Trauer um prägende Lokalpolitikerin aus dem Kreis Gütersloh

Harsewinkel. Klein beigegeben hat Gunhild Hinney nie. Nicht politisch. Nicht bei der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt. Und auch nicht im Kampf gegen eine Krankheit, der sie über viele Jahre mit eisernem Lebenswillen, Disziplin und der ihr eigenen Sturheit trotzte. Am Samstag ist die vor 37 Jahren in die Partei eingetretene Sozialdemokratin, Vorkämpferin für Frauenrechte und Fraueneinfluss in der Politik, in der Sache streitbare, dabei lösungs- und kompromissorientierte Kommunalpolitikerin mit 70 Jahren gestorben. Bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt, der Jubiläumsfeier des SPD-Ortsvereins zum 75-jährigen Bestehen im August, war Gunhild Hinney noch einmal ganz in ihrem Element gewesen. Da schon im Rollstuhl sitzend erinnerte sie zusammen mit ihrem damaligen großen Gegenspieler Heinz Bünnigmann von der CDU daran, wie die beiden Alphatiere ihren jahrelangen &bdquo;Glaubenskrieg" um Gymnasium und Gesamtschule ausgefochten hatten. Am Ende kriegte Harsewinkel beides. Typisch Hinney, könnte man angesichts dieser für die heimische Schullandschaft segensreichen Lösung sagen. &bdquo;Sie hat keinen Konflikt gescheut, aber Konflikte nicht gesucht", charakterisierte Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide seinerzeit zur Verabschiedung aus dem Rat ihre langjährige Rückenstütze, aber auch kritische Begleiterin. 31 Jahre - so lange wie sie hat es noch keine Frau im Stadtrat geschafft 1951 geboren, politisierte sich &bdquo;das Kind aus stockkonservativem Hause", wie Hinney über sich selbst sagte, in der Ära Willy Brandt auf der linken Spielhälfte des politischen Spektrums. Ihr politisches Vermächtnis hat Gunhild Hinney, die sich bei aller inhaltlichen Streitkultur selbst nie zu wichtig nahm und mit Selbstironie, feinem Spott, bisweilen leicht kratzigem Charme und wo es angebracht war auch mal mit einer verbalen Breitseite selbst in den turbulentesten Sitzungen glänzte, vor ziemlich genau einem Jahr in einem Interview mit der Neuen Westfälischen hinterlassen. Für den neuen Rat hatte sich die &bdquo;Frau mit dem preußischen Pflichtbewusstsein", wie sie über sich sagte, zur Kommunalwahl 2020 noch einmal als Zählkandidatin auf dem ambitionslosen Listenplatz 16 aufstellen lassen. Sie wollte Platz für die junge Generation machen – wohl auch mit der Ahnung, dass ihr nicht mehr unendlich viel Zeit bleiben würde. So lange wie sie, nämlich 31 Jahre, hat es bislang noch keine Frau im Stadtrat geschafft. &bdquo;Ob ich das als besondere Leistung sehe, weiß ich nicht", sagte sie damals im Gespräch. Aber Familie, Beruf und Politik unter einen Hut zu bekommen, sei wahrscheinlich für Frauen immer noch die größere Herausforderung. Genau 39 Ämter, Mitgliedschaften in Ausschüssen, Verbänden und Institutionen listen Fraktionssprecher Reinhard Hemkemeyer und Ortsvereinsvorsitzender Ralf Dräger auf, die Gunhild Hinney im Lauf ihrer langen Karriere teils über Jahrzehnte inne hatte. Die vielen kleinen Dinge, die sie ohne großes Aufheben im Verborgenen für Menschen in Not und verzweifelte Ratsuchende erledigte, nicht mitgerechnet. Auch politische Mitbewerber hätten die deutliche Stimme der Sozialdemokratie geschätzt Insbesondere in den elf Jahren als Vorsitzende des Planungs- und Bauausschusses von 2009 bis 2020 prägte die stellvertretende Fraktionssprecherin die Politik in der Stadt. Da brachte die ehemalige kaufmännische Angestellte eines Sportbodenherstellers und eines Freizeitanlagen-Fachunternehmens ihre besondere Expertise ein, insbesondere bei der Beratung über Kunststoffrasenplätze oder im Sporthallenbau, zuletzt für ihre Herzensangelegenheit, dem Freibad. Warum sie sich das alles gleichzeitig antat? &bdquo;Weil es unheimlich Spaß gemacht hat", sagte Gunhild Hinney damals. &bdquo;Sie hat sich durch ihre klaren Positionen und Sachkenntnisse viel Vertrauen und Gehör verschaffte", schreibt Dräger. Die &bdquo;deutliche Stimme der Sozialdemokratie" hätten auch die politischen Mitbewerber sehr geschätzt. &bdquo;Ihre Stimme wird uns fehlen."

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