Neue Undercover-Videos von Schweine-Quälereien - Tönnies wehrt sich

Kreis Gütersloh. Das Deutsche Tierschutzbüro veröffentlicht eine zweite Undercover-Recherche und stellt erneut Strafanzeige gegen Schweinemäster. Erst vor kurzem veröffentlichte der Verein mit Sitz in Berlin skandalöses Videomaterial aus einem Tönnies-Zulieferbetrieb in Rheda-Wiedenbrück und brachte die dortigen Zustände zur Anzeige. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld nahm daraufhin die Ermittlungen auf. Das Verfahren läuft. Auch das Kreisveterinäramt Gütersloh reagierte nach Bekanntwerden der Missstände und erstattete ebenfalls nach einem Kontrollbesuch Strafanzeige. Nun soll es neue Beweise dafür geben, auf welch schreckliche Weise Schweine in Mastbetrieben gehalten werden. "Aus der größten Schweinemast Niedersachsens liegt uns nun erschreckendes Bildmaterial vor. Die Aufnahmen sind in den letzten Wochen entstanden und zeigen auf, dass in den Betrieben gegen Gesetze verstoßen wird", erklärt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros. Die Stallungen und Buchten seien zum Teil sehr verdreckt. Einige der Tiere seien stark verkratzt, abgemagert oder weisen blutige Ohren- sowie Schwanzverletzungen auf. "Kranke und verletzte Tiere werden von den Landwirten nicht ordnungsgemäß (tierärztlich) behandelt und separiert, wie versteckte Kameras aufzeigen." Versteckte Kameras dokumentieren tagelange Qualen Tierschützer sind zuvor in den Stall eingedrungen, um das Filmmaterial als Beweismittel für eine Strafanzeige zu erhalten - so, wie es im Sommer in Rheda-Wiedenbrück auch erfolgt ist. Anschließend wurde es dem Tierschutzbüro zur Verfügung gestellt. Dieses mal handelt es sich um zwei Schweinemastbetriebe aus den Ortschaften Ohne und Samern im Landkreis Bad Bentheim (Niedersachsen). In dem Betrieb in Samern soll ein Schwein, das schwer krank gewesen sein soll, in den Zwischengang gelegt worden sein, ohne Zugang zu Wasser und Futter. Die versteckten Kameras dokumentierten tagelang, wie der Landwirt immer wieder an dem kranken Schwein vorbeiging oder sogar drüberstieg, weil es ihm im Weg lag. "Der Landwirt hat das Tier dort abgelegt, damit es jämmerlich stirbt. Ich will mir nicht vorstellen müssen, welche Höllenqualen es in seinem Todeskampf erleiden musste.", so Jan Peifer. Erst nach mehreren Tagen ohne Wasser und Futter machte der Landwirt Anstalten, das völlig abgemagerte und erschöpfte Tier mit einer sogenannten Nottötung zu erlösen. Auch die misslang nach Angaben des Tierschutzbüros. "Dabei handelt es sich bei der Mastanlage um einen kleinen, regionalen Betrieb mit rund 1.000 Tieren, eher der 'Bauer um die Ecke'", so Peifer. Laut Facebook-Seite des Landwirts sei dieser aktives Mitglied der Gruppierung "Landwirtschaft verbindet" (LSV). Die Gruppierung demonstriert regelmäßig mit Traktoren für mehr Beachtung von Landwirten. Besonders pikant: einer der Abnehmer der Tiere ist die Firma Tönnies in Sögel (Weidemark). "Wer Tiere vorsätzlich so sehr leiden lässt, der gehört ins Gefängnis" Auch der Betrieb in der Ortschaft Ohne liefert an den Schlachthof Tönnies in Sögel. Und auch hier wird nach Angaben vom Deutschen Tierschutzbüro kranken und verletzten Tieren nicht geholfen. So fiel den Tierrechtlern in den Aufnahmen vor allem ein Tier auf, das eine erhebliche, blutende und eitrige Verletzung hatte. "Es hing der halbe Darm aus dem Tier heraus.", so Peifer. Die versteckten Kameras dokumentierten, dass neben diesem Tier auch noch drei weiteren schwer kranke Schweinen mindestens drei Tage lang nicht geholfen wurde. Am vierten Tag sei der behandelnde Tierarzt des Betriebes gekommen, begutachtete die kranken Schweine und ordnete eine sofortige Nottötung an. Diese sei allerdings erst drei lange Tage später erfolgt. "Wer Tiere vorsätzlich so sehr leiden lässt, der gehört ins Gefängnis.", so Peifer. Dass dieses Vorgehen gesetzeswidrig ist, müsste der Landwirt eigentlich wissen, schließlich sei er im Hauptberuf für die Landwirtschaftskammer NRW tätig und halte Vorträge. "Wir stehen nicht für die Fehler anderer gerade" Das Tierschutzbüro hat neben Tönnies auch die Schlachthofunternehmen Goldschmaus, Tümmel, VION und Westfleisch informiert, da der Betrieb in Ohne auch zu diesen Schlachthöfen die geschundenen Tiere liefert. Auch QS wurde kontaktiert, da die beiden Mastanlagen das QS-Qualitätssiegel tragen. Tönnies reagierte auf die Vorwürfe am Mittwoch umgehend: &bdquo;Wir gehen jedem Hinweis nach und klären auf. Aber wir stehen nicht für die Fehler anderer gerade." Nachdem das Unternehmen mit den Vorwürfen konfrontiert wurde, habe sich herausgestellt, dass die beiden Erzeugerbetriebe keine Lieferverträge mit Tönnies hätten. Einer der beiden im Video gezeigten Betriebe, sei ein Vertragslandwirt eines großen genossenschaftlichen Wettbewerbers. &bdquo;Auch wenn der Name Tönnies für die Pressearbeit medienwirksamer erscheint, lassen wir uns nicht für die Zwecke des Tierschutzbüros missbrauchen." Tönnies habe lediglich sporadisch Einzeltiere abgenommen. "Der zweite Betrieb hat seit diesem Sommer keine Tiere an Tönnies geliefert. Zuvor wurden sporadische einzelne Tiere abgenommen, insgesamt weniger als 5 Prozent der von diesem Landwirt erzeugten Tiere", heißt es von Tönnies. Der Leiter der Abteilung Landwirtschaft, Wilhelm Jaeger, schließe zudem aus, dass die gezeigten Schweine an Tönnies geliefert wurden. "Diese Tiere würden sofort bei der Anlieferung bei der amtlichen Schlachttieruntersuchung und die folgende amtliche Fleischuntersuchung der Veterinärbehörden im Zusammenspiel mit den Schlachtbefunddaten auffallen und Konsequenzen auslösen. Allein am Standort Rheda arbeiten 170 amtliche Vertreter des Veterinäramtes."

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