Beleuchtung statt Kunst: Unterführungen sollen aufgewertet werden

Rheda-Wiedenbrück. Einig ist sich die Politik, dass die Bahnunterführungen an Herzebrocker und Pixeler Straße Schmuddelecken sind. Einig sind sie sich auch, dass der seit rund 20 Jahren bekannten Erkenntnis, dort etwas tun zu müssen, endlich Taten folgen sollen. Doch wie die Bauwerke in Besitz der Deutschen Bahn als Eingangstore nach Rheda aufgewertet werden sollen, da sind sich die Bürgervertreter uneins. Stephan Pfeffer, technischer Beigeordneter, wähnte sich im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung "auf der Zielgeraden". Er rekapitulierte das Qualifizierungsverfahren. Den Wettbewerb hat im August das Studio Hildebrand gewonnen. Kosten sollen die Lichtinstallationen 700.000 Euro. 50 Prozent davon könnten vom Land aus dem Budget für das integrierte Stadtentwicklungskonzept für die Innenstadt Rheda kommen. "Es ist keine No- oder Low-Budget-Lösung denkbar", so Pfeffer. Die Verwaltung sage auch "ganz klar Ja" zu den Honorarforderungen von 138.000 Euro. "Gute Arbeit hat ihren Preis." "Blamable Situation für uns alle" Dazu hatte es Unmutsbekundungen gegeben. "Aber ein konkretes, kostengünstigeres Angebot habe ich von den Kritikern nicht gesehen", positionierte sich Martina Mester-Grunewald, SPD, für die Lichtinstallation. "Es ist viel Geld, aber auch Rheda hat es verdient, dass man mal etwas Teures umsetzt", sprach sie von einem tollen Wettbewerbsergebnis. "Ich plädiere leidenschaftlich dafür, das Geld in die Hand zu nehmen", so Mester-Grunewald, die Mitglied der Jury war. Es sei eine "blamable Situation für uns alle", verwies CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Mader auf die lange Historie des Themas. Zwar falle die Entscheidung nicht leicht, "auch wegen der Kosten". Doch wenn die Bahnunterführungen jetzt nicht verschönert würden, klappe es nie. "Es ist im Willen der Bürger, jetzt endlich zu handeln." Das unterstützt Georg Effertz, CDU. "Das Ergebnis soll umgesetzt werden, auch der Gestaltungsbeirat ist dafür." "Mit deutlich weniger Geld etwas Schönes hinbekommen" Es sei richtig, die Schmuddelecke aufzuwerten, sagte Patrick Büker, FDP. Aber "eine Dreiviertel Million Steuergelder - das ist unverhältnismäßig". Er brachte einen Antrag der Liberalen in Erinnerung, über den 2018 beraten wurde. In beiden Unterführungen sollten "nach dem Altonaer Modell" effiziente Leuchtmittel in unterschiedlichen Farben für ein erhöhtes Sicherheitsempfinden der Passanten sorgen. Das koste 25.000 Euro. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Projekt, das die Stiftung &bdquo;Lebendige Stadt" begleitet habe, gebe es in Gütersloh an der Lindenstraße. "Man kann also mit deutlich weniger Geld etwas Schönes hinbekommen", erhob Büker den Vorschlag von damals erneut zum Antrag. Alwin Wedler pflichtete ihm bei. Eine Schmuddelecke "wird durch ein kleines, teures Kunstwerk nicht schöner". Der Entwurf des Wettbewerbssiegers sei zudem "nicht unser Geschmack", so der Grüne. Es sei wichtig, mehr Licht in die Dunkelheit der Bahnunterführungen zu bringen. So verschwinde der Angstraum und der Verkehr werde sicherer. "Aber wir sollten keine Kunst installieren, die eventuell nicht gewürdigt wird." Morbiden Charakter nicht durch Beleuchtung betonen Den Vorstellungen der FDP schloss sich auch move an. Die Wählergemeinschaft findet "700.000 Euro und eventuell Kostensteigerungen für einen pandemischen Haushalt nicht tragbar", so Andreas Gernhold. Er sagte auch, dass der morbide Charme der Bauwerke nicht durch eine Beleuchtung betont werden soll. "Wenn der Putz an der Unterführung Pixeler Straße abbröckelt, sollten wir das nicht extra in Szene setzen", plädierte er für eine günstigere Lösung. Für die FWG hat Günter Arlt auf der Bahn-Homepage die Zustände der Brücken angeschaut. An Herzebrocker und Pixler Straße sind sie als ZK3 klassifiziert, "Erneuerungsmaßnahmen sind zu prüfen". In östlicher und westlicher Richtung gebe es ZK4-Brücken, Erneuerungsmaßnahmen seien zu planen. "Es lohnt sich also nicht, da Geld reinzustecken, wenn die Bauwerke bald rehabilitiert werden", so Arlt. Die Stadt solle mit der DB klären, wie sie die Zukunft der Strecke sieht. "Das dauert mindestens sechs Monate" Die Realisierung der Arbeit des Installationskünstlers Christoph Hildebrand sei davon unabhängig, so Pfeffer. "Die Beleuchtung ist so konzipiert, dass sie abschraubbar ist." Sollten die Bauwerke saniert werden, "kann man danach wieder das Licht anmachen", sagte der Beigeordnete. Das wird nun aber eine andere Beleuchtung. Denn gegen die Umsetzung des Wettbewerbeergebnisses stimmten 13 von 23 Ausschussmitgliedern. Für den FDP-Antrag votierten 12 Parlamentarier. Die Fachverwaltung soll ein Beleuchtungskonzept unter Verwendung vorhandener Lampen vorlegen, Kosten und Zeitplan nennen, "bis zur übernächsten Bauausschusssitzung". Das dürfte nicht gelingen. "Wir kommen zu gegebener Zeit auf Sie zu", versicherte Pfeffer, die Bearbeitung des Antrages nicht auf die lange Bank schieben zu wollen. "Aber das dauert mindestens sechs Monate."

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