Kröten im Kreis Gütersloh trotz Auto-Verbot überfahren - Schranke defekt

Harsewinkel. Häufiger geöffnet ist die Durchfahrtsstraße durch die Boomberge in den vergangenen Wochen gewesen. Das ist ein Ärgernis, finden Naturfreunde, Spaziergänger und Sportler, die den Wald zur Naherholung nutzen. Denn eigentlich ist die landwirtschaftliche Straße durch das Naturschutzgebiet genau aus diesem Grund durch eine Schranke für den Durchfahrtsverkehr gesperrt. Zuletzt war die Sperrung indes aufgehoben, die Schranke geöffnet, und Pkw konnten ungehindert durch das Waldgebiet fahren. Ein Versehen? &bdquo;NW“-Leser Karl-Heinz Kötter ärgert sich. Gerade jetzt, zur Zeit der Krötenwanderung, sei es wichtig, diesen Bereich gesperrt zu halten, findet er. In der Zeit von Donnerstagnachmittag bis Freitagmorgen vergangener Woche seien allein auf dem 200-Meter-Abschnitt hinter dem Parkplatz Boomberge (Zufahrt über die Clarholzer Straße) in Richtung Wald allein 16 Kröten von Autos platt gefahren worden, sagt Kötter. In Nähe des Parkplatzes, befindet sich ein Feuchtgebiet als Ausläufer der Lutter, das direkt hinter dem Stauwehr von &bdquo;Robergs Mühle“ liegt. Die &bdquo;NW“ hat beim städtischen Umweltberater Guido Linnemann nachgefragt. Schutzzäune sind in diesem Bereich aktuell nicht aufgestellt. Linnemann beklagte öffentlich bereits mehrfach, dass die Unterstützung in Sachen Krötenschutz seitens der Bürger nachgelassen habe. Die Aufrufe der Stadt, sich ehrenamtlich zu engagieren, seien in diesem Winter bisher auf wenige Resonanz gestoßen. Gibt es eine sinnvolle Alternative zur Schranke? Karl-Heinz Kötter bemängelt indes nicht allein den Krötenschutz, sondern auch den Müll im Naturschutzgebiet. Die Mülleimer seien dort zuletzt übergelaufen, so Kötter Ende vergangener Woche, die Behälter würden jedenfalls nicht wöchentlich geleert. Hier hat die Stadt schnell reagiert: Gestern waren die Mülleimer geleert und die Standorte aufgeräumt und sauber. Kötter merkt an, dass die Hundetütenbehälter entfernt wurden. &bdquo;Ich selbst habe immer Tüten dabei, aber viele andere nicht.“ Die Stadt erklärte auf Nachfrage, dass sich insgesamt 540 Mülleimer im Stadtgebiet befinden, die in der Regel einmal pro Woche geleert werden, manche sogar häufiger. Auch die Situation am Wanderparkplatz behalte die Stadt stets im Auge. Unabhängig vom Krötenschutz stellt sich die Frage nach dem Nutzen der Schranke schon eher grundsätzlich. Die Doppelflügelschranke wurde vor mehr als zehn Jahren im Südosten der Boomberge zur Marienfelder Heckerheide hin installiert. Durch weitere Poller wurde später eine Umfahrung unmöglich gemacht. Ob es nun Dienstfahrzeuge auf dem Weg zum Wasserwerk sind, deren Fahrer die Schranke geöffnet ließen, fragte sich Kötter. Einige hundert Meter weiter hat man eine professionelle Lösung gefunden: Dort wird die Zufahrt zur Ems 300 Meter vor dem Wasserwerk mit einem elektrisch regelbaren Poller unterbunden. Wären Elektro-Poller hinter dem Parkplatz zur Clarholzer Straße und am südöstlichen Rand vielleicht eine Lösung? Die Stadt teilte gestern auf Nachfrage mit, dass ein Flügel der Schranke zuletzt defekt gewesen sei, aber noch in dieser Woche vom Wasserwerk montiert werde. Beim Krötenschutz mithelfen? Die Stadt würde sich freuen Reagiert haben die Behörden in Sachen Autos an anderer Stelle: Erst 2023 war eine umfangreiche Parkverbots-Beschilderung installiert worden. Parken entlang der Durchfahrtsstraße ist seither beidseitig verboten, etliche Schilder machen das deutlich. Karl-Heinz Kötter hält diesen Schilderwald (&bdquo;Ist das purer Aktionismus oder ein Wahlthema?“) indes für übertrieben. Zudem stellt er den Nutzen infrage. Kontrollen habe er jedenfalls noch nicht feststellen können, sagte Kötter, der hier häufig mit seinem Hund unterwegs ist. Die Stadt erklärte, unter der Woche gebe es nachmittags regelmäßig Kontrollen, Parkverstöße aber bislang nicht festgestellt. Die Anmerkung wolle man zum Anlass nehmen, die Kontrollen zu intensivieren, auch an den Wochenenden. Einigen Kröten konnte Kötter übrigens das Leben retten. Morgens und abends habe er bei seinen Rundgängen in der Dämmerung gleich mehrfach bis zu zwölf wandernde Kröten über die Straße gesetzt, sagte Kötter, am Freitag waren es sieben. &bdquo;Es ist keine Wahl in Sicht, da kommt auch der Naturschutz nicht durch“, mutmaßt der Harsewinkeler, warum sich in der Politik zu wenige für dieses Thema interessieren. Umweltberater Guido Linnemann wies gestern noch einmal darauf hin, dass zum Amphibienschutz und zum Aufbau der Zäune die Mithilfe aus der Bevölkerung erforderlich sei, er bis dato den Bereich am Rande der Boomberge allerdings auch nicht auf dem Radar gehabt habe. Interessierte Bürger, die hier mithelfen wollen, können sich bei Guido Linnemann unter der Telefonnummer 05247 935-197 oder per E-Mail melden.

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