Rheda-Wiedenbrück Tönnies als erstes Unternehmen mit neuem Elektro-Lkw von Daimler unterwegs

Rheda-Wiedenbrück. Stolz ist Dirk Mutlak, Tevex-Geschäftsführer, "dass wir die ersten sind, die den Elektro-Lkw von Daimler fahren". Der Lastwagen namens eActros 300 werde bald in Serie produziert. Doch schon jetzt rollt der 27-Tonner-Motorwagen auf Elektrobasis die Kunden der Unternehmensgruppe Tönnies im erweiterten Nahverkehr an. Tevex ist einer von vier Projektpartnern des Herstellers Daimler. Und von denen wiederum der einzige, der einen elektronisch betriebenen Kühl-Gliederzug bewegt. Mindestens 600 Kilometer pro Tag ist der E-Lkw im Schichtbetrieb unterwegs. Und das schadstoff- und geräuschlos, fast zumindest. Denn das Abrollen der Reifen ist zu hören. Und um die Menschen in der Umgebung des Fahrzeuges nicht durch sein plötzliches Auftauchen zu erschrecken, hat es einen Soundgenerator. Auch diverse Instrumente zur Erprobung sind im E-Lkw installiert. Lesen Sie auch: Erste Wasserstofftankstelle in OWL ist jetzt im Kreis Gütersloh in Betrieb Auf dem Weg zur Serienreife begleite Tevex die Entwicklung des eActros 300 durch die Daimler Truck AG. "Wir testen die Erprobungsfahrzeuge im realen Tagesgeschäft", so Mutlak. Alle Daten, die rund um Rheda-Wiedenbrück erhoben werden, "fließen in die Finalisierung zu einem Serienfahrzeug ein". Batterie wiegt zwei Tonnen Schon lange sei man mit Daimler im Gespräch. In Sachen Elektromobilität "wollen wir die Nase nach vorne kriegen", spricht Clemens Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter, von einer "Weichenstellung für die Zukunft". Die CO2-Senkung durch den Elektroantrieb seien ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. Das Projekt t30 wurde 2018 entwickelt, um die Tönnies-Gruppe klimaneutral zu machen. Darum habe Tönnies dem Autohersteller Daimler auch angeboten, sich an der Entwicklung des E-Lkw zu beteiligen, ihn zu testen. "Läuft die Erprobungsphase gut, dann stellen wir im Nahverkehr sukzessive um." Tevex hat eine Flotte von rund 300 Sattelzugmaschinen und Gliederzügen. Beim E-Lkw handelt es sich um ein Drei-Achs-Fahrgestell mit einem Doppelstock-Kühlaufbau und einer vollelektrischen Kühlmaschine. Das technologische Herzstück sei die Antriebseinheit, eine elektrische Starrachse mit zwei integrierten Elektromotoren und Zwei-Gang-Getriebe. Eingebaut seien im eActros 300 sämtliche Systeme wie Abbiege-, Brems- und Spurhalteassistenten. Weil die Batterie zwei Tonnen wiegt, dürfe der E-Lkw laut Gesetzgeber eine Tonne mehr laden, informiert Mutlak. Von 20 auf 80 Prozent in einer Stunde Hinterm Steuer hat Tönnies schon gesessen. "Das macht richtig Spaß." Eine Hochvoltschulung haben zwölf Tevex-Mitarbeitende erhalten. "Alle sind Feuer und Flamme", meint Mutlak das Fahren ohne Lärm und Vibrationen in der Fahrerkabine sowie das direkte Vorhandensein der Kraft beim Treten des Gaspedals. Geladen wird der E-Lkw an einer Ladesäule, die einen Anschluss für einen zweiten Lkw biete, auf dem Werksgelände. Um die Stromakkus von 20 auf 80 Prozent zu bringen, dauere es "gerade einmal eine Stunde". 100 Prozent Ladung brauche es nicht, denn der eActros arbeite mit Energierückgewinnung, beispielsweise beim Bremsen. Der Strom indes, der den E-Lkw antreibt, ist kein reiner Ökostrom, sondern nur zur 50 Prozent, wie es auf Nachfrage der NW hieß. Künftig aber sollen die E-Lkw "mit Solarstrom gefüttert werden", so Tönnies. Er will "jede geeignete Dachfläche in der Unternehmensgruppe mit Photovoltaikanlagen ausrüsten". Er spricht von 300.000 Quadratmetern. Die Verwaltung am Stammsitz in Rheda sei bereits klimaneutral. Intensiv diskutiert werde auch die Umstellung der Dienstwagenflotte auf alternative Antriebe. "Wir wollen reine E-Fahrzeuge, alles andere ist Blödsinn" "Wir wollen aber reine E-Fahrzeuge, alles andere ist Blödsinn", sagt Tönnies. Bei der Umstellung auf Elektroautos "binden wir das Knowhow von Robert gerne ein", so Clemens Tönnies auf Anfrage. Der Gesellschafter hatte vor fünf Jahren das Unternehmen &bdquo;electrify GmbH" gegründet und 2017 die Geschäftsidee, Oldtimer mit Elektroantrieb zum Leasing anzubieten. Für Clemens Tönnies gehört den "klimaneutralen Antrieben die Zukunft". Im Bereich der Batterien tue sich viel. In fünf Jahren gebe es darum wohl noch ganz andere Distanzen, die E-Lkw überwinden könnten. Gespräche führe das Unernehmen mit Daimler zudem über mit Wasserstoff betriebene Lastwagen, "auch wenn wir da noch keine Serienreife sehen", so Tönnies.

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