Andreas Hanhart will für die Liberalen ins Rathaus: Ich kann Bürgermeister“

Andreas Hanhart, die Harsewinkeler kennen Sie als Stimmungskanone der Landeier, als Karnevalskracher mit lockeren Sprüchen. Mal Hand aufs Herz: Was wollen Sie im Rathaus? Andreas Hanhart: Mal gleich vorweg: Diese Bewerbung ist seriös und ernst gemeint. Ich kann Bürgermeister! Gegenüber meinen drei Wettbewerbern habe ich sogar einen Vorteil. Als Kraftfahrer kenne ich die Arbeitnehmerseite, als Eventmanager bin ich gleichzeitig Arbeitgeber, kann delegieren, habe unternehmerische Verantwortung, kenne mich mit Zahlen aus. Außerdem bin ich ein Bürger aus der Mitte der Stadt. Alles Eigenschaften und Erfahrungen, die ich als Bürgermeister einbringe. In dem Amt sind Sie aber noch weiter gefordert. Hanhart: Ich habe eine empathische Art, kann mit Menschen umgehen und sehe mich als Sprachrohr und Vermittler zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung als die Profis, die sich um die Belange der Bevölkerung kümmern. Beide möchte ich mitnehmen. Ich bin zukunftsorientiert, auch etwas konservativ, aber bestimmt nicht spießig. Sie schreiben den Umbau der Verwaltung in Ihr persönliches Wahlprogramm. Was wollen Sie verbessern? Hanhart: Für mich gibt es da einen klaren Konsens: Die HMGler (Hanharts Kurzform für Harsewinkeler, Marienfelder und Greffener, die Red.) sind die Kunden – und die sind König. Es gilt, diese im Sinne des Bürgers auf Augenhöhe und nicht von oben herab zu behandeln. Wir brauchen Zukunftsdenken, die FDP steht für das Moderne, wir brechen alte Strukturen auf, setzen auf die Digitalisierung, Bildung und neue Ideen. Das zeigen wir auch deutlich im Wahlkampf, wo wir uns als neue Kraft auch mehr trauen. Da sorgen die Liberalen mit einigen steilen Thesen wie &bdquo;Bauer sucht Vertrauen" auch für Gesprächsbedarf ... Hanhart: Die Landwirtschaft wird schnell wegen vermeintlicher Überdüngung gegeißelt und durch Bürokratie zu viel gegängelt. Dabei machen die einen Top-Job, verringern den umstritten Einsatz von Dünger weiter, bekommen aber immer höhere Auflagen. Dabei beweist die Corona-Krise doch, dass die Nahrungskette funktioniert. Ich warne davor, in die Hand zu beißen, die uns im Wortsinn füttert. Was kann da ein Bürgermeister tun? Hanhart: Ein Beispiel: Wir sind die Stadt, in der die Landmaschinen produziert werden, die immer größer werden. Aber unsere landwirtschaftlichen Wege sind immer noch so schmal wie früher. Da sollte man unbedingt was tun. Nicht umsonst werben wir mit dem Slogan &bdquo;Breitermachen". Da wird’s mal ganz konkret. &bdquo;Gestalten statt verwalten" ist noch so ein Spruch. Was steckt bei Ihnen dahinter? Hanhart: Ich erkenne an, dass Sabine Amsbeck-Dopheide die Stadt ordentlich verwaltet, aber das Gestalten und Umsetzen kommen mir zur kurz. Mir fehlen die kreativen Ideen aus dem Rathaus. Ich will das Harsewinkel-Marketing voranbringen. Wir sind sicher keine Touristenhochburg, können aber für unsere Gäste mehr machen. Das fängt schon bei kleinen Dingen wie einem Trinkwasserbrunnen für die Radfahrer in der Innenstadt an. Breiter machen heißt auch: Warum sollen wir uns nicht eine Landesgartenschau zwischen Marienfeld und Harsewinkel zutrauen, die beide Orte verbindet und aufwertet? Oder ein Ausbildungszentrum als Leuchtturm etablieren. Ich möchte Harsewinkel in 20 Jahren in einem anderen Licht sehen, es gestalten und aus einem Flickenteppich, den die Stadt an vielen Stellen bietet, ein harmonisches Gesamtbild schaffen. In dem der ehemalige Gasthof Wilhalm welche Rolle spielt? Hanhart: Bei dem Thema schmerzt mich, dass hier nur so in eine Richtung geplant wird, dass ja die Fördergelder fließen. Das hat Einschränkungen und Auflagen zur Folge und am Ende kommt möglicherweise etwas dabei heraus, das die Stadt nicht gebrauchen kann. Wie ein zweites Heimathaus, mit dem nichts gewonnen wäre. Für mich ist unverständlich, wie man das Ganze auch noch unter Denkmalschutz stellen kann, was alles noch schwieriger macht. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich prophezeie ein Millionengrab. Was muss denn Ihrer Meinung nach da rein? Hanhart: Wir brauchen einen Veranstaltungsort, wo man auch mal mit 300 Leuten etwas anbieten kann. Auch für die jungen Menschen. Mit einer ordentlichen Gastronomie. Da geht es auch um Geld, das Harsewinkel bei aller Förderung nicht hat? Hanhart: Beim Thema Finanzen dürfen wir alle den Blick für die Realität nicht verlieren. Als Politiker muss man da ehrlich sein. Natürlich will ich gerade als Liberaler auch nicht gleich Steuern oder Gebühren erhöhen, aber in Zeiten, in denen die Einnahmen so deutlich sinken, muss man auch sehen, was man sich leisten kann und will und den Leuten nichts vormachen. Ein anderes Beispiel ist das Freibad. Das ist zwar hoch mit Fördermitteln bezuschusst. Aber bei derartigen Problemen wie zuletzt hätte ich das längst zur Chefsache gemacht. Beim Thema TWE sind Sie als Bewohner des ehemaligen Bahnhofs quasi Insider? Hanhart: Ich bleibe da dennoch skeptisch. Klar, wer an der Bahn wohnt, darf sich auch nicht wundern, wenn dort auch wirklich dann mal Züge langfahren. Die Bahn ist schon länger da als die Häuser. Das gilt genauso etwa auch am MSC-Stadion, wo jemand später ein Haus gebaut hat und sich dann über die Lärmbelästigung beschwert. Die Frage ist ja, ob die Wiederbelebung der Bahn neue Chancen bietet? HANHART: Ob die Wiederbelebung des Personenschienenverkehrs sinnvoll ist, muss sich erst noch herausstellen. Ich kenne die Harsewinkeler. Wer mit seinem Auto bequem zum Arbeitsplatz nach Gütersloh fahren kann und dort auch noch einen Parkplatz hat, der steigt doch nicht automatisch auf den Zug um. Das ist zwar wünschenswert, aber auch da muss man realistisch bleiben. Wer es trotzdem tut und sich für die Bahn entscheidet, muss auch etwas davon haben. Etwa, in dem sich der Komfort für den Bahnkunden erhöht. Ich denke da an die Mitnahme des Fahrrades, um am Ziel auch gleich wieder mobil zu sein. Das E-Bike boomt, da müssen dann auch gleich Ladestationen im Zug vorhanden sein, um den Akku während der Fahrt aufladen zu können. Was muss die Bahn aus Ihrer Sicht noch leisten? HANHART: Insgesamt heißt es auch hier wie bei so vielem anderen &bdquo;breitermachen und weiterdenken". Die Anbindung zu den Nachbarn nach Versmold und weiter nach Ibbenbüren in die andere Richtung muss dazugehören. Die Frage ist doch auch, ob die Firma Claas künftig wirklich wieder mehr Mähdrescher und andere Landmaschinen auf die Schiene bringt, die sie heute vom Werk bis zum Kunden auf der Straße transportiert. Früher sind diese Maschinen von Harsewinkel noch nach Russland auf die Bahn verladen worden. Jetzt hat Claas dort ein eigenes Werk. Dieses Ziel fällt also weg. Bei der Frage nach Güterverkehr auf der Bahn ist in meinen Augen viel Wunschdenken dabei. Der Bahnhof selbst soll das Tor zur Innenstadt werden ... Hanhart: ... in der sich sehr viel tun muss. Für das Zentrum wurden jahrzehntelang über Ideen diskutiert, diese aber meistens schon im Theoriestadium verworfen oder es wurde dagegen gestimmt. Warum trauen wir uns nicht mal etwas und probieren einfach mal was aus? Ein verändertes Parksystem oder eine Einbahnstraßenlösung als Großversuch kann doch nach einem Jahr mit allen Erfahrungen für die Einzelhändler und Verkehrsteilnehmer auf dem Prüfstand stehen. Man muss mit den Betroffenen frühzeitig sprechen. Was wäre für die Innenstadt noch vorstellbar? Hanhart: Wir brauchen mehr Gastronomie in der Stadt. Gerade am Alten Markt, der in meinen Augen mehr Fußgängerzone bieten könnte. Was ich absolut befürworte ist, dass leerstehende Geschäfte wie wir sie jetzt aktuell an der Gütersloher Straße vorfinden, nicht in Wohnraum umgewandelt werden dürfen. Das würde das Sterben der Innenstädte nur beschleunigen. Beim Thema Leerstand müssen wir als Stadt kreativ sein und eine moderne Denkweise an den Tag legen. Warum legen wir kein Bonusprogramm für Neuansiedlungen auf und verzichten etwa drei Jahre lang erst mal auf die Gewerbesteuer, damit so ein Geschäft Fuß fassen kann? Welche Chancen rechnen Sie sich mit Ihren Ideen für die Wahl aus? Hanhart: Ich stehe sicherlich im Vergleich zu meinen Mitbewerbern als politischer Neuling da. Allerdings muss man hierin auch die Chance sehen. Ich sehe Dinge vielleicht noch aus einem anderen Blickwinkel als meine Mitbewerber. Insgesamt sehe ich meine Bewerbung sportlich. Wir bringen als FDP und damit als neue Partei viel frischen Wind in Harsewinkel mit. Ich bin zwar kein Rechtsanwalt, aber ich kenne die Stadt und die Mentalität der Menschen und weiß, was diese umtreibt. Die Chance bei dieser Kommunalwahl ist groß. Wenn, dann jetzt.

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