Gewalt gegen Frauen: Neues Frauenhaus im Kreis Gütersloh gefordert

Rheda-Wiedenbrück. In die Diskussion um Hilfe für Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, kommt Bewegung. Die Fachpolitiker im Jugendhilfeausschuss haben die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, welche Schritte erforderlich sind, um Frauen mit Gewalterfahrung in Rheda-Wiedenbrück zu unterstützen. SPD und Offene Liste hatten zunächst eine Prüfung zur Gründung eines Frauenhauses mit acht Plätzen beantragt, weil aber noch völlig offen ist, ob eine solche Einrichtung in der Stadt tatsächlich gebraucht wird, ließen sich beide Fraktionen auf eine Neuformulierungen ihres Antrages ein. Die Zahlen scheinen eindeutig: In Rheda-Wiedenbrück wurden im vergangenen Jahr 141 Taten häuslicher Gewalt angezeigt (2021: 127). 2022 wurden zudem 81 Wohnungsverweise und Rückkehrverbote ausgesprochen, wenn die Paare zusammenlebten (2021: 74). Diese Zahlen nannte Polizeisprecherin Katharina Felsch im Sommer auf &bdquo;NW“-Anfrage. 240.500 Fälle von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr in Deutschland Deutschlandweit habe es 2022 insgesamt 240.500 Fälle von häuslicher Gewalt gegeben, sagte Detlef Nacke (SPD) im Ausschuss und begründete den Antrag damit, &bdquo;dass wir häusliche Gewalt öffentlich machen und aus dem Schatten der Gesellschaft herausholen wollen“. Denn: Die Dunkelziffer sei noch sehr viel höher. Umso überraschender waren die Daten, die Beate Becker, Leiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes im Rathaus, im Ausschuss vorstellte. &bdquo;Seit 2018 hat es in der Stadt insgesamt vier Unterbringungen in Frauenhäuser nach häuslicher Gewalt gegeben: jeweils eine 2021 und 2022 sowie zwei 2023“, sagte sie. &bdquo;In diesen Fällen haben wir immer gut Plätze gefunden.“ Es sei sinnvoll, die Opfer nicht direkt in Rheda-Wiedenbrück unterzubringen, sondern weiter entfernt von den Gewalttätern. &bdquo;Von daher wäre es für Frauen aus unserer Stadt nicht unbedingt hilfreich, wenn wir ein Frauenhaus bekommen würden“, so Becker. Bislang nur ein Frauenhaus in Gütersloh Sie lobte die sehr gute Zusammenarbeit mit der Polizei: &bdquo;Wir bekommen nach Einsätzen wegen häuslicher Gewalt umgehend Protokolle, so dass wir sofort mit den Frauen sprechen und etwa den Kinderschutz sicherstellen können.“ Bei den Gesprächen hole man auch die Täter mit ins Boot: &bdquo;Die meisten sind einsichtig. Oft haben die Männer psychische Probleme, viele sind bereit sich beraten zu lassen“, berichtete Beate Becker aus der Praxis. Bei diesen Zahlen stellte sich nicht nur die CDU die Frage, ob ein Frauenhaus in Rheda-Wiedenbrück überhaupt nötig ist. &bdquo;Haben wir überhaupt Bedarfe? Wo stehen wir in Rheda-Wiedenbrück? Wo stehen wir im Kreis?“, fragte Christdemokrat Patrick Kosel. Erst solle im nächsten Ausschuss über die genauen Zahlen berichtet werden, bevor man über den Antrag abstimme. &bdquo;Das hatten wir ja schon so formuliert: Wir möchten eine Mitarbeiterin aus dem Frauenhaus in Gütersloh einladen, um über die Situation vor Ort zu berichten“, entgegnete Detlef Nacke. Fraktionskollegin Michaela Koroch wusste, dass es in Gütersloh, dem einzigen Frauenhaus im Kreis, jedes Jahr 1.000 Anfragen gebe. &bdquo;Und das bei acht Plätzen für Frauen und zehn für Kinder.“ Schutzwohnung oder Erstkontaktstelle gefordert Sonja von Zons (Offene Liste) machte auf den Richtwert aufmerksam, dass es pro 100.000 Einwohner ein Frauenhaus geben sollte. &bdquo;Bei 360.000 Einwohnern im Kreis Gütersloh und einem Frauenhaus muss man kein Rechengenie sein, um sich auszumalen, dass dies nicht ausreichen könnte“, sagte sie. Frauenhäuser würden nach dem Solidaritätsprinzip funktionieren, entgegnete sie auf den Fakt, dass es in Rheda-Wiedenbrück offenbar keinen großen Bedarf gibt. Dennoch rückte von Zons von der &bdquo;Maximalforderung“ Frauenhaus ab und verwies darauf, &bdquo;dass es uns sehr wichtig ist, dass Frauen hier vor Ort Hilfe bekommen“. Als Beispiel nannte sie eine Schutzwohnung oder eine Erstkontaktstelle. Zumal es viele öffentliche Stellen gebe, die mit Familien arbeiten, also den Finger am Puls hätten. &bdquo;Uns ist das Thema sehr wichtig. Es wäre ein fatales Zeichen, würde der umformulierte Antrag hier heute abgelehnt“, betonte von Zons. Das sahen die anderen Fraktionen im Grundsatz genauso, und so wurde der veränderte Antrag bei drei Enthaltungen von Seiten der CDU, die noch zu viele offene Fragen sah (Patrick Kosel: &bdquo;Wir möchten das nicht falsch verstanden wissen, dass wir gegen den Antrag sind“), angenommen. Jetzt ist die Verwaltung am Zug. Ob ein mögliches Frauenhaus damit gestorben ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

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