Warme Mahlzeit

Update: Großer Andrang bei neuer Vesperkirche im Kreis Gütersloh

Sechs Tage lang gab es in der Wiedenbrücker Piuskirche kostenfreies Essen für jeden. Weil zeitweise 
mehr Gäste kamen als gedacht, mussten die Vorräte sogar aufgestockt werden. Am letzten Tag gab es für einige Besucher eine Überraschung.

Erste Vesperkirche in Rheda-Wiedenbrück: Fast 200 kostenfreie Gerichte wurden jeden Tag ausgegeben. | © Waltraud Leskovsek

27.11.2023 | 27.11.2023, 15:07

Rheda-Wiedenbrück. „Alle Unsicherheiten, wie die Vesperkirche angenommen wird, ob alle das Prinzip verstanden haben und ob wir an alles gedacht haben, hatten sich bereits nach dem ersten Abend in Luft aufgelöst", sagte eine zwar erschöpfte, aber glückliche Mitorganisatorin Hildegard Baumhus zum Abschluss.

Sechs Tage lang war die Wiedenbrücker Piuskirche in ein offenes Haus für Jedermann und -frau gleich welcher Herkunft oder Religion umgewandelt worden, um gemeinsam zu essen. Fazit: Die erste Vesperkirche der Stadt war ein voller Erfolg.

Am ersten Abend, dem Dienstag, kamen gleich 120 Gäste, der Mittwoch war etwas ruhiger, und am Donnerstag reichte das Essen für die geplanten 150 Personen nicht aus. „Da haben wir Laugengebäck aufgebacken und Dips gereicht, damit alle noch etwas bekommen", sagt Thomas Huneke.

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Essen musste auf 200 aufgestockt werden

Das Gesamtgefühl sei durchweg positiv gewesen und die Kirche für solche Veranstaltungen zu nutzen, fühle sich gut an. Jeder Tag sei anders gewesen, alleine schon wegen der Rahmenprogramme. Mal karnevalistisch und bunt, mal besinnlich mit einem Orgelkonzert oder etwas turbulenter beim Familiengottesdienst.

Die größte Herausforderung für das Organisationsteam und die gut 150 Helferinnen und Helfer war, dass man zuvor nie wusste, was passiert. Nach den leeren Töpfen am Donnerstag hatte man die Anzahl der Essen auf 200 aufgestockt. „Das war dann für die nächsten Tage passend", sagte Marita Brormann vom Sozialdienst SKFM.

Der Grundgedanke, dass die Menschen sich gemeinsam an einen Tisch setzen und zusammen essen und reden, sei alleine schon deshalb aufgegangen, weil man oftmals restlos ausgebucht war. Viele Menschen hätten am Ende des Abends gesagt: „War das schön. Ich komme gerne nochmal wieder, wenn ich darf". „Ich finde, das sagt doch alles", meinte Hunke. Gerade ältere Menschen hätten die Geselligkeit genossen.

Zwölf Friseure schneiden kostenfrei Haare

Am Sonntag, dem letzten Tag, blieben die Teilnehmer des Familiengottesdienstes in der Kirche sitzen und genossen Kartoffelsuppe mit Würstchen, Dessert und Berliner, die Schenke spontan gesponsert hatte. Der Chor „Voice Company" sorgte für musikalische Untermalung und die „Barber Angels" boten im Gemeindehaus kostenlose Haarschnitte für Bedürftige oder fast Bedürftige, die sich mit einer Spende erkenntlich zeigten, an.

Das zwölfköpfige Friseurteam aus OWL hatte einiges zu tun. So schnitt Manuela Tertocha einem Jungen gerne die Wunschfrisur seines großen Fußballvorbildes Christiano Ronaldo. „Wir versuchen alle Wünsche soweit es geht zu erfüllen", sagte die Friseurin. Auf die Frage warum die Friseure neben ihren Job noch freiwillig am Wochenende losgehen, lange Fahrten auf sich nehmen und kostenlos Haare schneiden, kam die Antwort: „Weil wir es gerne machen und oft ein Lächeln geschenkt bekommen."

Von Seiten der Organisatoren – das waren Menschen aus der Kirchengemeinde St. Pius und vom Verein Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) – wird es im kommenden Jahr erneut eine Vesperkirche geben. Das würde jedoch mit den Sponsoren stehen und fallen. Den Hauptteil der Kosten in Höhe von 10.000 Euro gab es in diesem Jahr aus dem Caritas-Sonderfonds „Unser täglich Brot". Weitere Sponsoren haben das Projekt mitfinanziert. Auch die Gäste haben am Ende ihren Obolus in ein Spendenglas geworfen, soweit ihnen das möglich war.

Wird die Vesperkirche 2024 wiederholt?

Georg Effertz vom Kirchenvorstand lobte abschließend die gute Organisation und die vielen Ehrenamtlichen, die Essen verteilten, Geschirr abräumten, Teller spülten und Getränke reichten. „Das ist schon bemerkenswert", meinte er. Auch er hofft auf eine Wiederholung 2024. Für Thomas Hunke war es besonders schön, dass die Helfer nach einer anstrengenden Schicht oftmals noch zusammengesessen und sich ausgetauscht haben: „Auch das ist Vesperkirche." Einige hätten sich erst hier kennengelernt.

„Vom Gefühl her hätten wir noch eine Woche weitermachen können, doch körperlich hat es gereicht. Wir sind schon ziemlich ausgelaugt", sagte Hildegard Baumhus. Der Wasserversorger VGW hatte zum Glück eine Trinkwasserstation zur Verfügung gestellt, denn sonst hätten die Helfer auch noch jeden Tag 30 Kisten Wasser schleppen müssen.