Autofahrer ignorieren Einbahnstraße im Kreis Gütersloh: Verwirrung um neue Regeln

Harsewinkel. Pünktlich um 7.40 Uhr beginnen die Diskussionen. Ab diesem Moment halten Bezirkspolizist Robert Heuer sowie Stephan Lideck vom städtischen Ordnungsamt für die nächsten 20 Minuten bis 8 Uhr alle Autofahrer auf, die in die Straße &bdquo;Am Pfingstknapp“ einbiegen wollen. An die neue Regelung müssen sich alle, die zur Kardinal-von-Galen-Schule wollen, erst noch gewöhnen. Mit Fingerzeig auf die neuen Verkehrsschilder, die genau dieses gewohnte Abbiegen in den 20 Minuten untersagen, und geduldiger Ansprache betreiben die Ordnungshüter am ersten Tag des einjährig angelegten Verkehrsexperiments in der Innenstadt Verkehrserziehung. In den nächsten Wochen zunächst noch ohne Sanktionen – Bußgelder setzt es bei Fehlverhalten noch nicht. Schon der erste Morgen zeigt, dass Polizei und Stadtverwaltung in der neuralgischen Zeit vor Schulbeginn an dieser Stelle noch viele Schichten einlegen müssen, bis die neue Regelung akzeptiert ist. Eltern-Taxis sollen künftig nicht mehr bis zum Rathausplatz fahren Bei den meisten Autofahrern, fast ausnahmslos Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen wollen, ist der Aha-Effekt spürbar, wenn Robert Heuer auf das neue Schild zeigt. Sie wenden, lassen die Kinder an den vorgesehenen Parkplätzen entlang der Münsterstraße an den genau dafür vorgesehenen Zonen aussteigen. Auch hier gibt es noch eine gewisse Verwirrung. Die Parkplätze sind mit Schildern &bdquo;Eingeschränktes Halteverbot“ gekennzeichnet. Mit dem Zusatz 7.40 bis 8 Uhr. &bdquo;Zu allen anderen Zeiten kann hier ganz normal mit Parkscheibe für zwei Stunden geparkt werden“, erklärt Stephanie Vorderwülbecke vom Straßenverkehrsamt, die zusammen mit Fachbereichsleiterin Carmen Schlenger den Auftakt am Mittwochmorgen gespannt verfolgt und mit Verkehrsteilnehmern ins Gespräch kommt. Sie setzt darauf, dass die Hol- und Bringzonen nach einer Gewöhnungsphase auch genutzt werden. &bdquo;Es ist ja nicht Sinn der Sache, dass die Eltern-Taxis weiter bis zum Rathausplatz fahren“, sagt sie. Lehrpersonal hatte im Vorfeld protestiert - diesmal gibt es keine Probleme Den fließenden Verkehr darf nur Polizist Heuer anhalten. Wie die Frau mittleren Alters, der er die neue Regelung erklärt – und die dann trotzdem ignorant in die Straße einfährt. 100 Meter weiter wird diese von einer Anwohnerin gestoppt. Das ist zwar auch nicht im Sinne des Erfinders, aber Heuer hat so die Chance, deeskalierend die Situation aufzuklären. Reumütig fährt die Harsewinkelerin wieder aus der Straße heraus. Mit dem Lehrpersonal, das lautstark gegen die Einfahrtsperre protestiert hatte, gibt es an diesem Morgen keine Probleme. Der Großteil ist vermutlich schon vor 7.40 Uhr da, wie eine gerade aussteigende Kollegin bestätigt. &bdquo;Wir müssen ja sowieso schon um 7.45 Uhr in der Klasse sein, weil die Kinder dann schon kommen“, erklärt sie. Schwieriger sei das in der Tat für die Honorarkräfte, die sich auf die neuen Zeiten einstellen müssen. Es gibt einige Szenen an der großen Kreuzung, die erahnen lassen, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. &bdquo;Wir wollen die Elterntaxis von der Schule weghaben“, erklärt Vorderwülbecke geduldig einem Anwohner, der den Sinn der gesamten Maßnahme infrage stellt. Der schimpft gleich &bdquo;auf die Politik“, hat allerdings auch nicht die langjährigen Diskussionen über die verschiedenen Verkehrsideen mitbekommen. Viele Autofahrer hatten von den neuen Regeln noch nichts mitbekommen Auch nicht, warum es bei der am Mittwoch in Kraft getretenen &bdquo;kleinen“ Einbahnstraßenregelung auf Münster- und August-Claas-Straße sowie Brentrups Garten geblieben ist. Auch dort haben viele Autofahrer noch gar nicht mitbekommen, dass diese Straßen nun nicht mehr in beide Richtungen befahrbar sind. Insbesondere auf der Münsterstraße sind zur Premiere reichlich Geisterfahrer am frühen Morgen unterwegs. Entsprechend erschrocken reagieren viele auf die Hinweise von Stephan Lideck. Die gut sichtbaren runden roten Schilder mit weißem Querstreifen haben sie schlicht übersehen. Auch hier bleibt es vorerst bei freundlichen Ermahnungen. Auch dass die Längsparkstreifen auf beiden Seiten nur noch in Fahrtrichtung benutzt werden dürfen. Dass in die August-Claas-Straße nicht mehr von der Münsterstraße aus gefahren werden darf, übersehen trotz Beschilderung ebenfalls viele Autofahrer. &bdquo;Da werden wir noch lange kontrollieren müssen“, sagt Stephanie Vorderwülbecke, die auf die Reaktionen der Bürger gespannt ist. An der Ausfahrt vom Kirchplatz ist offenbar noch Aufklärungsarbeit nötig Sorgen macht sich Stephan Lideck auch an der Ausfahrt vom Kirchplatz, wo nur noch nach rechts Richtung Alter Markt abgebogen werden darf. Zu Recht, wie ein kurzer Besuch der &bdquo;NW“ dort zeigt. In ein paar Minuten fahren fünf Autos völlig selbstverständlich in verkehrter Richtung zur Dr.-Pieke-/Brockhäger Straße. Da ist noch viel aufzuklären. Zumal die Fahrradzonenschilder in den nächsten Tagen folgen werden.

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