Verlängerte Quarantäne für Tönnies-Mitarbeiter: Zaun in Verl bleibt stehen

Verl. Die Stadt Verl hat inzwischen etwa 330 Bewohner von Häusern in der Grillenstraße, der Libellenstraße und dem Zollhausweg in Sürenheide aus der Quarantäne entlassen können. Das teilte Bürgermeister Michael Esken am Mittwoch in einem Pressegespräch mit. Für etwa 350 Bewohner der Gebäude Grillenstraße 48 und Zollhausweg 17 bis 29 sowie weitere 50 im übrigen Stadtgebiet ist ein Ende der Einschränkungen allerdings vorläufig nicht in Sicht. Der Zaun, mit dem die Stadt vor zwölf Tagen die Einhaltung der Quarantänemaßnahmen in der Helfgerdsiedlung sicherstellte, wird deshalb möglicherweise noch bis Mitte Juli stehen bleiben. Esken und der Erste Beigeordnete Heribert Schönauer machten noch einmal deutlich, dass es zu diesem Vorgehen keine Alternative gegeben habe. Botschaft auf bulgarisch, rumänisch und polnisch Unterdessen wandte sich der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) mit Videobotschaften an Betroffene, die aus Rumänien, Polen und Bulgarien kommen: In den auf Twitter veröffentlichen Botschaften, die jeweils in die entsprechenden Sprache übersetzt wurden, kündigte der Landrat Besuche durch Kreis-Mitarbeiter an: &bdquo;Sie erhalten ein Dokument mit Informationen, wie Sie sich zu verhalten haben." Er sei sich bewusst, &bdquo;dass das für alle eine sehr schwierige Situation ist", betonte Adenauer. Landrat Sven-Georg Adenauer mit einer Videobotschaft an Bürgerinnen und Bürger aus BulgarienПослание (Български) pic.twitter.com/pn1R5FKe8I Kreis Gütersloh (@KreisGuetersloh) July 1, 2020Jene Mitarbeiter des Rheda-Wiedenbrücker Schlachtbetriebs Tönnies, die nicht mit dem Coronavirus infiziert waren und auch nicht als Kontaktpersonen Infizierter gelten, sondern nur sicherheitshalber mit ihren Familienangehörigen seit dem 20. Juni unter Quarantäne gestellt sind, können sich ab Freitag wieder frei bewegen. Für sie endet die Quarantäne-Zeit am 2. Juli um 24 Uhr. Auch für Infizierte, die keine Krankheitssymptome zeigen, endet die Quarantäne 14 Tage nach Testnahme. Sie gelten dann als immun. &bdquo;Halten die Menschen anschließend auch wirklich still?" Anders ist die Situation für jene, die mit ihnen Kontakt hatten oder die Wohnung teilen: Sie können sich theoretisch noch am letzten Tag der Quarantäne-Zeit angesteckt haben – mithin beginnt für sie die 14-tägige Quarantäne am kommenden Freitag neu. Das ist in einer neuen Allgemeinverfügung des Landesgesundheitsministeriums festgeschrieben, die Dienstagabend ergangen ist. Im Verler Stadtgebiet betrifft dies rund 400 Personen, teilte die Verwaltung am Mittwoch mit. Allein 350 von ihnen wohnen in der Grillenstraße und am Zollhausweg in dem mit dem Bauzaun abgesperrten Bereich. Der bleibt deshalb vorerst stehen, sagten Esken und Schönauer. Für die Verwaltung sei das eine große Herausforderung, so Schönauer: &bdquo;Wie vermittelt man das? Und halten die Menschen anschließend auch wirklich still?" Drei Mobile Teams waren deshalb am Mittwoch im Stadtgebiet unterwegs, um die von der verlängerten Quarantäne Betroffenen zu informieren. Ab Samstag sollen sie erneut getestet werden. Bei einem negativen Ergebnis kann die Stadt dann Bescheinigungen darüber ausstellen, dass auch sie aus der Quarantäne entlassen werden können. &bdquo;Für die ersten kann das also frühestens nächste Woche passieren", sagte der Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung im Rathaus, Werner Landwehr. Von Samstag bis Dienstag konnte die Stadt die ersten Wohneinheiten in Sürenheide schrittweise freigeben. Das wurde möglich, nachdem der Kreis Gütersloh der Stadt die Ergebnisse der in den Tagen zuvor mit Unterstützung der Bundeswehr vorgenommenen Reihenuntersuchung mitgeteilt hatte. Zwar erfuhr die Stadt aus Datenschutzgründen nicht, wessen Test negativ ausgefallen war; dies war aber der Umkehrschluss aus der Liste der positiv Getesteten. Daraufhin wurden in einem Sieben-Sitzer des Busunternehmens Apelmeier mehr als 350 Bewohner der unter Quarantäne gestellten Wohnblocks ins Testzentrum in der Gesamtschule gefahren. Mit Ausnahme der Tönnies-Mitarbeiter, denn die stehen nach der Verfügung des Kreises unter Quarantäne, nicht wegen der städtischen Maßnahme. &bdquo;Dafür sorgt die soziale Kontrolle durch die Nachbarn" Nachdem ein bis zwei Tage später die Ergebnisse feststanden, konnten all jene, die negativ auf das Virus getestet waren, aus der Quarantäne entlassen werden. Für sie ist mit einem städtischen Passierschein auch der Bauzaun durchlässig geworden. &bdquo;Wir konnten so die Zeit der Einschränkungen für diese Menschen abkürzen", sagte der Bürgermeister. In den freigegebenen Wohnhäusern gibt es weiterhin vereinzelte Quarantänefälle. Dass diese Menschen ihre Wohnung jetzt wirklich nicht verlassen, dafür sorge schon die soziale Kontrolle durch die Nachbarn, ist man sich im Rathaus sicher.

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