragen über solche Bauprojekte (ab einer Größe von sechs Wohneinheiten) informatorisch berichten." Beim ersten digitalen Neujahrsempfang des CDU-Ortsverbandes am Sonntag, mit 73 zugeschalteten Teilnehmern, zu dem Anja Rodenbeck als Vorsitzende zusammen mit dem Ortsvorsteher Detlev Hanemann (er war mit einem Anfangsgebot von 100.000 Euro dabei) eingeladen hatte, war der Abriss des Traditionsgasthauses kein Thema. Hanemann ging stattdessen auf bereits erledigte sowie in 2021 anstehende Projekte ein, wie die Realisierung der Radwege entlang der Westerwieher Straße und der Berkenheide, die Fertigstellung der vierten Kindergartengruppe im Dorf, die Renovierung der Kirche und die Vorbereitungen für den Dorfwettbewerb. Auf der digitalen Rednerliste standen zudem der Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus (MdB), Landtagspräsident André Kuper (MdL) und Landrat Sven-Georg Adenauer.

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