Sanitärcontainer am ehemaligen Gasthof Klein abgebaut: Kritik an miesen Bedingungen

Rheda-Wiedenbrück. Fahrräder stehen vor der Theke. Im ehemaligen Schankraum steht ein seit langem defekter Fernsehapparat. Im Hof gibt es Container mit Duschen und Toiletten. Vorhänge an den Fenstern im Erdgeschoss fehlen als Sichtschutz, werden durch gelbe Säcke ersetzt. In der Küche stehen zwei Herde, einer ist defekt. So sah es in der städtischen Unterkunft für Flüchtlinge im ehemaligen Gasthof Klein aus. Das habe sich nun geändert, betont Bürgermeister Theo Mettenborg auf Anfrage. Er war auf die "miesen Bedingungen" in dem Haus von Bürgern hingewiesen worden und habe sich ein Bild gemacht. Danach habe er das Problem "durch alternative, bessere Wohnsituationen, die wir in der Stadt haben, gelöst". Sprich: Einige Asylsuchende sind umgezogen. Das ist möglich, weil aktuell 450 Personen in städtischen Unterkünften leben, neue Zuweisungen erwartet die Stadtverwaltung derzeit nicht. Vor vier Jahren für 50.000 Euro umgebaut Darum hatte sie Ende vergangenen Jahres überlegt, die Kapazitäten an Flüchtlingsunterkünften abzubauen. Sich dann aber anders entschieden, weil sich die Lage in den an der griechisch-türkischen Grenze zuspitzte, erklärt Larissa Varol, Leiterin der Abteilung Soziales und Integration. Eine Ausnahme ist das Haus an der Hauptstraße 102. Den ehemaligen Gasthof Klein hatte die Stadt 2011 gekauft und vor vier Jahren für 50.000 Euro saniert und umgebaut, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Von 44 Personen war damals die Rede, von der Installation von vier Elektroherden und vier Waschmaschinen. Bis vor einigen Wochen hätten in dem Gebäude "unter normalen Umständen 30 Personen beherbergt werden können", informiert Varol. "Aus aktuellem Anlass" aber sei die Personenzahl in der Unterkunft auf nun 14 Bewohner reduziert worden. Putzaktionen mit den Bewohnern Ein Elternpaar mir vier Kindern sei in ein anderes Haus gewechselt, "das geeigneter für eine familiäre Unterbringung ist", verweist Varol auch ein weitläufigeres Gelände und einen Spielplatz. Bei Personen, die schon länger in Rheda-Wiedenbrück lebten, werde eine familiengerechte Unterbringung "natürlich versucht". Dabei würden auch Aspekte wie Arbeitsort und Schulstandort berücksichtigt. Die im ehemaligen Gasthof frei werdenden Räume würden kontrolliert, sichert der Bürgermeister zu. Bislang, so Kritiker, gab es dort bei Wechseln keine Ausbesserungen für vermackelte Wände. Auch nicht, wenn Leute um Farbe baten, um selbst zu malern. Für die Sauberkeit indes sind sie selbst verantwortlich. "Die Objekte werden grundsätzlich nicht fremdgereinigt", sagt Varol. Bei einem Großteil der Unterkünfte könne ein guter hygienischer Zustand attestiert werden. Das gelte besonders dort, wo Familien leben. Bei anderen Häusern funktioniere das nicht so unproblematisch, da gab es vor Corona auf Initiative der Fachabteilung Putzaktionen mit den Bewohnern. "Vereinbarungen des Runden Tisches selbst erfüllen" "Im Objekt sind nun genügend sanitäre Anlagen vorhanden", sagt Varol. Weil im ehemaligen Gasthof Klein jetzt weniger Menschen leben, konnten die zwei Sanitärcontainer zwischen dem Gebäude und der Tennishalle abgebaut werden. Auf diese konnten alle blicken, die sich vor der neuen Stadthalle aufgehalten haben. Der Kontrast zwischen der schicken Fassade des 13,3-Millionen-Neubaus und den schäbigen Containern war groß. Darauf angesprochen, sagt Mettenborg: "Es kann nicht sein, dass wir eine Stadthalle bauen und daneben ist eine Wohnsituation mit mobilen WC-Einheiten." Unklar ist, ob der ehemalige Gasthof als städtische Unterkunft eine Zukunft hat. "Das wird noch bewertet", informiert Varol. Kämen weiter so wenig Asylsuchende in die Stadt, würde die Immobilie, in der auch eine Druckerei Mieterin ist, als Unterkunft für Asylsuchende wohl aufgeben, "weil sie nicht wirklich familiengerecht ist". Die Entscheidung hänge aber von der Entwicklung der Flüchtlingszuweisungen ab. Es gibt noch einen Grund, dass sich Mettenborg dieser städtischen Unterkunft annimmt. "Wir können nicht die Vereinbarungen des Runden Tisches für Werkvertragsarbeiter einfordern, wir müssen sie auch selbst erfüllen und dabei ein Vorbild sein." Das habe er nach der Kritik an der schäbigen Flüchtlingsunterkunft auch in sein Team hinein kommuniziert. Der Bürgermeister sagt: "Wir haben eine grundsätzliche Haltung und Verpflichtung den Menschen gegenüber, die zu uns kommen."

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