"Karneval im Netz ist Kokolores" - Hochburg im Kreis Gütersloh sucht Alternativen

Rietberg. Schunkeln mit Abstand? Bützchen auf die Maske? Und dazu Alkoholkonsum? Klassischer Karneval ist mit Blick auf das hohe Corona-Infektionspotenzial derzeit kaum vorstellbar. Die Rietberger Grafschaftler haben deshalb beschlossen, in der kommenden Session auf große Veranstaltungen mit Publikum zu verzichten. Die Narretei als solche, ist damit aber nicht abgesagt. &bdquo;Wir sind da, haben Lust, können etwas tun, müssen aber abwarten, was machbar ist und passen unsere Aktivitäten an die Vorgaben der Politik an", sagt Vereinspräsident Robert Junkerkalefeld. An Ideen mangelt es den Karnevalisten nicht. Bereit, &bdquo;die Kramp-Karrenbauer zu spielen" Sie reichen von kurzen Menschenaufläufen rund um spontane und unangekündigt aufspielende Musikkapellen über virtuelle Sitzungen und Sketche mit &bdquo;Potsch" oder &bdquo;Frau Warendorf" bis hin zu der Möglichkeit, Sequenzen aus Filmaufnahmen der vergangenen 25 Jahre neu zusammen zu schneiden und ins Netz zu stellen. &bdquo;Genau genommen ist Karneval, der sich anhand von Filmchen oder Musik nur digital im Internet darstellt, Kokolores. Aber auch Kokolores hat mit Karneval zu tun", schmunzelt der Chef einer 1.300 Mitglieder zählenden Narrenschar, die sich dem Humor verschrieben hat.Junkerkalefeld selbst versucht indes, zumindest die Elferrats-Versammlungen, oder die kleinen Ratssitzungen, die es nach einem halbes Jahr Pause jetzt wieder gibt, zu kleinen Karnevalsveranstaltungen zu machen. Denn: &bdquo;Jede Sitzung, in der nicht ernsthaft gelacht wird, ist eine vertane Sitzung." Für die Mitglieder des Vereins und auch für die vielen gewachsenen Gruppen, die in den Altweiber-, Kinder- oder Rosenmontagsumzügen mitgehen, tut Junkerkalefeld die derzeitige Situation &bdquo;irrsinnig leid". Jetzt gehe es darum, diese Gruppen, &bdquo;die den Karneval prägen und überhaupt erst möglich machen", irgendwie bei Laune zu halten, damit die Grafschaftler in einem Jahr nicht wieder bei Null anfangen müssen. &bdquo;Den Kontakt zu halten ist für uns ein ganz wichtiger Punkt." &bdquo;Ironie des Schicksals, dass wir mit Maske auflaufen" Eigentlich wollte Junkerkalefeld die Kappe des Oberjecken, die er seit mittlerweile acht Jahren trägt, im Oktober an den Nagel hängen. Er hat sich aber bereit erklärt, &bdquo;die Kramp-Karrenbauer zu spielen" und so lange weiter zu machen, bis ein/e neue/r Vorsitzende/r gewählt wird. &bdquo;In dieser Zeit ist das Amt eher mit Verantwortung als mit Spaß verbunden, was die Startbedingungen für eine oder einen neuen Präsidenten erschwert", weiß der langjährige Kapitän des Rietberger Narrenschiffes. Bislang hat Corona noch keine Auswirkungen auf die Vereinsfinanzen. &bdquo;Wir hatten das irrsinnige Glück, die Session zu Beginn des Jahres noch voll durchziehen zu können", zeigt sich der 65-Jährige erleichtert über die fast normalen Einnahmen bei weniger Ausgaben. Für das kommende Jahr allerdings erwartet der Finanzexperte auf der Einnahmenseite einen Einbruch von &bdquo;sicherlich 80 Prozent". Zudem ist der neue Sessions-Sticker, der sowohl Elemente der Grafschaftler wie auch von Corona aufweist, in einem Jahr ohne Straßenkarneval nur schwer an den Mann oder die Frau zu bringen. &bdquo;Wir haben Exemplare dieser besonderen Edition auf jeden Fall dabei, wenn wir unsere üblichen Hausbesuche machen", verspricht Junkerkalefeld. Mit diesen Besuchen wollen die Grafschaftler sich bei den Narren in der Kernstadt in Erinnerung rufen und Frohsinn in deren Häuser bringen. Auch darin sehen sie eine Möglichkeit, den Karneval auch in Zeiten von Corona zu leben – wenn die aktuelle Lage es zulässt. Junkerkalefeld: &bdquo;Die Ironie des Schicksals ist, dass wir diesmal zum ersten Mal mit Maske auflaufen würden."

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