Rheda-Wiedenbrück. Jetzt steht fest: Auch im kommenden Jahr wird es in Rheda-Wiedenbrück erneut keine Karneval-Events geben. Nachdem Rietberg vergangene Woche bereits alle Veranstaltungen abgesagt hatte, zieht die Erste Wiedenbrücker Karnevalsgesellschaft von 1952, die KG Helü, nach. Dabei war der Verein nach dem Auftakt der Session im November und der nachfolgenden Prinzenproklamation in der Stadthalle noch zuversichtlich, dass der Sitzungskarneval im kommenden Jahr unter 2G-Plus-Bedingungen gefeiert werden kann.
„Leider hat uns die Corona-Entwicklung der vergangenen Wochen einen Strich durch die Rechnung gemacht“, heißt es nun in einer aktuellen Stellungnahme. Das Feiern mit hunderten Gästen beim Sitzungskarneval und tausenden Besuchern beim Straßenkarneval lasse sich mit gutem Gewissen im Moment nicht durchführen. Man habe sich viel und lange mit anderen Karnevalsvereinen aus dem Kreis Gütersloh ausgetauscht und eine einheitliche Entscheidung getroffen, um einen Flickenteppich im Vorgehen zu vermeiden.
Verein vermisst klare Vorgaben
Eine klare Vorgabe der NRW-Landesregierung habe man diesbezüglich vermisst. Zwar habe die Regierung in Absprache mit den großen rheinischen Karnevalsverbänden den Sitzungskarneval „abgesagt“, so der erste Vorsitzende Jörg Johannpaschedag – diese Absage habe sich letztlich aber eher als ein Appell an die Vereine entpuppt, die Karnevalsveranstaltungen freiwillig abzusagen. „Hier hätten wir uns ein generelles Verbot gewünscht, das die Auflösung von bereits geschlossenen Verträgen mit den Künstlern, etc. doch stark vereinfacht hätte.“ So sei die gesamte Verantwortung und auch das finanzielle Risiko auf die Vereine abgewälzt worden.
Von einer Verschiebung der Veranstaltungen auf einen späteren Zeitpunkt außerhalb der Session hält die KG Helü Wiedenbrück laut eigenen Aussagen nicht viel. Karneval sei mehr als nur eine wirtschaftliche Veranstaltung, die zu einem beliebigen Zeitpunkt im Kalenderjahr gefeiert werden kann. „Karneval ist Brauchtumspflege und fest verbunden mit der Zeit vor Ostern. Insofern kommt eine Verschiebung aus unserer Sicht nicht in Betracht“, heißt es aktuell. "Wir werden die Session am 11. November 2022 ganz normal weiterführen und dort wieder anfangen, wo man jetzt aufhören musste." Das frisch proklamierte Stadtprinzenpaar Prinz Holger I. und Ekea I. bleibe weiterhin im Amt.
Besonders enttäuschend sei die erneute Absage für alle aktiven Mitglieder wie Wagen und Bühnenbauer, die mit den Vorbereitungen schon sehr weit waren. Dazu Jörg Johannpaschedag: „Auch für unsere mehr als 150 Jugendlichen in den Tanzgarden ist der Wegfall des Höhepunktes der Session sehr schade. Der Auftritt auf der Bühne sind doch der Lohn und die Motivation für das wöchentliche Training.“
Mit Augenmaß und gewohnter Kreativität will die Erste Karnevalsgesellschaft sich bemühen, dass Karneval in den nächsten Wochen trotz Absage der Präsenz-Events in der Stadt einen Platz findet. Jörg Johannpaschedag: „Frohsinn, Zuversicht und gegebenenfalls der Politik und Gesellschaft den Narrenspiegel vorzuhalten, bleibt so wertvoll wie eh und je.“