Hoher Schaden im Kreis Gütersloh – Landwirte beklagen Sabotage bei der Ernte

Harsewinkel-Greffen. Böse Überraschung bei der Maisernte. Vor Kurzem ist den Greffener Landwirten Herbert und Tjark Fressmann am dabei nämlich ein heftiger Fall von Sabotage untergekommen: Als der Häcksler ihres Lohnunternehmers auf dem Maisfeld der Fressmanns am Tatenhauser Weg in die dritte &bdquo;Runde“ einbiegt, knallt es einmal kurz, dann röhrt der Häcksler laut auf. Den Beteiligten ist sofort klar: Hier ist Ende im Gelände. Das berichtet Herbert Fressmann (71) jetzt der &bdquo;NW“, als er zusammen mit seinem Sohn Tjark (22) die zerfetzten Messer aus dem Schneidwerk des Häckslers präsentiert. &bdquo;Wir waren mit der Ernte fast fertig“, sagt Fressmann senior. Von den hundert Hektar Mais waren zu diesem Zeitpunkt noch fünf Hektar zu ernten. Lesen Sie auch: Alarmierende Zahlen in Gütersloh sorgen für Ärger – Müllaufkommen fast verdreifacht Erst einmal geht aber nichts mehr. Die durch die Einwirkung einer Eisenstange abgebrochenen Messer des Schneidwerks sind durch das Gerät in die Weiterverarbeitung gelaufen. Im Cracker haben sich die Metallstücke verformt, sind gebrochen und werden weiterbefördert. Einige fallen auch zurück auf den Boden. &bdquo;Wenn diese Spitzen in die Tiernahrung gelangen, dann verenden die Bullen elendig“, benennt Fressmann seine größte Sorge. Mehrere Sabotagefälle im Kreis Gütersloh Der wirtschaftliche Schaden sei ohnehin beträchtlich. Glück im Unglück haben dieses Mal alle Beteiligten. Weder die Erntehelfer noch die Fahrer der Geräte kommen zu Schaden. Weil die Stange das Schneidwerk offensichtlich seitlich getroffen hatte, müssen für die Instandsetzung dieses Mal &bdquo;nur“ die Schneidmesser im Randbereich ausgetauscht werden. Allerdings habe der Fahrer auch schnell reagiert und die Maschine sofort ausgeschaltet. &bdquo;Wenn die Metallstange durchläuft, dann liegt der Schaden schnell bei 50.000 und mehr Euro“, skizzierte Tjark Fressmann die Größenordnung. Sie sind nicht die einzigen Betroffenen in der Region. Das von ihnen beauftragte Unternehmen, der Lohnunternehmen Herte aus Warendorf-Vohren, sei in dieser Erntesaison bereits zweimal von einem Sabotagefall betroffen gewesen, erzählten Vater und Sohn. Insgesamt habe man seit September rund um Greffen bereits sieben Fälle von Manipulation der Erntefelder mit ähnlichen Schäden gezählt. &bdquo;Das sind so viele wie nie zuvor“, konstatiert der 22-Jährige. Gleiche Fälle soll es zudem in Freckenhorst, Beelen, Harsewinkel und Ostenfelde gegeben haben. Gefahr besteht auch für Erntehelfer &bdquo;Dabei hatten wir die letzten Jahre Ruhe“, erzählt Herbert Fressmann. Noch am Abend zuvor habe ihn jemand auf das bekannte Problem angesprochen. &bdquo;Ich habe abgewiegelt und wollte nichts davon wissen“, sagt der Seniorchef. Den letzten Sabotagefall erlebten die Fressmanns vor sieben Jahren. Damals habe der Metall-Detektor am Häcksler angeschlagen und Schlimmeres verhindert. &bdquo;Neuerdings treffen wir Landwirte auf eine Form der Sabotage in einer neuen Dimension“, sagen die Fressmanns. Es würden nun Edelstahlstangen, die vom Detektor nicht erkannt würden, ins Maisfeld gesteckt. Bei den jüngsten Fällen sei das so gewesen. Die Edelstahlstange vom Samstag haben sie hingegen nicht gefunden. Möglicherweise wurde diese durch das Gerät weggeschleudert. Auch das ist eine große Gefahr für alle Beteiligten auf dem Feld. &bdquo;Die Helfer können von fliegenden Metallteilen oder Stangen getroffen werden. Das Metall verwandelt sich in Geschosse“, sagt Herbert Fressmann. Auch der Fahrer sei hinter dem Plexiglas in seiner Kabine eines begleitenden Treckers nicht sicher. Saboteure scheinen sich auszukennen An diesem Punkt wird für die beiden Landwirte die nächste Dimension ihres Falles sichtbar. &bdquo;Bei allen betroffenen Landwirten wurden die Metallstangen zwischen der 15. und der 30. Maisreihe angetroffen“, erklärt Tjark Fressmann. &bdquo;Derjenige, der die Stange gesteckt hat, kennt sich aus“, vermutet er. Denn beim Ernteablauf seien zu diesem Zeitpunkt keine Treckerbegleitung und keine Erntehelfer in der Nähe. Somit würden zwar materielle Schäden zugefügt, aber offensichtlich würden die Täter versuchen, Gefahren für Menschen weitgehend gering zu halten. Fressmanns haben gleich am Samstag die Polizei eingeschaltet. Die Beamten nahmen vor Ort die Ermittlungen auf. In welche Richtung die Verdächtigungen gehen, da haben Vater und Sohn keine Idee. Sie haben weder den Lohnunternehmer in letzter Zeit gewechselt, noch sonst jemanden verärgert. Lesen Sie auch: Kuh mit Smartwatch: Gütersloher Landwirt gibt Einblick in fortschrittlichen Betrieb &bdquo;Von Ernte-Sabotage haben wir in den vergangenen Jahren stets aus anderen Regionen gehört“, grübelt Herbert Fressmann. Will jemand die Landwirte hierzulande mürbe machen? Der Lohnunternehmer, der seine Maschine bereits am Donnerstag repariert hat, wollte zunächst angesichts der Gefahr gar nicht weitermachen. Schließlich hat er dann doch die letzten fünf Hektar ernten lassen. Weitere Anwohner aus dem Kreis Gütersloh melden sich Nachdem der Vorfall am Hof Fressmann in Greffen bekannt geworden ist, haben sich bei der &bdquo;NW“ weitere Greffener Anwohner gemeldet. Sie erklärten, dass sie in jüngerer Zeit bei ihren Hundespaziergängen ihnen verdächtig erscheinende Plastiksäcke in Maisfeldern rund um den Ort gefunden haben. Unter anderem am Schlömerweg fanden sie in den grünen Säcken ganze Knäuel aus reißfesten Nylon- und anderen Kunststoffen, die ebenfalls ein Schneidwerk lahm legen könnten. &bdquo;Die Ermittlungen zu dem Vorfall laufen“, bestätigt Polizeipressesprecher Marc Konert. Allerdings sei dieses der einzige Fall von Sabotage in der Landwirtschaft im Kreis Gütersloh, der bei der Polizei angezeigt worden sei. &bdquo;Solche mutwillig auf das Feld gelegte Metallteile können schwere Schäden an den teuren Maschinen verursachen“, sagt er. Die Art und Weise des Vorgehens spreche dafür, dass da jemand mit Fachwissen in der Landwirtschaft unterwegs sei.

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