Protest gegen "Tierquälerei bei Tönnies-Zulieferer" - Polizei greift ein

Rheda-Wiedenbrück. Die Stimmung vor dem Tönnies-Werk ist angespannt. Hier haben sich am Mittwochmorgen neben Aktivisten vom Deutschen Tierschutzbüro, die dort im Rahmen einer Demo Videomaterial aus einem Mastbetrieb in Rheda-Wiedenbrück zeigen wollten, spontan auch Landwirte zu einer Gegendemo eingefunden. Die beiden Gruppen stehen sich gegenüber, dazwischen die Polizei und zahlreiche Journalisten regionaler und überregionaler Medien. Noch bevor das Video, das die Tierschützer anonym zugespielt bekommen haben wollen, über den aufgebauten Bildschirm flackert, geht es bereits hitzig zu. Die Polizei muss die Landwirte, die sich am Rande der Blühwiese auf dem Tönnies-Gelände versammelt haben, zwischendurch darauf hinweisen, ihren Abstand zu den Tierschützern zu wahren. Polizei leitet Strafverfahren gegen den Versammlungsleiter ein &bdquo;Wir sind hier, weil wir für Tierschutz sind", betont Landwirt Burkhard Berg. &bdquo;Und um 99,9 Prozent der realen Tierhaltung darzustellen." Dafür haben die Gegendemonstranten sogar zwei Schweine mitgebracht. Zwar hatten die Landwirte ihre Aktion mit Tönnies abgesprochen, wie der Konzern bestätigt, angemeldet haben die Landwirte ihre Gegendemo laut Polizei jedoch nicht. Die Beamten müssen zwischenzeitlich sogar beschränkende Verfügungen gegen die Teilnehmer erlassen. Ihnen wird zum Beispiel untersagt, einen Lautsprecher zu nutzen und einen Veranstaltungsraum festzulegen. Nach derzeitigen Ermittlungen hätte die sogenannte Gegenveranstaltung angemeldet werden müssen, heißt es in einer Mitteilung der Polizei, die gegen den Versammlungsleiter ein Strafverfahren eingeleitet hat. Die Tierschützer, durch die Landwirte von ihrem ursprünglichen Versammlungsort verdrängt, halten weiter stoisch und größtenteils schweigend ihre Plakate mit Aufschriften wie &bdquo;Tönnies tötet!" und &bdquo;Tiere sind mitfühlende Lebewesen" hoch – nun eben nicht mit dem Rücken zum Tönnies-Gebäude, sondern mit der Straße als Hintergrund. Und dann startet das Video, das laut Tierschutzbüro in der Nacht zu Dienstag, 14. Juli, in einem Mastbetrieb in Rheda-Wiedenbrück entstanden sein soll. "Solche Verletzungen passieren nicht über Nacht" Die Schweine, die darauf zu sehen sind, haben einige deutlich sichtbare Verletzungen, abgebissene Schwänze und Ohren und zum Teil auch Abszesse und Wucherungen. &bdquo;Solche Verletzungen passieren nicht über Nacht", betont Denise Weber. Das hat sich das Tierschutzbüro auch durch ein Gutachten bestätigen lassen. &bdquo;Wir haben Strafanzeige gegen den Schweinemäster gestellt", so Weber. Sowohl das Gutachten als auch die Anzeige liegen nw.de vor. Mit dem Video und der Protestaktion vor dem Tönnies-Werk wolle das Tierschutzbüro darauf aufmerksam machen, dass dieses System auf der millionenfachen Ausbeutung von Tieren beruhe, betont Weber. &bdquo;Die Tiere wollen sich ja nicht freiwillig töten lassen." Darum würden die Aktivisten sich für eine vegane Lebensweise einsetzen. &bdquo;Wir können uns ja rein pflanzlich ernähren. Es ist nicht notwendig, dass dafür Tiere sterben." Tönnies reagiert offenbar sofort auf die Vorwürfe Tönnies ging den Vorwürfen durch das Tierschutzbüro nach eigenen Angaben sofort nach. &bdquo;Wir haben noch heute Morgen den Landwirt besucht und uns ein ganz aktuelles, persönliches Bild gemacht", sagt Dr. Wilhelm Jaeger, Leiter der Stabstelle Landwirtschaft. Man habe die Schlachtbefunddaten des Landwirts, bei denen alle inneren und äußeren Auffälligkeiten und Erkrankungen der Tiere am Schlachthof durch die Veterinäre des Kreises Güterslohs festgehalten werden, geprüft und nochmals analysiert. &bdquo;Verstöße gegen den Tierschutz akzeptieren wir grundsätzlich nicht", unterstreicht Jaeger. &bdquo;Bei nachweisbaren Verstößen werden wir konsequent handeln." Die Landwirte reagieren sowohl auf das Video als auch auf die Kundgebung der Tierschützer mit Zwischenrufen. Zwischenzeitlich entspannt sich sogar eine Diskussion darüber, ob die Tierschützer denn überhaupt wüssten, was richtige Arbeit sei. Kleinere Annäherungen zwischen den Gruppen, etwa als Jan Peifer, geschäftsführender Vorstand des Tierschutzbüros, in die Diskussion mit dem wortführenden Landwirt, Burkhard Berg, einsteigt, verpuffen aber schnell wieder. Beringmeier äußert Zweifel am Video Auch der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, Hubertus Beringmeier, ist vor Ort. Er sagt, der Fall müsse sauber aufgearbeitet werden. &bdquo;Wir wollen ja, dass es den Tieren gut geht", betont Beringmeier, der selbst auch Schweinemäster ist. Dem Landwirt, aus dessen Stall die Bilder stammen, habe er Unterstützung zugesagt. Man müsse erst einmal prüfen, ob auch alle Bilder aus dem Video aus dem gleichen Betrieb sind. Das bejaht wiederum Denise Weber deutlich. Die Informanten hätten eine eidesstattliche Versicherung abgegeben, und das zeige das ungeschnittene Rohmaterial. Dieses liegt nw.de vor. &bdquo;Und wir haben Informationen, dass es zumindest am vergangenen Montag noch genauso in dem Stall aussah", sagt Weber.

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