Metall-Mafia im Kreis Gütersloh? Ärger über dreisten Diebstahl – auch TV-Team vor Ort

Harsewinkel. Fassungslos stehen Friedhelm Schmitz und Peter Petschik drei Tage nach der Tat vor den Trümmern, die die Diebe bei ihrem Diebstahl der Bronzefiguren am Dichterbrunnen hinterlassen haben. In der Bevölkerung geht das Rätselraten um die dreiste Tat weiter. Friedhelm Schmitz, den alle nur &bdquo;Frico“ rufen, und Peter Petschik gehörten Jahrzehnte lang der – im Jahr 2021 aufgelösten – Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) in Harsewinkel an, die sich 2003 besonders für den Brunnen als Geschenk des ehemaligen UWG-Bürgermeisters und Mäzens Bruno Kleine an die Stadt stark gemacht hatte. &bdquo;Wir wollten den Brunnen damals eigentlich lieber zentral in der Innenstadt bauen. Aber Kleine ging es beim Standort um die geistige Nähe zum Gymnasium“, erinnert sich Schmitz mit brüchiger Stimme an die vielen Gespräche zu dem Thema. Hoffnung, dass die gewaltsam entfernten Figuren noch auftauchen könnten, hegt Frico Schmitz keine. Er geht davon aus, dass hier Profis am Werk waren. &bdquo;Das ist organisiertes Verbrechen. Diese Banden verkaufen solche Metalle sofort. Die werden dann eingeschmolzen und sind für immer verloren“, sagt er. Gibt es eine Versicherung für den Brunnen im Kreis Gütersloh? Im Internet hat er sich über die Machenschaften dieser Metall-Mafia schlau gemacht. Ob es eine Versicherung gibt? &bdquo;Höchstens für einen materiellen Schaden. Aber die Figuren sind ja unersetzlich“, sagt er. Deren Erschaffer, der Bildhauer Bernhard Kleinhans, ist längst gestorben. Dessen Sohn hatte vor einigen Jahren mal eine der Bronzeplatten mit Namen und markanten Zitaten der Personen erneuert. Friedhelm Schmitz war es auch, der am Freitag mit als Erster den Frevel entdeckte. &bdquo;Am Donnerstagvormittag bin ich noch hier nebenan im St.-Lucia-Krankenhaus gewesen, da war noch alles in Ordnung“, sagt er. Am Freitagmittag sei er dann auf die fehlenden Figuren aufmerksam gemacht worden. Und rief die Polizei. Deren Pressestelle hat am Montag in ihrer offiziellen Mitteilung zum Tathergang ihre bisherigen mündlichen Angaben konkretisiert. Demnach liegt der Tatzeitraum zwischen Donnerstag, 30. Januar, 13 Uhr und Freitag, 31. Januar, 17.20 Uhr. Die Täter haben fünf der neun Bronzestatuen aus ihren Verankerungen gerissen und gestohlen. Außerdem lösten sie die ebenfalls bronzenen Hinweistafeln, auf denen die Namen der mit dem Brunnen geehrten Personen sowie Zitate aus deren Werken vermerkt waren, aus der Naturstein-Umrandung des Brunnens. Auch ein TV-Team ist vor Ort Die ehemaligen Kommunalpolitiker Schmitz und Petschik sind gefragte Ansprechpartner. &bdquo;Der Brunnen war ein Stück Identität der Stadt“, ordnet Schmitz den Verlust ein. &bdquo;Harsewinkel ist bestohlen worden“, sagt sein Mitstreiter. Auch ein Team der &bdquo;WDR-Lokalzeit“ fragt am Tatort bei beiden nach, filmt die traurige Szenerie mit den herausgerissenen Bronzefiguren, von denen einige, wie die Statuen von Bischof von Galen, Nelly Sachs und Annette von Droste-Hülshoff, komplett verschwunden sind. Auch die des ehemaligen ehrenamtlichen Bürgermeisters und Schulleiters Heinrich Hemker, dem Kleine bereits zu Lebzeiten ein Denkmal als Dank für dessen Einsatz für den Bau des Gymnasiums schuf. Dass die Figur des anderen einstigen Schulleiters und weiteren Bürgermeisters Otto Schmitz stehengeblieben ist, der die Diebe lediglich einen Arm abreißen konnten, berührt den pensionierten Lehrer Peter Petschik besonders. &bdquo;Als ich 1966 nach Harsewinkel kam, war der mein Rektor an der damaligen Kardinal-von-Galen-Schule“, erinnert sich der Harsewinkeler, der sich auch bei der &bdquo;Sonnenwende“ und der Außenwerkstatt der Gesamtschule engagiert. Polizei Gütersloh sucht weiterhin Zeugen: Tel. 05241 8690 Mit Thorsten Amsbeck trifft ein weiterer ehemaliger UWG-Kommunalpolitiker am Tatort ein. Amsbeck, als Hobbyarchivar und Stadthistoriker längst so etwas wie Harsewinkels wandelndes Geschichtsbuch, stellt sich die Frage, die viele im Ort umtreibt: &bdquo;Wie konnten die Diebe die Figuren aus den Verankerungen reißen, ohne dabei gehört oder beobachtet zu werden?“ Vor der Frage steht auch die Polizei. Die sucht Zeugen, die zur Tatzeit verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Hinweise dazu nimmt die Polizei über die Vermittlung, Tel. 05241 8690, entgegen.

Meistgelesen