Ausflugsziel

Schlossherr im Kreis Gütersloh setzt jetzt auf Kasse zur Selbstbedienung

Schlossherr, Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg, hat ein neues Gerät angeschafft, um Besuchern den Eintritt zu ermöglichen. Woanders hat er gute Erfahrungen gemacht.

Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg steht neben dem neu installierten Kassenautomaten. Für einen Eintritt von fünf Euro macht der den Weg frei zur Schlosskapelle. | © Marion Pokorra

Marion Pokorra
09.03.2025 | 09.03.2025, 16:00

Rheda-Wiedenbrück. Sehr gute Erfahrungen hat Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg damit gemacht, Gästen den Zugang auf Schloss Hohenlimburg über einen Kassenautomaten zu gestatten. Finanziert hat er das über das Förderprogramm „Neustart Kultur“. Weil das auslief, habe er „schnell noch zugeschlagen“ und Unterstützung für eine ähnliche Anlage für Schloss Rheda beantragt. Die ist nun in Betrieb.

Auf Hohenlimburg gibt es den Automaten seit drei Jahren. Früher zahlten Gäste an einem Kassenhäuschen. „Aber das Personal war zu teuer.“ Darum nutzte der Schlossherr das Förderprogramm des Bundes, aufgelegt für die Kultur während der Pandemie. Nun zahlen Interessierte sechs Euro am Automaten, um etwa Wehrgang und die Ausstellung „Schwarze Hand“ zu sehen. 10.000 Besucher zählt zu Bentheim-Tecklenburg auf Schloss Hohenlimburg jährlich, „ohne Führungen und Weihnachtsmarkt“.

In Rheda rechnet er mit etwa 3.000 Gästen, die pro Jahr die Schlosskapelle besuchen werden. Bislang war das nur bei Führungen, angeboten von der Fürstlichen Kanzlei, möglich. Seit Jahresanfang können Besucher am Fuß des Kapellenturms 5 Euro am Kassenautomaten bezahlen, bekommen ein Ticket mit QR-Code und passieren damit das Drehkreuz, überwacht von Videokameras.

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Kassenautomat hat allein 30.000 Euro gekostet

Das Ticket dient zugleich der Kontrolle. Denn wer, ohne zu zahlen, in Richtung des privaten Gartens spaziert, der missachtet die Zutrittsregelung. Ihm wird ein Verwarnungsgeld von 120 Euro auferlegt. Zudem drohe eine Strafanzeige wegen Leistungserschleichung, informiert ein Schild.

Die Holzkonstruktion auf dem Dach der Schlosskapelle in Rheda diente im Zweiten Weltkrieg Wehrmachtssoldaten der Flugabwehr. - © Marion Pokorra
Die Holzkonstruktion auf dem Dach der Schlosskapelle in Rheda diente im Zweiten Weltkrieg Wehrmachtssoldaten der Flugabwehr. | © Marion Pokorra

Um die Privatsphäre der Schlossbewohner zu wahren und die Automaten in die Gesamtanlage einzubinden, hat zu Bentheim-Tecklenburg die Zuwegung zum Kapellenturm von Gartenarchitekt Hal Moggridge planen lassen. Wo bisher ein Treppchen auf eine offene Rasenfläche führte, gibt es nun einen Zaun, eine Buchenhecke, eine wassergebundene Decke und ein abgeschlossenes Tor zum Schlossinnenhof.

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Ausgeschöpft hat zu Bentheim-Tecklenburg für die Neuerungen den „maximalen Förderbetrag von 100.000 Euro - allein der Kassenautomat hat 30.000 Euro gekostet“. Informiert hatte er vorab die Untere Denkmalbehörde darüber, den Zutritt zur Doppelstockkapelle öffentlich zu machen.

Schlosskapelle sei „ein Gebäude europäischen Ranges“

„Gut fand die das eigentlich nicht, weil ein Denkmal besser ohne Besucher geschützt ist“, sagt der Schlossherr. Aufgefordert worden sei er von der Stadt, bei den erforderlichen Erdarbeiten für die Eingangsgestaltung ein Archäologen-Team hinzuzuziehen.

Freigelegt wurde ein alter Wendelstein, das Fundament einer Außentreppe, die zur Kapelle führte. Auch Mauerreste eines Gebäudes, „vermutlich ein Palais, von dem aus man in die die Kapelle gehen konnte“, wurden im Boden entdeckt. Abgebrannt war es Anfang des 18. Jahrhunderts, wovon Aschespuren an den Fundstücken zeugten, informiert zu Bentheim-Tecklenburg.

Wesentlich älter ist der Kapellenturm. Errichtet wurde er im 13. Jahrhundert. Die Schlosskapelle sei „ein Gebäude europäischen Ranges“. Sie biete architektonische Besonderheiten wie islamische und romanische Elemente. Besucher sehen zudem Skulpturen, geschützt durch Glas. Im Wehrgang geben Infotafeln über die Historie und Persönlichkeiten der fürstlichen Familie Auskunft.

Wendeltreppe ins Dachgeschoss des Turms wurde restauriert

Dass durch den neuen Zugang Interessierte das „historisch überregional bedeutende Bauwerk besichtigen können, ist aus touristischer Sicht für Rheda-Wiedenbrück von hoher Bedeutung“, teilt die Stadt aus Anfrage mit. In Absprache mit der Denkmalbehörde hat der Schlossherr auch die Wendeltreppe ins Dachgeschoss des Turms restauriert.

Die Wendeltreppe wurde restauriert und soll auch für dei Öffentlichkeit frei gegeben werden - so das Brandschutzgutachten vorliegt. - © Marion Pokorra
Die Wendeltreppe wurde restauriert und soll auch für dei Öffentlichkeit frei gegeben werden - so das Brandschutzgutachten vorliegt. | © Marion Pokorra

Auch die würde er für Besucher gerne frei geben. Derzeit wird dafür noch ein Brandschutzgutachten erstellt. Wird sie geöffnet, finden Gäste oberhalb der Schlosskapelle nicht nur „eines der ältesten, innen liegenden, mittelalterlichen Klos“. Sie haben auch einen weiten Blick aus den Fenstern und schauen drinnen auf eine Holzkonstruktion.

Die haben Mitglieder der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erklommen. Sie hielten Ausschau nach feindlichen Fliegern. „Hier war der Aussichtsturm der Flugabwehr“, erzählt zu Bentheim-Tecklenburg.

Kutschenmuseum könnte ebenfalls zugänglich gemacht werden

Ihm schwebt eine „weitere museale Erschließung“ vor. Der Kassenautomat mache es möglich, Eintritt zu verschiedenen Bereichen des Schlosses zu erheben. Zugänglich gemacht werden könnte etwa das 1988 eröffnete Kutschenmuseum im Marstall. Um Unterstützung dafür hat der Schlossherr die Stadt gebeten.

„Der Aufsichtsrat der Flora Westfalica hat gesagt: Mach mal.“ Um einen hohen Betrag gehe es nicht, sondern um einen „unterhalb der Bagatellgrenze“, so der Schlossherr.