Rheda-Wiedenbrück. Einige Tage lang stand sie verhüllt vor der Stadthalle, nun ist die Skulptur auf der Plaza zu sehen. Bei einer kleinen Feierstunde wurde das Werk des international renommierten Künstlers Stephan Balkenhol enthüllt. Es ist der Engelmann, der auf einer hellblauen Säule steht.
Er hätte einer der Gäste sein können, in schwarzer Hose und weißem Hemd. Doch hat die Figur schwarze Flügel. Der Engelmann blickt in die Ferne, grobe Richtung St. Vit. „Er stellt eine Art Ausdruckslosigkeit dar, beobachtet niemanden, sondern schaut einfach nur“, erklärte Melanie Körkemeier, Leiterin der Werkstatt Bleichhäuschen. Sie war involviert in die Auswahl des Kunstwerks für die Stadthalle.
Die Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück (KSK) hatte der Stadt zur künstlerischen Gestaltung der Plaza eine Skulptur als Dauerleihgabe angeboten. Nach Gesprächen hatte Körkemeier, die mit dem Projekt beauftragt worden war, drei Künstler vorgeschlagen. Einvernehmlich einigten sich Stadt, KSK und Flora Westfalica auf Stephan Balkenhol.
Stephan Balkenhol gilt als einer der international renommiertesten Künstler Deutschlands
Er gilt als wegweisend in der zeitgenössischen figurativen Skulptur und als einer der international renommiertesten Künstler Deutschlands. Seine meist farbigen Skulpturen seien überwiegend anonyme Figuren, Männer und Frauen, aber auch Tiere ohne Narrativ, so Körkemeier.
„Er stellt selten Herrscher oder historische Helden dar, sondern meist das Durchschnittliche, Alltägliche oder Normale.“ Die unscheinbar, stoisch wirkenden Gestalten, die keine Emotionen ausdrücken, blieben schwer greifbar und geheimnisvoll. „Sie sind anwesend und abwesend in einem.“
Der Engelmann sei beruhigend, weil er nicht beurteile, führte Körkemeier in die Arbeit Balkenhols bei der Enthüllung ein. Er statte seine zeitlosen Figuren gerne mit Attributen aus. Körkemeier sprach beim Engelmann weniger von Engelflügeln, sondern eher von Adlerflügeln, überließ den Betrachtern aber eigene Interpretationen. Für sie sei der Engelmann wie ein Schutzpatron für die Stadt und ihre Menschen. Die kämen in die Stadthalle, um zu feiern oder Veranstaltungen zu besuchen. Spaziergänger und Radfahrer kämen am Engelmann vorbei.
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Skulptur steht auf einem drei Tonnen schweren Sockel
Laut Körkemeier könne die Figur ein Freund werden, wie ein Beschützer. „Wenn sich irgendwann die Bürgerinnen und Bürger als Treffpunkt am Engelmann verabreden, dann haben wir alles richtig gemacht“, sagte Körkemeier. Sie wies darauf hin, dass ab dem 21. Dezember für zwei Wochen weitere Arbeiten von Balkenhol in der Orangerie zu sehen sind.
Der drei Tonnen schwere Sockel aus Beton wurde himmelblau gestrichen, um die Verbindung zum Namen „Engelmann“ herzustellen. Die Figur aus dem Jahr 2020/21 ist aus Bronze, patiniert und handbemalt. Bezogen wurde sie über die Galerie Löhrl in Mönchengladbach, die ebenso wie der Künstler ein großes Interesse gehabt hätten, „dass diese Figur eine öffentliche Wahrnehmung findet“. Es gibt drei Güsse dieses Engelmanns. Nur die vor der Stadthalle ist öffentlich zugänglich.
Bürgermeister Theo Mettenborg dankte der KSK-Stiftung für die Dauerleihgabe. „Ich finde, sie ist eher ein Geschenk für die Menschen unserer Stadt an einer zentralen Stelle.“ Er dankte Melanie Körkemeier, die „uns zu diesem außergewöhnlichen Künstler geführt hat“.