Entscheidung: Villa von Ex-Klinikumchef im Kreis Gütersloh wird nicht abgerissen

Halle. Die Villa des früheren Haller Klinikumleiters Gustav Diering wird in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Dies hat der Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss auf Grundlage eines Gutachtens des Denkmalsfachamts des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) beschlossen. Im Vorfeld hatte es Unruhe gegeben, zudem war der Auslöser der Untersuchung durch den LWL eher ungewöhnlich. Nachdem der Hauseigentümer Ende vergangenen Jahres vom Kreis Gütersloh die Baugenehmigung für Abriss der Villa und Neubau eines Mehrfamilienhauses erhalten hatte, meldete sich eine Mieterin bei der Stadt mit dem Hinweis, dass das Haus denkmalwert sei. Daraufhin untersuchte der LWL das Objekt und kam zu dem Ergebnis, dass das Haus in die Denkmalliste einzutragen sei. &bdquo;Ich habe arge Bedenken. Ein Gegengutachten des Eigentümers liegt noch nicht vor, dies sollten wir abwarten", sagte Thomas Andres (CDU). Er könne nicht nachvollziehen, dass es seitens der Stadt, die als Untere Denkmalbehörde die Eintragung in die Liste vornehmen muss, keinen Ermessensspielraum gebe. "Das kann doch nicht sein", sagte Andres. Er befürchte, dass der Eigentümer vor Gericht gehe und ein langer Prozess bevorstehe. Eigentümer hat kein eigenes Gutachten vorgelegt &bdquo;Sie irren sich in einigen zentralen Punkten", erwiderte Michael Flohr vom Bauamt der Stadt Halle gelassen. Ein Gerichtsverfahren könne erst dann stattfinden, wenn das Gebäude in die Denkmalliste eingetragen worden ist. &bdquo;Und daran habe ich keinen Zweifel, ich könnte nichts dagegen vortragen", sagte Flohr und stützte somit das LWL-Gutachten. Der Eigentümer habe zudem seit Mai die Gelegenheit gehabt, ein eigenes Gutachten vorzulegen. &bdquo;Es hat zwei Anhörungen gegeben, aber es kommt einfach nichts", sagte Flohr. &bdquo;Wann also wollen sie darüber entscheiden? Möglicherweise kommt ja gar kein Gegengutachten mehr", sagte Flohr. &bdquo;Im Grunde helfen wir sogar dem Eigentümer", ergänzte Manfred Bonensteffen. "Wir eröffnen ihm durch unseren Beschluss die Möglichkeit, vor Gericht zu gehen", sagte der Bauamtsleiter. Schließlich gebe es ohne den Bescheid gar keinen Klagegrund. Diering-Villa soll ein Einzelfall bleiben "Die Sache ist rechtlich eindeutig, es gibt keine Möglichkeit dagegen vorzugehen", sagte Jochen Stoppenbrink (Grüne). Man werde daher für die Aufnahme in die Denkmalliste stimmen. "Es ist nicht gut gelaufen, das war ein unübliches und für uns erstmaliges Verfahren", sagte Bürgermeister Thomas Tappe mit Blick auf den ungewöhnlichen Verlauf, bei dem die Mieterin den Stein ins Rollen brachte. Dennoch müsse man die fachliche Expertise des LWL berücksichtigen und daher gebe es praktisch keine Chance, den vorgesehenen Beschluss nicht zu fassen. Er forderte jedoch, dass dies ein Einzelfall bleiben solle. Daher werde man die Denkmalliste zukünftig stärker im Blick behalten und immer mal wieder anpassen. Die Eintragung der Diering-Villa sei nun aber eine gesetzliche Verpflichtung, der man als Untere Denkmalbehörde nachkommen müsse. Nur ein Unterstützer für den Villa-Eigentümer Manfred Stockhecke (UWG) positionierte sich ebenfalls deutlich. "Ich habe auch Verständnis für den Investor, aber das Gutachten liegt nun einmal vor. "Wir können nicht anders entscheiden, die Stadt ist dazu verpflichtet, so zu handeln." "Die Grenze zwischen einem Kulturhistoriker und einem Kulturhysteriker sind gering", sagte Benedikt Freiherr Teuffel von Birkensee (CDU) mit einem Augenzwinkern. Er hatte Andres' Forderung zunächst unterstützt, stimmte dann aber schließlich doch dafür, dass die Villa in die Denkmalliste aufzunehmen ist. Somit blieb Thomas Andres bei elf Ja-Stimmen der einzige Vertreter des Ausschusses, der sich auf die Seite des Eigentümers schlug.

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