Diese Dachdecker nutzen die Krise und zimmern ihren Betrieb um

Harsewinkel. Von einem &bdquo;Lockdown" kann bei Dieter Berheide keine Rede sein. In der Baubranche boomt es, in Harsewinkel und Umgebung wachsen die Siedlungsgebiete. Und auch aus der Industrie gibt es Aufträge. Manchmal sogar ganz besondere. Als vor gut zwei Wochen der Schnee kam und die Baustellen ruhten, war das Harsewinkeler Dachdeckerunternehmen plötzlich ganz anders gefordert. Bei der Firma Claas drohten Dächer der Produktionshallen unter den Schneemassen einzustürzen. &bdquo;Da haben wir alles, was schippen kann, rauf geschickt", erzählt Berheide, wie bis zu 40 seiner Mitarbeiter Tausende von Quadratmetern freiräumten. Kaum ist der Schnee weg und bestes Baustellenwetter da, geht das Tagesgeschäft mit Volldampf weiter. Von Lockdown ist hier nichts zu spüren. Im Gegenteil. Dafür stellt der Handwerksbetrieb an der Brockhägerstraße die Zeichen auf Zukunft und baut seinen Betriebshof radikal um. Vor allem Lagerkapazitäten wurden knapp. &bdquo;Das ging gar nicht mehr", sagt der Seniorchef. Abläufe sollen optimiert werden Insgesamt will Dieter Berheide die Abläufe im Betrieb vom Lagern des Materials über das Beladen der Fahrzeuge bis hin zur Entsorgung optimieren. Nur so ließen sich noch Kosten in einem Handwerk sparen, in dem gute Mitarbeiter der größte Mangel sind. &bdquo;Wenn ein Trupp von drei Mann zur Baustelle will, und hier erst langwierig aufladen muss, verlieren wir schnell mal drei oder sechs Stunden", rechnet er vor. Berheide will diese Optimierung jetzt schaffen, wo der Betrieb wirklich gute Jahre habe. Das ehemalige Wohnhaus seines inzwischen als Teilhaber ausgestiegenen und weggezogenen Kompagnons Volker Kozlik wird zum Bürotrakt samt Aktenlager umgebaut. In dessen ehemaligem Garten steht jetzt eine 20 Meter lange hohe Halle mit Flachdach, in der Baumaterialien gelagert werden sollen.&bdquo;Das ist noch nicht aufgeräumt, sondern eine kleine Katastrophe", erklärt der Seniorchef beim Durchgang, dabei ist schon jetzt von Durcheinander nichts zu sehen. Steinwolle zum Dämmen von Industriedächern, Gerüste, Metallteile und Holzträger finden hier Platz. Die Coronakrise merkt Berheide höchstens bei der Materialbeschaffung. &bdquo;Augenblicklich bekommen wir keine Dämmstoffe, da der Rohstoff für die Herstellung von BU-Schaum nicht nachkommt. China hat da Probleme", sagt er. Das gelte auch für Holz- und Steinwolle. Auch die Kosten für Konstruktionsvollholz für die Dachstühle oder Brettschichthölzer werden sich verdreifachen. &bdquo;Der Borkenkäfer in den Wäldern tut da sein übriges", erklärt er. Vernünftiges Holz sei kaum noch aus den Wäldern herauszubekommen. Der in der Flucht stehende Schuppen neben an wird auf die gleiche Höhe aufgestockt und verlängert. Dazu muss das mit Asbest gedämmte Dach runter. Das alte Fachwerkhaus auf dem Gelände kommt weg. &bdquo;Das will sich Heiner Bessmann noch angucken", sagt er. Vielleicht findet sich das &bdquo;Schätzchen" irgendwann beim Marienfelder Schneider wieder. Unter die Schleppe soll dann das Brennholz kommen. &bdquo;Und auf das gesamte Dach kommt Photovoltaik", will Berheide dann in erneuerbare Energiegewinnung einsteigen. Eine Heizungsanlage mit Holzschnitzel ist in Planung, mit der er den gesamten Betrieb heizen will. Die Fahrzeughalle ist konzipiert wie ein Feuerwehrgerätehaus Auch die Klempnerei will er komplett neu einrichten. Die Investition in eine sündhaft teure Formatsäge (&bdquo;Von dem Geld könnten wir acht Wochen lang in Afrika Urlaub machen") sei ein weiterer Investitionsbaustein, von dem vor allem die Mitarbeiter profitieren. Die Automatisierung sei längst da. Die vorgeschnittenen Platten gehen von hier auf die Baustelle. Auf der anderen Straßenseite hat Berheide auf der grünen Wiese gleich mehrere Optionen geschaffen. Die Zufahrt hat er wegen eines Straßenbaumes verlegt. Die hohe Lärmschutzwand mit Schleppdach dient zugleich als Lagerort für seltener genutzte Materialien. Zur anderen Seite zur Wohnbebauung hat er einen Schutzwall hochgezogen. Die neu hochgezogene Fahrzeughalle, die mit ihren fünf Toren wie ein Feuerwehrgerätehaus konzipiert ist, bietet mit der mit massiven Bohlen eingezogenen Decke weiteren Platz. Von hier werden mit dem Stapler Materialien herunter gehievt. 500 Kilo pro Quadratmeter können hier abgestellt werden. Zwischen der Halle und dem angrenzenden neuen Gewerbegebiet Steinhäger Straße könnten auf 6.000 Quadratmeter bis zu vier Einfamilienhäuser und ein Sechsfamilienhaus entstehen. &bdquo;Wenn ich einen Gesellen oder Meister aus einer anderen Region hier hinlocken will, muss ich dem was Vernünftiges bieten", spricht er das größte Problem der Branche an, den Facharbeitermangel. Längst zahle seine Firma den Mitarbeitern die Meisterschule, wenn sie sich anschließend fünf Jahre binden. &bdquo;Das wäre früher undenkbar gewesen", sagt er. Der Mindestlohn liege inzwischen für jemanden, der noch nie einen Hammer in der Hand hatte, bei 12,60 Euro. Zu hoch, findet er. Denn ein Ausgelernter mit Gesellenbrief liege bei 14,10. &bdquo;Das passt nicht."

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