Claas will mit künstlicher Intelligenz noch schneller Mähdrescher produzieren

Harsewinkel. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart kam im E-Daimler direkt bis vor den neu gebauten Prüfstand auf dem Claas-Werksgelände gefahren. Dort roch es noch nach frischer Farbe. &bdquo;Eine Werksbesichtigung mit dem Auto, das habe ich auch noch nicht gehabt", sagte der Minister aus Düsseldorf und schritt zur Tat: Gemeinsam mit Claas-Geschäftsführer Jan-Hendrik Mohr, Andreas Schmitz, dem Vorstandsvorsitzenden des Partnerunternehmens Schmitz Cargobull mit zwei Milliarden Euro Jahresumsatz und einigen weiteren Beteiligten, drückte Pinkwart am Dienstag den Startknopf für ein wichtiges Digitalisierungsprojekt mit dem Titel &bdquo;Datenfabrik. NRW". "Künstliche Intelligenz hat enorme Potenziale" Das Projekt wird unter dem Dach des Spitzenclusters &bdquo;Its OWL" realisiert, in dem Claas gemeinsam mit Schmitz Cargobull sowie weiteren Partnern – NTT Data/ehemals Itelligence, Duvenbeck Kraftverkehr, Motion Miners sowie vier verschiedenen Fraunhofer-Instituten – ein Modell für eine datengetriebene Zukunft erarbeitet. Das Land NRW gibt 9,2 Millionen Euro in dieses Projekt. Insgesamt wird es 14,5 Millionen kosten. Nach drei Jahren sollen die Erkenntnisse aus dem Projekt gezogen und veröffentlicht werden. &bdquo;Künstliche Intelligenz hat enorme Potenziale, um Maschinen und Anlagen effizienter und produktiver zu fertigen", sagt Günter Korder, Geschäftsführer von &bdquo;Its OWL". Mit der Datenfabrik soll es möglich sein, die Produktion von der Fabrikplanung über die Fertigung bis zur Logistik neu zu denken. &bdquo;Its OWL" werde dafür Workshops, Rundgänge und Transferprojekte organisieren, so Korder weiter. "Nicht alles so schlimm wie es in den Medien oft dargestellt wird" Warum Claas in Harsewinkel, dem &bdquo;Epizentrum der Mähdrescherfertigung", wie es Jan-Hendrik Mohr bezeichnete, diese Investition tätigt, und nicht in Russland, Ungarn, China, USA oder Indien, wo Claas ebenfalls Mähdrescherproduktionen betreibt, erläuterte Mohr mit dem Verweis auf die guten Bedingungen. &bdquo;Es ist nicht alles so schlimm in Deutschland, wie es in den Medien oft dargestellt wird", sagte der Geschäftsführer. Andreas Pinkwart freute sich als Digitalminister, Innovationsminister und Wirtschaftsminister gleich in drei Funktionen den digitalen Ausbau voranbringen zu können. &bdquo;Digitalisierung ist der Treiber der Wirtschaft", sagte der FDP-Politiker, der nach siebenjähriger Unterbrechung seit 2017 wieder Wirtschaftsminister in NRW ist. Er sei zurück auf seinen Stuhl gekommen und habe diesen so wieder vorgefunden wie er ihn 2010 verlassen habe, erinnerte sich Pinkwart in seiner Rede. In Estland habe er sich für seine zweite Amtszeit &bdquo;Nachhilfe" in Digitalisierungsfragen geholt. Die Automation mit digitalen Möglichkeiten in Verbindung zu bringen, schaffe riesige Chancen, erklärte Pinkwart jetzt. &bdquo;In der Praxis fehlen uns Tools (Werkzeuge) und Vernetzungsmöglichkeiten", erklärte der Minister, warum ihm die &bdquo;digitale Fabrik von Morgen" wichtig ist. Mitarbeiter und Kunden sollen bei dem Prozess mitgenommen werden Projektziel sei die &bdquo;atmende Fabrik". Die Arbeit des Einzelnen werde sich dadurch verändern. Die Mitarbeiter mitzunehmen, forderten am Dienstag alle Beteiligten. &bdquo;Für sie wird das eine neue Welt. Sie sollen daraus den Nutzen ziehen", so Pinkwart. Ebenso im Fokus stehe natürlich der Kunde, vom ihm gehe letztlich die Zukunft aus. &bdquo;Der Kunde kann die neue Maschine konfigurieren, die Landwirte sind die eigentlichen Innovatoren." Durch die individuelle Anpassung der Maschinen würden die Unternehmen dank der neuen Technik auch nicht überfordert – insofern gebe es am Ende viele Gewinner, sagte Pinkwart. Aktuell läuft bei Claas der Umbau des Werkes. 44 Millionen Euro investiert der Konzern in diesem Jahr am Standort Harsewinkel. Unter anderem bekamen die Produktionshallen der Mähdrescherfertigung ein neues Dach in 14 Metern Höhe (bisher sieben Meter). Die Dacharbeiten sind nahezu abgeschlossen. Am Dienstag wurden für mehrere Flächen neue Betonböden eingebracht. Demnächst werden die Maschinen aufgestellt. Die Mitarbeiter der Mähdrescherproduktion sind seit Juni in der verlängerten Werksruhe. Nur die Produktion von Jaguar-Traktoren und Xerion-Häckslern lief parallel zum Umbau weiter. Die Leute aus der Mähdrescherfertigung würden nun nach und nach in den Betrieb zurückkommen. Am 3. Dezember soll der erste Lexion vom Band rollen, hieß es. Künftig wird nur noch auf einer Straße gefertigt Die Fertigung der Mähdrescher wird bis dahin umgestellt sein. Statt bislang auf zwei Fertigungsstraßen wird künftig nur noch auf einer Fertigungslinie produziert. Das sei möglich, weil die Modelle Lexion (Premiumklasse) und Trion (gehobene Mittelklasse) in modularer Bauweise gefertigt werden und zu einem Viertel gleiche Bauteile haben, erklärte Marc Suchy von der Claas-Pressestelle. Die Taktzeit am Band wird künftig statt eineinhalb Stunden nur 30 Minuten betragen. Der einzelne Monteur mache weniger Arbeitsschritte pro Gerät, werde in Summe dadurch indes schneller sein. Weil jeder Monteur mit seinen Arbeitsschritten immer noch eine halbe Stunde pro Gerät beschäftigt sein werde, sei man von einer Fließbandarbeit weit entfernt, erklärte Claas-Mitarbeiter Simon Krieter. Die feierliche Eröffnung des erweiterten Claas-Werkes werde es im Februar geben, sagte Pressesprecher Wolfram Eberhardt. Insgesamt arbeiten am Claas-Standort Harsewinkel 3.500 Mitarbeiter, davon gut 1.000 in der Produktion. Allein 400 sind in der Mähdrescherfertigung tätig.

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