40-Millionen-Investition: Claas eröffnet mega-modernes Traktorenwerk

Harsewinkel/Le Mans. Die Kamerafahrten durch das am Freitag nach dreijährigem Umbau offiziell wieder eröffnete Traktorenwerk im französischen Le Mans liefern Hochglanzbilder der Industriearbeitswelt von morgen. Mit der 40 Millionen teuren Investition in die komplette Erneuerung der Montage und die digitale Transformation des vor 20 Jahren übernommenen Werkes setzt Claas auf einen Wachstumskurs in einer Sparte, die vor knapp 20 Jahren noch gar nicht zum eigenen Portfolio gehörte. Der dreijährige Umbau erfolgte bei laufender Produktion. &bdquo;Wir lösen mit dieser Investition ein Versprechen ein" erinnerte Catharina Claas, Vorsitzende des Gesellschaftergremiums, bei der coronabedingt online gestalteten Eröffnung an die Entscheidung ihres Vaters, im Jahr 2003 die Traktorensparte &bdquo;Renault Agriculture" des französischen Autobauers zu kaufen. Helmut Claas, der am 5. Januar dieses Jahres verstarb, hatte schon damals in Aussicht gestellt, dass der Konzern am neuen Standort in der Stadt mit dem berühmtesten Autorennen der Welt in die Zukunft investieren werde. Runderneuertes Werk setzt neue Maßstäbe in der Produktion Damit summieren sich die Investitionen in Le Mans, dem Entwicklungszentrum in Vélizy und dem Test- und Validierungszentrum in Trangé seit der Übernahme von Renault Agriculture im Jahr 2003 auf rund 80 Millionen Euro. Zusammen mit dem Entwicklungszentrum in Vélizy bei Paris und dem Test- und Validierungszentrum in Trangé sind in Le Mans rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. &bdquo;Unser runderneuertes Werk setzt neue Maßstäbe in der Produktion von hochwertigen und vernetzten Traktoren", erklärt Thomas Böck. &bdquo;Damit schaffen wir eine wegweisende Basis für unser weiteres globales Wachstum". Zusammen mit den rund 60 Millionen Euro, die Claas über den Zeitraum 2020 bis 2022 für die vergleichbare Transformation und Digitalisierung des Stammwerks in Harsewinkel aufwendet, lässt sich die Strategie des global operierenden Konzerns ablesen, sich gezielt in Kernbereichen seiner Produktpalette zu konzentrieren. Lesen Sie auch: Dächer drohten einzustürzen - wie Claas den plötzlichen Wintereinbruch überstand Wachstumsimpuls durch die Zukunftsfabrik Von einem &bdquo;Wachstumsimpuls", sprach Claas-CEO Thomas Böck bei der &bdquo;Zukunftsfabrik" in Le Mans, in der alle Abläufe an den 100 Arbeitsstationen optimiert wurden. Er erinnerte daran, dass Claas bereits in den 1920er Jahren in Frankreich, dem stärksten Agrarland in Europa und von je her einer der wichtigsten Märkte für Claas, mit ersten Vertriebsstrukturen Fuß gefasst hatte. Die Produktion in dem komplett umgebauten Werk will Claas künftig von aktuell 10.000 Maschinen auf einen Ausstoß von 13.000 Traktoren pro Jahr steigern, kündigte Martin von Hoyningen-Huene, Leiter der Claas Traktorensparte und Mitglied der Konzernleitung, an. Pro Schicht sollen dann Schlepper statt bisher 50 von den insgesamt 7,8 Kilometer langen Bändern in dem Werk laufen. Für einen kompletten Traktor brauchen sie in Le Mans dann 15 Stunden bis zur Endmontage. Dank der neuen Infrastruktur mit automatisierter Logistik könne das Werk flexibler auf die Kundenwünsche reagieren. 40 autonome Trägerfahrzeuge transportieren die Traktoren fahrerlos und komplett automatisch von der ersten bis zur letzten Montagestation, und können bis zu 20 Tonnen Last bewegen. Vom 75-PS-Schlepper bis zum 460 Pferdestärken aufbringenden High-Premium-Modell Xerion, der bei rund 300.000 Euro Kaufpreis liegt, werden ohne Umrüsten individuell konfigurierte Modelle durchproduziert. Traktormodelle schon virtuell gebaut Im Jahr 2019 war die Modernisierung bereits in Frankreich als Vorzeigeprojekt in der Industrie und als &bdquo;Industrie der Zukunft" ausgezeichnet worden. So wurden bei der Werksplanung dank moderner Virtual-Reality-Technologien bereits alle Prozesse digital durchlaufen. Dabei wurden virtuell sogar schon Traktormodelle &bdquo;produziert", die in der realen Welt noch gar nicht gefertigt waren. Mit 3D-Animationen und VR-Brillen wurden unzählige Möglichkeiten durchgespielt, um alle Montageschritte vom Antriebsstrang bis zu zum fertigen und geprüften Traktor durchzuspielen.

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