In dieser Bielefelder Praxis gibt es jetzt Heroin auf Rezept

Bielefeld. Nächste Woche (ab 19. Mai) soll es losgehen. Dann öffnet in der ehemaligen Hauptpost an der Nahariyastraße die Diamorphinambulanz, über die es in der Stadt seit den ersten Plänen rege Debatten gab. Diamorphin ist pharmazeutisch hergestelltes Heroin. Es kann an Süchtige abgegeben werden, die mindestens 23 Jahre alt sind und bei denen Therapien und das Ersatzmittel Methadon nicht mehr helfen. Neu ist, dass das Opioid Methadon nun aber ebenfalls in der Praxis verabreicht wird. Es wird nicht gespritzt, sondern oral aufgenommen.Wer die Räume im zweiten Obergeschoss des ehemaligen Postgebäudes betritt, wähnt sich zunächst eher in einer Lounge denn in einer Arztpraxis. Große gelbe Sitzkissen und Sessel sind dort zu finden. Alle Räume sind hochwertig eingerichtet. Die angenehme Atmosphäre ist beabsichtigt. Die Ambulanz ist für die Patienten schließlich ein ständiger Aufenthaltsort. Ein- bis dreimal täglich müssen sie Ersatzdrogen konsumieren. Und das an 365 Tagen im Jahr.Wie vereinbart, soll die Zahl der Patientinnen und Patienten der Diamorphin-Ambulanz auf 120 beschränkt werden. Nur maximal zehn Prozent der Plätze dürfen an Nicht-Bielefelder vergeben werden. Vereinbart wurde außerdem, dass die vorgeschriebene psychosoziale Beratung der Abhängigen durch den Bielefelder Verein Drogenberatung in der Praxis erfolgen soll. Klinischer Kooperationspartner ist das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB). Starke Kooperationspartner Dass nicht länger der Düsseldorfer Mediziner Christian Plattner und die Medikusgruppe, sondern der Bielefelder Neurologe Robert Morkel die Diamorphinambulanz betreiben würde, war erst im Herbst bekannt geworden. Am Betreiberkonzept und der dazu geschlossenen Kooperationsvereinbarung wurde nichts geändert, nur der Eröffnungstermin verschoben. Nicht mehr 2024, sondern April 2025 war angepeilt. Jetzt ist es Mai geworden. &bdquo;Ich bin froh, dass es nun endlich losgehen kann“, sagt Robert Morkel. Er hat für den Betrieb der Ambulanz eine eigene Firma gegründet, die Polymedics. Ein zwölfköpfiges Team, darunter vier Ärzte, organisieren den Ambulanzbetrieb. Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger freut, dass es mit Morkel jetzt einen regionalen Kooperationspartner gibt. &bdquo;Ein Diamorphin-Angebot ist wichtig, hilft den Patienten, in einen geregelten Tagesablauf zu finden.“ Ein Fachbeirat werde die Arbeit der Ambulanz begleiten. Zum Thema: Überraschende Wendung: Neuer Betreiber für Bielefelder Heroinpraxis Auch Jan-Gert Hein vom Verein Drogenberatung lobt die jetzt gefundene Lösung, spricht von einer wertvollen Ergänzung des eigenen Angebots, etwa im Drogenhilfezentrum an der Borsigstraße, wo ebenfalls Methadon abgegeben wird. Als der Düsseldorfer Arzt Christian Plattner im Sommer 2022 ankündigte, in Bielefeld eine Diamorphinpraxis zu eröffnen, war der Aufschrei groß. 300 bis 400 Abhängige aus der ganzen Region wollte Plattner in seiner in der ehemaligen Hauptpost an der Nahariyastraße geplanten Praxis behandeln. Viele fürchteten einen Abhängigen-Tourismus an einem Standort, in dessen Nachbarschaft sich schon jetzt mit dem Stadtbahnzugang Tüte am Hauptbahnhof einer der größten Drogenumschlagplätze befindet. Auch die Bewohner des nahen Ostmannturmviertels waren nicht begeistert. Die Zahl der Patienten wurde jedoch durch die Kooperationsvereinbarung begrenzt, und es wird auch im Umfeld der Praxis eine sozialarbeiterische Unterstützung geben. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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