Junge (13) sticht Mitschüler (12) im Kreis Gütersloh nieder: Jetzt äußert er sich

Harsewinkel. Auch einen Tag, nachdem ein 13-jähriger seinen zwölf Jahre alten Schulkameraden mit einem Messer verletzte, ist das Entsetzen in Harsewinkel groß. War die Polizei zunächst davon ausgegangen, dass es sich um eine lebensgefährliche Verletzung handelte, stufte sie diese am Folgetag als &bdquo;nicht so schwer, wie zunächst angenommen“ ein. Der zuständige Staatsanwalt Christopher York sprach am Donnerstag gegenüber dem WDR von einer wenige Zentimeter tiefen Fleischwunde. Der verletzte Junge befinde sich jedoch noch im Krankenhaus, erklärte Polizeisprecher Michael Kötter. Die Ermittler der Bielefelder Mordkommission &bdquo;Prozession“ und die Staatsanwaltschaft bewerten die Tat inzwischen als gefährliche Körperverletzung. Bei der Auseinandersetzung am Mittwoch gegen 13.20 Uhr im Bereich Tecklenburger Weg und Prozessionsweg, sollen die beiden Siebtklässler möglicherweise um eine Uhr gestritten haben, so der Polizeibericht. Nachdem der 13-Jährige den Zwölfjährigen mit einem Messer verletzt hatte, flüchtete er. Er konnte jedoch später von der Polizei aufgegriffen werden. Beschuldigter Junge aus dem Kreis Gütersloh macht bei der Polizei Angaben zu der Tat Der beschuldigte Junge sei von den Ermittlern zu dem Geschehen befragt worden, bei seiner Anhörung habe er Angaben zu der Tat gemacht. Details möchte die Polizei aus Gründen des Opferschutzes allerdings nicht nennen. &bdquo;Im Anschluss übergaben ihn die Beamten an seine Eltern. Das zuständige Jugendamt wurde eingeschaltet“, heißt es in der Polizeimeldung. Das bestätigte Kreissprecher Jan Focken. &bdquo;Wir sind bereits frühzeitig involviert gewesen.“ Das Jugendamt werde die Familie jetzt begleiten – die Erziehungsberechtigten ebenso wie den Jungen. Am Tag nach den Geschehnissen von Mittwoch wurden durch die Polizei auch weiterhin Zeugen befragt. &bdquo;Wir sammeln alle Informationen. Die Akte wird dann an die Staatsanwaltschaft weitergegeben“, so Kötter. Auch wenn der 13-Jährige strafunmündig sei, habe man die Ermittlungen aufgenommen, um den Sachverhalt aufzuklären. Dabei solle auch ausgeschlossen werden, dass strafmündige Personen an der Tat beteiligt gewesen sein könnten. Eltern aus dem Kreis Gütersloh: &bdquo;Schrecklich, dass so etwas hier passiert“ An der Gesamtschule Harsewinkel, die sowohl der Beschuldigte wie auch das verletzte Opfer besuchen, herrscht auch einen Tag nach der Messerattacke des Minderjährigen auf seinen Jahrgangsstufenkollegen eine eher gedrückte Stimmung. Die Trauben von Schülerinnen und Schülern, die am Morgen ab 7.45 Uhr am Busbahnhof aus den Schulbussen steigen und Richtung Schule strömen, wirken stiller als sonst. Sie alle müssen an der Stelle vorbei, an der die Attacke am Vortag stattfand. Zu sehen ist dort nichts mehr. Das Flatterband, das die ermittelnden Beamten der Polizei und der Spurensicherung um drei der Bushäuschen gezogen haben, sind verschwunden. Fast alle Eltern, die am Morgen kurz vor 8 Uhr ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, wollen mit der &bdquo;NW“ nicht ausführlich über die Geschehnisse sprechen &bdquo;Schrecklich, dass so etwas hier passiert“, lautet bei fast allen die einsilbige Antwort. Schulleiter im Kreis Gütersloh versichert: Vom Beschuldigten geht keine Gefahr mehr aus Nur ein Vater hat eine klare Meinung: &bdquo;Die Schule ist da in der Verantwortung. Wenn es nicht anders geht, muss morgens an einer Sicherheitsschleuse mit Metalldetektor kontrolliert werden wie am Flughafen“, sagt er. Er meint es ernst. Schließlich wisse niemand, was die Jugendlichen so in die Schule mitschleppten. Den Spruch, der am Mittwoch bei Facebook auftauchte, habe er auch schon von einer Mutter direkt gehört: &bdquo;Man kann ja sein Kind kaum noch in die Schule schicken.“ Die Eltern wurden noch am Mittwochabend von Schulleiter Thomas Schröer per E-Mail angeschrieben worden. In dieser versicherte der Rektor, dass keine Gefahr von dem Beschuldigten mehr ausgehe und der Schulunterricht am Donnerstag planmäßig erfolge. Vier Jungen, augenscheinlich Schüler der Mittelstufe, sprechen den &bdquo;NW-Redakteur“ direkt an. Dass es zu der Messerattacke kommen konnte, überrasche sie nicht, sagen sie. Die Atmosphäre in der Schule, insbesondere auf dem Schulhof sei immer wieder aggressiv, der Druck hoch. &bdquo;In den Pausen sind Gangs unterwegs, die es darauf anlegen zu provozieren und auf Streit aus sind“, sagen sie. Stadt Harsewinkel will mit Schulen über weitere Maßnahmen beraten Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide meldet sich in einer Erklärung der Stadt Harsewinkel zu Wort. &bdquo;Wir haben den Messerangriff eines Schülers auf einen Mitschüler mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen müssen“, erklärt sie. Die Verwaltungsleitung werde beraten, ob ordnungsbehördliche Maßnahmen geeignet seien, solche Taten zu verhindern. &bdquo;Mit den Schulleitungen werden wir abstimmen, ob städtische Angebote wie Schulsozialarbeit und Schulbusbegleitung noch hilfreicher werden können“, schreibt sie weiter. Es gehe darum auszuloten, ob und wie das Mitführen von (Stich-) Waffen und erst recht deren Einsatz unterbunden werden könne. &bdquo;Politik und Verwaltung werden mit der Polizei im Rahmen der Ordnungspartnerschaft eng abstimmen, ob und was zu tun ist. &bdquo;Viele Menschen sind durch diese Tat auf einem öffentlichen Platz nachvollziehbar verunsichert“, begründet sie ihren Vorstoß. Die Stadtverwaltung wünsche dem verletzten Schüler eine möglichst vollständige Genesung und eine baldige unbelastete Rückkehr in die Schulgemeinschaft. &bdquo;Dem Jungen, der seinen Mitschüler schwer verletzt hat, wünsche ich die erzieherische Hilfe, die er benötigt“, erklärt Sabine Amsbeck-Dopheide weiter.

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