In Herzebrock-Clarholz ist ein Krematorium geplant

Herzebrock-Clarholz. Über den Tod wird nicht gerne gesprochen. Doch in Herzebrock-Clarholz wird seit einigen Wochen darüber diskutiert. Die Gemeinde möchte im Bereich des Kommunalfriedhofs an der Gütersloher Straße ein Krematorium errichten. Am Mittwoch soll der Rat die baurechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen. &bdquo;Wir beschäftigen uns seit etwa einem halben Jahr mit dem Thema“, sagt Bürgermeister Marco Diethelm. Damals habe die Kommune im Industriegebiet ein Grundstück verkaufen wollen und ein Investor habe ihn angesprochen, ob er sich vorstellen könne, dass dort ein Krematorium errichtet werde. Nach anfänglicher Skepsis hatte sich der Bürgermeister mit dem Thema Feuerbestattung befasst, das Thema mit Verwaltung und Fraktionen diskutiert. &bdquo;Wenn, dann muss so etwas im Bereich des Friedhofs entstehen“, waren sich alle einig. Der Bedarf ist da. Etwa 2.500 Verstorbene werden im Kreis Gütersloh jährlich verbrannt. Hier, wie überall im Bundesgebiet geht der Trend zur Urnenbestattung. &bdquo;Die nächsten Krematorien sind in Bielefeld, Minden und Hamm“, so der Bürgermeister von Herzebrock-Clarholz. Doch diese seien auch mehr als ausgelastet. Wartezeiten von zehn Tagen auf die Einäscherung seien üblich. Ein Krematorium in seiner Kommune mit ein oder zwei Brennkammern könnte bis zu zehn Kremierungen pro Tag vornehmen.“ Die Wartezeiten für unsere Bürger werden dann kürzer“, so Diethelm. Der Kreis und das Landesstraßenbauamt haben keine Bedenken Drei Flächen, die sich von der jetzigen Trauerhalle in Herzebrock aus gesehen in Richtung der Waldränder befinden, kommen laut Diethelm in Frage. Sie alle sind in Besitz der Kommune. Der Kreis Gütersloh sieht nach ersten Gesprächen keine baurechtlichen Bedenken und auch die Erschließung von der Gütersloher Straße sei aus Sicht des Landesbetriebs Straßen.NRW grundsätzlich möglich, informierte Diethelm den Planungsausschuss der Gemeinde am 18. November. Dessen Mitglieder fassten einstimmig den Beschluss, die planerischen Schritte für den Krematoriumsbau anzugehen. Eine Entscheidung, die am Mittwoch der Rat bestätigen soll. Für den Betrieb des Krematoriums ist ein Konzessionsmodell geplant, so der Bürgermeister. &bdquo;Das öffentliche Recht ermöglicht uns einen gewissen Einfluss“, erläutert er. Beispielsweise könne die Gemeinde die Zahl der Feuerbestattungen festlegen und bestimmte Qualitätssiegel fordern. Diese sollten nicht nur die Einhaltung rechtlicher und baulicher Vorgaben gewährleisten, sondern auch Umweltstandards und ethische Grundregeln festlegen. Investor plant auch Gastronomie für Beerdigungs-Kaffeetrinken Doch in Herzebrock regt sich bereits erster Widerstand. &bdquo;Das Thema Tod wird immer weiter verdrängt, das möchte niemand sehen“, hat Diethelm Verständnis. Und er weiß auch von anderen Städten im Land, bei denen Krematoriums-Neubauten auf Proteste und erbitterten Widerstand stoßen. Auch in Herzebrock sorgen sich Bürger um die Emissionen, wird eine Verschandelung der Landschaft und ein höheres Verkehrsaufkommen befürchtet. &bdquo;Das bereits bekannte Konzept eines möglichen Investors sieht ein Bauwerk vor, das bis zu vier Meter in die Erde eingelassen wird“, präsentierte Diethelm dem Planungsausschuss. Der höchste Punkt wäre ein etwa zehn Meter hoher Schornstein mit einer effektiven Abgasreinigungsanlage. Auch eine Gastronomie in einem getrennten Gebäude plant der Investor, für Beerdigungs-Kaffeetrinken. Inzwischen gibt es übrigens noch zwei weitere Interessenten, die gerne die Konzession zum Betreiben eines Krematoriums in Herzebrock-Clarholz hätten. Bürgermeister Diethelm weist darauf hin, dass man erst am Anfang des Verfahrens stehe. Im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplanes würden die Pläne für alle Bürger offengelegt. &bdquo;Ende März, Anfang April werden wir Bürgerversammlungen zu dem Thema machen“, verspricht er. Viele könnten sich das Gebäude jetzt noch nicht vorstellen. &bdquo;Das ist keine gewerblichen Verbrennungsanlage sondern entspricht dem Friedhofscharakter.“ Aber das Thema Tod sei ein emotionales, kein rationales. &bdquo;Es ist spannend, inwieweit wir es schaffen, die Bevölkerung bei diesem Thema mitzunehmen.“

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