E-Bike-Fahrer in Lebensgefahr: Nicht der erste Unfall an der Stelle im Kreis Gütersloh

Halle. Am Dienstagabend ist in Halle ein Radfahrer aus Steinhagen im Kreis Gütersloh bei einem Unfall lebensgefährlich verletzt worden. Der 67-Jährige stürzte mit seinem E-Bike schwer, nachdem er einen Absperrpfosten auf dem Rad- und Fußgängerweg zwischen altem Busbahnhof und der Siedlung Hartmanns Wäldchen touchiert hatte. Es ist nicht der erste Unfall an dieser Stelle. Im Oktober 2021 war dort eine 68-jährige Frau mit eben diesem Poller kollidiert und musste aufgrund ihrer Verletzungen stationär behandelt werden. 2008 war die Stadt nach einem Radunfall an dieser Stelle sogar verklagt worden. Eine Frau hatte dabei leichte Verletzungen erlitten, ihr Fahrrad einen Totalschaden. Die Klage wurde abgewiesen, die Stadt hatte jedoch anschließend den Pfosten zwecks besserer Sichtbarkeit unter eine Straßenlaterne versetzt. Deutliche Kritik: "Völlig unnötige Gefährdung" Andreas Bültmann ist Mitglied des RC Teuto und oft mit dem Rad unterwegs. Der Haller kann spontan von fünf Vorfällen berichten, bei denen Radfahrende an diesem Absperrpfosten gestürzt sind und sich teilweise schwere Verletzungen zugezogen haben. "Für mich ist das eine völlig unnötige Gefährdung", sagt er. "Wenn ein Pömpel weg kann, dann dieser." Bültmann ist sogar bei der Polizei vorstellig geworden und musste erfahren, dass Fahrradunfälle und deren Orte nicht genau statistisch erfasst werden. "Wenn es um Autos ginge, wäre das mit Sicherheit ein Unfallschwerpunkt", sagt er. Dabei gebe es durchaus bessere Alternativen, als ein Absperrpfosten mitten auf dem Weg zu platzieren, erklärt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Der ADFC fordert daher bereits seit Jahren, auf die Installation von Pollern, Umlaufsperren und ähnlichen Verkehrseinrichtungen generell zu verzichten. Absperrpfosten sollen beseitigt werden - Verwaltung lehnt Antrag ab Er empfiehlt stattdessen, unter anderem an der Seite der Wege bauliche Verengungen vorzunehmen, um die Durchfahrt von Kraftfahrzeugen zu verhindern. Der ADFC rät zudem, durch entsprechende Bodenmarkierungen oder Warnschilder frühzeitig auf Hindernisse aufmerksam zu machen. Das Thema Umlaufsperren und Absperrpfosten ist seit längerer Zeit auch in der Haller Politik ein Thema. Im Mai 2021 hatte die Grünen-Fraktion in einem Antrag gefordert, die Stadt möge Umlaufschranken und mitten im Weg stehende Absperrpfosten auf allen Geh- und Radwegen beseitigen. Das lehnte die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Bau- und Verkehrsausschuss im März 2022 ab und argumentierte darin: "Absperrpfosten sind teilweise in Bebauungsplänen festgesetzt oder verkehrsrechtlich angeordnet. Ein Versetzen der Pfosten in Randbereiche vermindert nicht die Gefahr, dass hier gegengefahren werden kann. Da in diesen Fällen häufig an beiden Seiten ein Pfosten gesetzt werden müsste, um die Durchfahrt für Fahrzeuge zu verhindern, würde sich die Gefahr des Anfahrens sogar verdoppeln." Bei festen baulichen Anlagen sei es dem Winterdienst zudem schlecht möglich, den Radweg freizuräumen. Dieser Argumentation folgten schließlich die Fraktionen von CDU, SPD und UWG. Stadt Halle äußert sich noch nicht Die Stadt Halle wollte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu dem Vorfall äußern. "Zu diesem bedauerlichen Unfall laufen noch Ermittlungen und werden Zeugen gesucht. Erst nach Abschluss der Ermittlungen können wir eine Einschätzung der Gefahrenlage geben", erklärt der Sprecher der Stadt Halle Timo Klack auf Anfrage. Das sagt die Polizei Die Polizei erklärt, man wisse offiziell von zwei Unfällen an dieser Stelle. Gestern gab es einen Ortstermin, bei dem Verwaltung, Polizei und Straßenverkehrsamt sich ein Bild von der Unfallstelle gemacht haben. Das sagt ein Anwalt Ein Rechtsanwalt aus dem Altkreis Halle erklärt, angesichts der Vorgeschichte sei dieser Vorfall natürlich grundsätzlich geeignet, um Schadensersatzansprüche gegen die Stadt Halle geltend zu machen. Allerdings sei die Bewertung immer eine Frage des konkreten Einzelfalls. Und hier laufen derzeit noch die Ermittlungen.

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