Ex-Tönnies-Arbeiter soll Kollegin stundenlang brutal misshandelt haben

Rheda-Wiedenbrück/Bielefeld. Die Schilderungen der beiden Ex- Arbeitskollegen gehen deutlich auseinander: Zwei ehemalige rumänischstämmige Werksarbeiter derFirma Tönnies müssen sich derzeit vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Der jüngere von ihnen, der 30-jährige Petre T. (Namen aller Betroffenen geändert), soll in einer Arbeiterunterkunft in Rheda-Wiedenbrück im Zimmer und im Beisein seines Mitangeklagten Eugen A. (35) über mehrere Stunden hinweg eine Kollegin der Männer brutal vergewaltigt und misshandelt haben. Trinkglas in die Frau eingeführt Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Geschehen aus: Am Abend des 10. Junis dieses Jahrs hatten Petre T. und Barbara J. mit einem weiteren Kollegen nach Feierabend in einem Park Wein getrunken. Nachdem sich der dritte im Bunde verabschiedet hatte, fragte Petre T. die 38 Jahre alte Frau, ob sie noch mit zu ihm kommen wolle. Sie begaben sich zu der Unterkunft, in der sie aus nichtweiter bekannten Gründen das Zimmer von Eugen A. aufsuchten. Während Letzterer fernsah, setzten sich T. und Barbara J. auf ein Bett und unterhielten sich. Als die Frau jedoch schließlich gehen wollte, stand T. auf, verschloss die Zimmertür und schlug J. zweimal mit der Faust ins Gesicht. Die Frau fiel auf das Bett und T. vergewaltigte sie unter weiteren Faustschlägen zweimal, wobei er auch ein Trinkglas in sein Opfer einführte. Barbara J. bat den vor dem Fernseher sitzenden Eugen A. um Hilfe, doch rührte sich dieser nicht. Verletzte Frau flieht aus Wohnung Schließlich gelang es der verletzten Frau aus der Wohnung zu fliehen. Draußen rief sie laut um Hilfe, woraufhin Anwohner auf das Geschehen aufmerksam wurden und die Polizei verständigten. In der Verhandlung vor der II. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts bestritt T. die ihm zur Last gelegten Taten. Richtig sei, dass er an jenem Abend tatsächlich noch mit Barbara J. in die Arbeiterunterkunft gegangen sei. Dort habe die sehr betrunkene Frau versucht, ihn zu verführen. Ganz andere Version des Mit-Angeklagten Als er auf die Annäherungen nicht eingegangen sei, sei es zum Streit gekommen, in dessen Verlauf J. ihn beschimpft und er ihr wiederum zweimal mit der flachen Hand insGesicht geschlagen habe. "Das tut mir leid, ich schäme mich", hieß es in der von Verteidiger David Volke namens seines Mandanten verlesenen Erklärung. Irgendwann habe Barbara J. die Wohnung schließlich verlassen. Gänzlich anders hingegen die Schilderung des mitangeklagten Eugen A.: Dieser bestätigt im Wesentlichen die Anklage, will sich jedoch weitgehend in der Gemeinschaftsküche der Wohnung aufgehalten haben. Es sei jedoch richtig, dass er zweimal in sein Zimmer, in dem sich Petre T. und Barbara J. befunden hätten, zurückgekehrt sei, als er die Frau habe schreien hören. Er rief die Polizei nicht, weil er kein Deutsch spricht Es sei auch richtig, dass er nicht eingegriffen habe. Als Gründe führte er in der Verhandlung an, dass er Angst vor Petre T. gehabt habe: Dieser verliere schnell die Fassung und schlage sofort zu. Auch er habe schon einmal einen Konflikt mit T. gehabt, in dessen Verlauf dieser ihn mit einem Messer bedroht habe. Auch habe er Sorge gehabt, in die ganze Sache mit hineingezogen zu werden. Er habe stattdessen an der gegenüberliegenden Wohnung geklopft, doch seien die dort untergebrachten Kollegen bei der Arbeit gewesen. Eine Rumänisch sprechende Kontaktperson des Unternehmens habe er telefonisch nicht erreicht. Die Polizei habe er nicht angerufen, da er kein Deutsch spreche, so der 35-Jährige. "Ich erinnere mich noch an Blut" Die ganze Geschichte habe sich schließlich über zwei bis drei Stunden hingezogen. Das mutmaßliche Opfer hingegen hat nur noch verschwommene Erinnerungen an jene Nacht. Sie wisse, dass sie von T. vergewaltigt und geschlagen worden sei, gab J. vor Gericht an. "Als ich wieder zu mir kam, war Eugen da. Ich habe ihn um Hilfe gebeten, da habe ich wieder eine abgekriegt und das Bewusstsein verloren", versuchte die 38-Jährige das Geschehen zu rekapitulieren. Ihr Mann hat sich zwei Wochen nach dem Vorfall umgebracht "Ich erinnere mich noch an Blut, daran, dass ich weggelaufen bin, an eine Frau, die die Polizei gerufen hat und daran, dass ich am nächsten Tag in einem Krankenhaus war." Allerdings sei das Geschehen für sie mittlerweile zweitrangig, da zwei Wochen nach den Ereignissen der nächste Schicksalsschlag gefolgt sei: Ihr Ehemann habe Suizid begangen. Der Prozess wird am 5. November fortgesetzt.

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