Arzt in Rheda-Wiedenbrück fordert, Schutzausrüstung produzieren zu lassen

Rheda-Wiedenbrück. Ab und zu unterschreibt Bernd Daelen eine Onlinepetition - jetzt hat er selbst eine gestartet. Er fordert "Schutzausrüstung jetzt!". Die Politik soll inländische Firmen kurzfristig veranlassen, diese zu produzieren. Der Mediziner äußert in der Bittschrift auf der Plattform channge.org auch seinen Unmut über die Ausstattung der Praxen mit Mund-Nasen-Schutz - für Ärzte und ihre Teams, aber auch für deren Patienten. Er sei sich bewusst, dass das Tragen von Masken kontrovers diskutiert werde, so Daelen. Doch schützten sie das Gegenüber vor Ansteckung. "Das ist allgemein virologischer Standard." Diesen Standard aber kann der Neurologe bei der Behandlung seiner Patienten derzeit nicht einhalten. "Ärzte und medizinisches Personal werden alleine gelassen" Dabei sei seit Wochen klar gewesen, dass die Corona-Pandemie Deutschland erfassen werde. "Ebenso deutlich ist seit dieser Zeit, dass ein Mangel an Schutzausrüstung besteht." Versprechen, diese Materialien an Krankenhäuser, Corona-Zentren und niedergelassene Ärzte zu liefern, gebe es ebenfalls seit Wochen, ohne dass irgendetwas geschehen sei. "Ärzte und medizinisches Personal werden trotz vollmundiger Lippenbekenntnisse unserer Politiker alleine gelassen", heißt es in der Petition. Adressiert ist die an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, an NRW-Gesundheitminister Karl-Josef Laumann und an Landrat Sven-Georg Adenauer. Sie bekommen in regelmäßigen Abständen die Bittschrift zugesandt. Eine Reaktion von einem dieser Herren hat Daelen noch nicht bekommen. Er und die knapp 1.500 Leute, die die Petition bislang unterschrieben haben, fordern von den Politikern, nun zu handeln. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass es in einem hoch entwickelten Land wie Deutschland nicht möglich ist, kurzfristig entsprechende Gegenstände zu produzieren." "Gesundheitspersonal wissentlich einem hohen Risiko von Infektionen ausgesetzt" Zwar hat Daelen diese vor der Corona-Krise nicht benutzt. Eingelagert aber hatte er etwa 400 Schutzmasken, und zwar seit 2002/03, als die Infektionskrankheit SARS sich pandemisch ausgebreitet hatte. Inzwischen sind sie Masken aufgebraucht. Fünf Masken hat Daelen noch, die er immer wieder benutzt. "Ich lasse sie jeweils fünf Tage hängen, weil das Coronavirus nach vier Tagen inaktiv ist." Doch warnt er auch, dass mit allen anderen im Internet kursierenden Richtlinien zur Wiederverwendung von Masken "das Gesundheitspersonal wissentlich einem hohen Risiko von Infektionen ausgesetzt wird". An all seine Patienten kann der Neurologe keine Schutzmasken mehr verteilen. Die Konsequenz: Daelen fährt die Patientenkontakte runter, nimmt technische Untersuchungen wie Ultraschall, bei denen er die zu Behandelnden anfasst, nicht mehr vor. Auch seine Praxis-Kollegin Katarzyna Jereczek kommt ihren Patienten als Psychiaterin sehr nahe. "Das ist ohne Schutz nicht mehr möglich", sagt Daelen. Er spricht auch von Patienten, die wegen einer Autoimmunerkrankung "noch mal schwieriger sind als relativ gesunde Menschen". Akute Fälle versucht der Mediziner dennoch zu behandeln. Möglich ist das auch, weil ihm andere Ärzte, die sich kreisweit über eine WhatsApp-Gruppe vernetzt haben, 50 Masken gespendet haben. Eine allgemeinmedizinische Praxis verbraucht 1.000 Masken pro Monat Mit seiner Petition verbindet Daelen nicht nur die Forderung, dass es eine langfristige Vorsorge mit Schutzmasken gibt, "weil völlig unklar ist, wie lange die Corona-Krise dauern wird." Klar indes ist dem Mediziner, dass "die immer wieder vermeldete Zahl von 1 Million Masken völlig unzureichend ist". Für seine Praxis rechnet er mit einem Verbrauch von 200 Masken pro Monat. In einer allgemeinmedizinischen Praxis, die auch viel mit Erkältungskrankheiten zu tun hat, könnten es dagegen rund 1.000 Masken monatlich sein. Er hofft auch auf eine grundsätzlich bessere Sicherung des öffentlichen Gesundheitssystem, "das in den vergangenen Jahren stark heruntergefahren wurde". Wie nötig der Bedarf an Schutzausrüstung ist, erlebt der Neurologe in seiner Praxis immer wieder. So kam beispielsweise ein Paar zu ihm, das nur eine einzige Maske irgendwo ergattert hatte. "Die überließ der Mann aus Fürsorge seiner Frau, große Angst aber hatten beide."

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