Halle/Bielefeld

Frau angeblich versehentlich angezündet

35-Jähriger übergoss Ex-Freundin mit Spiritus

Marko T. ließ durch seinen Verteidiger Carsten Ernst eine Erklärung verlesen. | © FOTO: WOLFGANG RUDOLF

05.09.2013 | 15.06.2022, 09:55

Halle/Bielefeld. Furchtbare Brandverletzungen hat der 35-jährige Marko T. aus Halle seiner Ex-Freundin Vera S. (20, beide Namen geändert) am 15. März dieses Jahres zugefügt. Auf der Kellertreppe des Hauses in Halle, in dem die junge Frau wohnte, übergoss er sie mit Brennspiritus und zündete sie an. Vera S. überlebte den Anschlag nur knapp, sie erlitt schwerste Verbrennungen, unter denen sie wohl zeitlebens leiden wird.

Vor der Schwurgerichtskammer des Bielefelder Landgerichts hat nun der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Die von Staatsanwalt Thorsten Heidbrede vertretene Anklage wirft ihm versuchten "grausamen" Mord und schwere Körperverletzung vor. In einer zweiten Anklage wird T. der Körperverletzung und Bedrohung beschuldigt: Bereits am 3. November 2011 soll er seine Lebensgefährtin verprügelt, gewürgt und mit dem Tode bedroht haben.

Zu Beginn der mehrtägigen Verhandlung verlas Verteidiger Carsten Ernst eine Erklärung seines Mandanten. Darin räumt der Angeklagte ein, dass es häufig Streit zwischen ihm und Vera S. gegeben habe. Man habe sich aber jedes Mal versöhnt. Am Tattag habe er sich mit ihr aussprechen wollen. Das Paar war wieder getrennt und lebte auch in getrennten Wohnungen.

Weil Vera S. panische Angst vor Spritzen hatte, nahm der Angeklagte an jenem Nachmittag als Drohmittel eine mit Wasser gefüllte Spritze mit, die später am Tatort gefunden wurde. Am Vormittag hatte er sich in einem Baumarkt Brennspiritus besorgt. Als ihm auf sein Klingeln hin die Tür geöffnet wurde, versteckte er sich im Treppenhaus.

Dann fiel er über Vera S. her, die ihre Wohnung verlassen hatte. Es gab ein Gerangel, beide stürzten die Treppe hinunter in den Keller. Er habe die Frau lediglich mit der Flüssigkeit übergossen, um sie "einzuschüchtern", ließ der Angeklagte erklären und versuchte, das weitere Geschehen als Unfall darzustellen. Benzindämpfe müssten die Ursache dafür gewesen sein, dass die Hand des Opfers zu brennen angefangen habe.

"Ich war geschockt, weil ich nie die Absicht hatte, Vera anzuzünden", heißt es in der Erklärung wörtlich. Und weiter: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt die Absicht, Vera zu töten." Das Geschehene tue ihm leid, entschuldigte sich T. Anschließend beantwortete er Fragen der Vorsitzenden Richterin Jutta Albert zu seinem Lebenslauf.

Das Gericht hörte zudem den Polizeibeamten, der Marko T. einige Tage nach der Tat vernommen hatte. Der Beschuldigte habe Betroffenheit gezeigt und mehrfach geweint, berichtete der Zeuge. Das Opfer, als Nebenklägerin von Rechtsanwalt Sebastian Seifert vertreten, soll bei der Fortsetzung des Prozesses am 24. September aussagen.