Bürger aus dem Kreis Gütersloh fürchtet um Sicherheit: "Die Stadt hat sich verändert"

Harsewinkel. Seit 39 Jahren lebt Frank-Ulrich Friedlein in Harsewinkel. Das war, nachdem der in Gütersloh aufgewachsene Maschinenbau-Ingenieur beim Landmaschinenhersteller Claas eine Stelle angetreten hatte, so nicht geplant. Doch irgendwie verguckte sich der 61-Jährige (am kommenden Dienstag wird er 62) in das Städtchen, blieb und gründete gemeinsam mit seiner Frau Silke – die beiden sind seit 38 Jahren verheiratet – eine Familie. Doch Friedlein macht sich Sorgen. Das Thema Sicherheit treibt ihn um. &bdquo;Harsewinkel hat sich sehr verändert“, sagt er. Kürzlich hat er einen Brief mit Fragen und Vorschlägen in Sachen Sicherheit nebst Unterschriftenliste an die Bürgermeisterin, den Landrat und die Polizei geschickt. Dieser war am Mittwochabend auch Thema im Rat. &bdquo;Ich habe mich in unserem Städtchen immer sauwohl gefühlt“, sagt Frank-Ulrich Friedlein. Im Wohngebiet Südring/Ostheide/Diekpoal haben sich die Friedleins ihr kleines Paradies geschaffen. Das schmucke Backsteinhäuschen ist von einem gepflegten Garten umgeben, die nahe Bundesstraße ist kaum zu hören. &bdquo;Wir haben hier eine super Nachbarschaft, die auch gerne zusammen feiert. Und wir reden natürlich auch viel über alles mögliche“, sagt der zweifache Vater und fünffache Opa. Zwei Vorfälle brachten das Fass zum Überlaufen Irgendwann fiel Friedlein und seinen Nachbarn auf, dass in ihren Gesprächen das Thema Sicherheit immer mehr Raum einnimmt. Erst Mitte April war bei Friedleins Tochter, die mit ihrer Familie keinen Kilometer entfernt an der Bahnlinie wohnt, eingebrochen worden: &bdquo;Die Terrassentür ist aufgebrochen worden, die Täter haben Bargeld und eine teure Uhr mitgehen lassen.“ Das Gefühl, dass in Harsewinkel etwas zu kippen droht, sei ein schleichender Prozess gewesen. Das Fass zum Überlaufen brachten die beiden Vorfälle am 20. Mai, als innerhalb von 22 Stunden zwei arglose Menschen im Bereich Kardinal-von-Galen-Schule/Gesamtschule/Stadtpark angegriffen wurden. &bdquo;Da haben wir gesagt: Wir müssen etwas tun. Ich habe dann den Brief geschrieben und die Liste rumgehen lassen“, erzählt Friedlein. Schnell waren in der näheren Umgebung 39 Unterschriften gesammelt. In dem Brief zählt Frank-Ulrich Friedlein nicht nur die jüngsten körperlichen Übergriffe oder Einbrüche auf, ihm geht es auch um die zunehmenden Beschimpfungen oder schlechtes Benehmen, etwa wenn einfach so zwischen Passanten auf den Gehweg gerotzt wird (&bdquo;Ist direkt vor mir schon mehrfach passiert“). Schlimmer sei aber das Angstgefühl der Bürger. Nach 19 Uhr gehe keiner mehr aus der Familie durch den Stadtpark &bdquo;Von meiner Familie geht nach 19 Uhr keiner mehr durch den Stadtpark – aus Angst. Dass meine 13-jährige Enkelin mit dem Handballspielen bei der TSG aufgehört hat, weil sie nach 20 Uhr mit dem Rad durch den Park nach Hause fahren muss, habe ich begrüßt. So weit ist es schon gekommen“, sagt Friedlein und fragt die Bürgermeisterin in dem Brief: &bdquo;Was gedenken Sie dagegen zu tun? Wie sieht Ihr Plan aus? Wie wollen Sie für die Sicherheit Ihrer und meiner Familie sorgen?“ Dass Polizei und Ordnungsamt Stadtpark und Moddenbachtal wie jüngst im Hauptausschuss vorgetragen nicht als kriminellen Schwerpunkt einordnen, sieht Friedlein mehr als skeptisch: &bdquo;Ich weiß, dass viele Bürger komplett anderer Meinung sind.“ Und weil man schließlich &bdquo;nicht immer nur meckern kann, ohne etwas zu tun“, hat Frank-Ulrich Friedlein zwei Vorschläge parat, wie sich die Situation verbessern ließe. &bdquo;Ich würde für den Stadtpark eine zeitlich befristete Verordnung wie kürzlich in Gütersloh für die Fläche vor dem Rathaus erlassen“, sagt er. Gemeint ist die so genannte Strategische Fahndung, die es der Polizei erlaubt, Personen ohne besonderen Grund anzuhalten und zu kontrollieren. Friedlein: &bdquo;Was meinen Sie, wie schnell dann Messer oder Schlagstöcke gefunden werden. Vor allem geht es aber darum Präsenz zu zeigen.“ Polizeiwache in Harsewinkel soll sieben Tage die Woche besetzt sein Präsenz ist auch das Stichwort beim zweiten Vorschlag des 61-Jährigen: &bdquo;Die Polizeiwache am Rathaus sollte sieben Tage die Woche rund um die Uhr besetzt sein und nicht nur bis 16 Uhr und am Wochenende gar nicht.“ Damit spricht Friedlein einen Punkt an, der in Harsewinkel seit Jahren diskutiert wird. Seine Erfahrung: &bdquo;Als bei meiner Tochter eingebrochen wurde, hat es eine Stunde gedauert, bis die Polizei vor Ort war.“ Frank-Ulrich Friedlein ist nun gespannt, wie die Verantwortlichen mit seinem offenen Brief umgehen. Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide kündigte im Rat in Anwesenheit von Friedlein und seiner Frau an, ausführlich auf den Brief zu antworten und im wesentlichen das darzulegen, was bereits im Ausschuss besprochen worden ist (Aufstockung Stadtwacht, Prüfung von Beleuchtung und Videoüberwachung). Das reicht den Politikern jedoch nicht. &bdquo;Wir teilen die Sorgen dieses Bürgers. Wir erwarten, dass der Landrat als Chef der Kreispolizei endlich handelt. Das ist verdammt nochmal seine Pflicht“, sagte Reinhard Hemkemeyer (SPD). Die CDU sieht das ähnlich. &bdquo;Wir brauchen schnelle Lösungen und schlagen vor, dass die Bürgermeisterin den Landrat zur nächsten Ratssitzung am 16. August einlädt“, führte Angelika Wensing aus. &bdquo;Hier ist aktives Verwaltungshandeln gefragt“, pflichtete Rainer Kuhlmann der Fraktionskollegin bei. Janosch Linden (Grüne) betonte, dass man das Thema nicht kleinreden dürfe, dennoch sei es wichtig keine Panik zu schüren.

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