Andrang zu groß: Tafel eröffnet neue Verteilstelle im Kreis Gütersloh

Marienfeld. Montags um 11 Uhr kommt Leben in das Bürgerhaus in Marienfeld. Nach und nach kommen Menschen, für die der Einkauf im Supermarkt nicht immer erschwinglich ist. Bei der neu eingerichteten Anlaufstelle des Vereins &bdquo;Gütersloher Tafel" sind sie herzlich willkommen. &bdquo;Der Andrang an den Harsewinkeler Ausgabestellen ist zu groß geworden", erklärt Ruth Prior-Dresemann, warum in Marienfeld nun eine eigene Dependance eingerichtet ist. Damit deutet die Geschäftsführerin des im gesamten Kreis tätigen Vereins an, dass in der Pandemie der Bedarf nach erschwinglichen Lebensmitteln bei wirtschaftlich schwächeren Familien, bei und Senioren, die von Grundrente leben müssen, aber auch von Flüchtlingen und Arbeitnehmern in prekären Verhältnissen gewachsen ist. Die coronabedingte Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit lasse sich hier als Indikator ablesen. "Wir hatten keinen Platz mehr und hätten sonst Menschen wegschicken müssen" In der Pfarrgemeinde St. Lucia, wo die Tafel schon lange präsent ist, nehmen aktuell 55 Familien einmal in der Woche gegen einen kleinen Obolus Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Dinge des täglichen Bedarfs in Empfang. In St. Paulus sind es 30. &bdquo;Wir hatten keinen Platz mehr und hätten sonst Menschen wegschicken müssen", erklärt Ruth Prior-Dresemann. In Greffen sind es aktuell sechs Familien. Der Standort Marienfeld sei nötig, um andere Ausgabestellen zu entlasten. Zudem mussten Menschen mit Hilfebedarf aus Marienfeld bisher erst nach Harsewinkel kommen. &bdquo;Diesen tun die 2,50 Euro für den Bus richtig weh", sagt die Tafel-Sprecherin. Lesen Sie auch: Corona beschert der Tafel in Rheda-Wiedenbrück ganz neue Probleme 261 Familien - mit 113 Kindern Beim Bürgerhausverein rannte sie mit ihrer Anfrage nach Raum und Zeitfenster offene Türen ein. Montags von 11 bis 11.30 Uhr nehmen die ehrenamtlichen Helferinnen Sabine Strothotte, Beate Zumholte und Beate Birwe die ersten Familien in Empfang. Bisher stehen in Marienfeld acht auf der Liste, die hier Unterstützung erhalten, um das karge Haushaltsgeld zu schonen. &bdquo;Da ist noch Platz nach oben", sagt Prior-Dresemann. Sie ist sich sicher, dass noch mehr Hilfesuchende folgen werden. In den nun vier Harsewinkeler Ausgabestellen betreuen die Helferinnen nun 261 Familien, darunter 113 Kinder. Die Hemmschwelle ist immer noch groß Allerdings sei die Hemmschwelle immer noch groß. &bdquo;Viele schämen sich, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagt die Geschäftsführerin. Wer von der Grundrente leben müsse, aber alleine 600 Euro für die Miete zahle, könne sich kaum den Einkauf im Supermarkt leisten. Zumal viele Dinge des täglichen Bedarfs teurer spürbar geworden seien. Bei den Helfern der Tafel finden die Menschen aber auch ein offenes Ohr und erhalten wertvolle Tipps. &bdquo;Wir können natürlich keine soziale Beratung leisten, aber an andere Stellen weiterverweisen." Damit gar nicht erst das Gefühl aufkommt, hier würden Almosen verteilt, verkauft die Tafel ihre auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnittenen Warenpakete zu festgelegten Preisen. Erwachsene zahlen 2,50 Euro, Kinder 50 Cent. Eine Familie mit zwei Kindern erhält für 5,50 Euro ein Hilfspaket. Der Gegenwert beträgt etwa zehn bis 15 Euro, je nachdem, was die Tafel von ihren Partnern erhalten. Im Logistikzentrum in Gütersloh werden die Spenden zentral gesammelt, auf Qualität geprüft und bedarfsgerecht für die einzelnen Verteilstellen kommissioniert. &bdquo;Das Feintuning passiert wiederum vor Ort", sagt Prior-Dresemann. Die Verteiler vor Ort kennen ihre Kunden und stellen diese die benötigten Dinge zusammen. Lesen Sie auch: Sind die Kinder in der Corona-Krise wieder die Verlierer? Aus den Einnahmen finanziert die Tafel ihre Verwaltung und Logistik Aus den Einnahmen finanziert die Tafel ihre Verwaltung und die Logistik, etwa für den Diesel für die Fahrzeuge, Reparaturen und Wartung sowie für die Kühlung der Spenden. Ohne zusätzliche Geldspenden würden die Beträge allerdings nicht reichen. Das Einsammeln der Hilfsgüter hat noch einen zweiten wichtigen Aspekt. &bdquo;Wir retten diese Lebensmittel für Menschen in prekären Lebenslagen und bauen eine Brücke zwischen Überfluss und Bedürftigkeit", sagt die Geschäftsführerin der Gütersloher Tafel. Wie groß das Missverhältnis in einem der reichsten Länder der Welt ist, zeigen die Zahlen: In Deutschland werden jedes Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Allein in Privathaushalten landen rund 75 Kilogramm pro Kopf im Müll. In der Summe sind das jedes Jahr Lebensmittel im Wert von circa 20 Milliarden Euro.

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