Harsewinkel „Harsewinkler Modell“-Prozess: Angeklagter spricht nicht mit Verteidiger

Harsewinkel/Bielefeld. Vor dem Bielefelder Landgericht ist das Verfahren gegen den Hauptangeklagten hinter einer großen Betrugsserie mit der Vernehmung einer Zeugin fortgesetzt worden. Der 41-jährige Ibrahima V. (Name geändert) aus Harsewinkel ist angeklagt, Initiator der über die Internetplattform Ebay-Kleinanzeigen abgewickelten Taten gewesen zu sein, die als &bdquo;Harsewinkler Modell“ Eingang in die Ermittlungsakten gefunden haben. Ursprünglich hatte sich Ibrahima V. mit einem weiteren Angeklagten vor der IV. Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten müssen. Als V. jedoch zwischenzeitlich in einem Krankenhaus behandelt werden musste, trennte die Kammer das Verfahren gegen den umfassend geständigen Oliver W. (21) ab und verurteilte diesen wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren (die NW berichtete). So glimpflich wird Ibrahima V. im Fall eines Schuldspruchs sicherlich nicht davonkommen – ist er doch angeklagt, der Initiator des &bdquo;Harsewinkler Modells“ gewesen zu sein. Mit der Betrugsserie soll er mehr als 600.000 Euro erlangt haben. Hält die Sprachlosigkeit des Angeklagten an? Vor Gericht hat V. bisher konsequent zu den Tatvorwürfen geschwiegen. Doch nun scheint er noch nicht einmal mehr mit seinem Verteidiger Martin Rother sprechen zu wollen. Der mutmaßliche Hintergrund: Ibrahima V. sieht sich nach seiner Rückkehr aus dem Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg krankheitsbedingt als nicht verhandlungsfähig an. Eine Ärztin der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede, in der V. derzeit in Untersuchungshaft sitzt, untersuchte ihn daraufhin am Morgen vor der Verhandlung – mit dem für V. offenbar unbefriedigendem Ergebnis, dass er sehr wohl verhandlungsfähig sei. Daraufhin entschied sich der Angeklagte dafür, vor Gericht weder mit der Kammer noch mit seinem Verteidiger Martin Rother zu sprechen. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Carsten Glashörster, was er denn habe, gab V. keine Antwort. Auch die Frage, ob Verteidiger Rother darüber Auskunft geben könne und ob V. den Rechtsanwalt von dessen diesbezüglicher Schweigepflicht entbinde, beantwortete der Angeklagte mit Schweigen. Ob die Sprachlosigkeit im Binnenverhältnis der Beteiligten von längerer Dauer sein wird oder lediglich einer kurzzeitigen Verstimmung des Angeklagten geschuldet ist, werden die kommenden Verhandlungstage zeigen. Richter Glashörster hat jedenfalls schon einmal vorsorglich Termine bis in den September hinein anberaumt.

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